Wer ist der ABC Mörder?!
Agatha Christie - The ABC Murders - Article - Wer ist der ABC Mörder?!
Agatha Christie - The ABC Murders
07.02.16 18:11 Test
Nach einer längeren Wartezeit ist nun ein weiteres Adventure, basierend auf einem Buch von Agatha Christie, erschienen. Wir haben diesen Titel für dich einmal getestet.
Agatha Christie (1890-1976) zählt bis heute zu den erfolgreichsten Autorinnen der Welt. Nicht zuletzt erreichte sie dies durch eine sehr große Anzahl an Kriminalromanen und Kurzgeschichten. (Welche natürlich nicht selten erfolgreich verfilmt wurden.) Und auch rund 40 Jahre nach ihrem Ableben lassen sich die Geschichten gut an den Mann oder die Frau bringen, wenn auch nicht mehr unbedingt als Film oder Buchvarianten, sondern viel mehr als Adventurespiele. So auch der neuste Titel Agatha Christie - The ABC Murders, welches von den Entwicklern um Artefakt Studios und Microids visualisiert wurde. Die Geschichte selbst stammt von Agatha Christies 18ten Kriminalroman mit dem original Namen: Die Morde des Herrn ABC (Englischer Originaltitel The A.B.C. Murders).


Rätselhafte Morde in Südengland
Die eigentliche Geschichte ich rasch erzählt. Der belgische Detektiv Hercule Poirot und sein Gehilfe Arthur Hastings werden durch einen mysteriösen Brief über einen Mord informiert. Zuerst bleiben zweifel, in wie fern diese dem ganzen Beachtung schenken sollten, doch schnell stellt sich heraus das der Mörder es ernst meint. Nachdem der erste Mord passiert ist machen sich Poirot und Hastings auf nach London, wo sie zusammen mit dem Chefinspektor Japp von Scotland Yard diesen Mord nachgehen. Anfangs sieht es noch nach einem Ehestreit aus, doch nach und nach zeichnet sich ein Muster ab, welches natürlich Poirot und Hastings nicht entgeht. Es folgen immer wieder neue Briefe die an Poirot adressiert sind und den nächsten Mord ankündigen. Die Geschichte des Alphabeten-Mörders wird dabei fast genauso erzählt, wie die Queen of Crime es niedergeschrieben hatte. Um einen möglichen Spoiler zu vermeiden, gehe ich nun auch nicht weiter auf die Geschichte ein.


Die Untersuchung am Tatort
Das Adventure rund um den Alphabeten-Mörder verwendet einige sehr interessante Gameplay-Elemente. Wie jedes gute Rätseladventure verfügt auch dieser Titel über einen Mix aus Befragungen, Untersuchungen und natürlich eine Schlussfolgerung. Artefakt Studios und Microids konnten mich vor allem durch die Vielfalt der Rätsel und Gedankengängen begeistern. Doch alles nach und nach, denn zuerst geht es daran die Leiche, den Tatort und die Umgebung zu prüfen. Hercule Poirot ist hierbei mein fester spielbarer Charakter. Aus verschiedenen festen Kamerawinkeln begleite ich ihn durch die einzelnen Umgebungen des Spiels. Trotz das die Kameraperspektive überwiegend festgesetzt wurde, gibt es Ecken wo diese immer etwas hinein oder hinaus schwenkt. Neben den normalen Bewegungsmöglichkeiten des Linken Dualsticks kann ich mit dem Rechten einen Kreis bewegen. Diesen könnte man auch locker als Cursor bezeichnen. Doch keine Angst, die Steuerung der Figur und des Cursors ist recht gut gelungen und macht somit also kaum einen Unterschied zwischen Maus und Controller aus. Mit dem Cursor kann ich nun Punkte anklicken, die ich untersuchen will. Habe ich einen bestimmten Punkt gefunden, so erscheint entweder eine Hand mit der entsprechenden Taste oder ein Fernglas. Die Markierungen mit der Hand weisen oft auf Tätigkeiten hin. Das können Rätsel sein, welche mit bestimmten Mechaniken und Sicherheitsystemen gesichert sind oder auch das einfache durchschreiten einer Tür.


Das Ferngleis weist mich dagegen auf einen Beobachtungspunkt hin. Am Tatort kann ich so einzelne wichtige Merkmale hervorheben und analysieren. Wie viele Merkmale es in dieser Blickszene gibt, das zeigt mir der Titel an der linken Seite an. Neben der Betrachtung von bestimmten Stellen kann Poirot auch die Haltung jeder in verdacht stehenden Person begutachten. Hier sind es meistens drei bestimmte Punkte die den Hauptcharakter oft weiter grübeln lässt. Neben der reinen Spurensuche gilt es natürlich auch die Verdächtigen zu Befragen.
An dieser Stelle entwickelt der Titel eine weitere stärke, so gibt es während dieser Befragung mehrere Möglichkeiten den gegenüber unter Druck zu setzten.

Bei Schlussfolgerungen sollte man allerdings etwas vorsichtiger sein, denn bei diesem gibt es meistens nur eine richtige Aussage, weshalb Poirot im Dialog mit seiner Feststellung zurückrudern muss und diese Frage dann neu gestellt wird. Im Grunde kann ich alle Personen so befragen, wie ich es möchte. Hinweise auf die Reaktion gibt mir nicht nur der Wortlaut und die Antwort selbst, sondern die aktuelle Reaktion wird auch als Adjektiv neben der Person angezeigt. Im Grunde kann ich sagen, das bei vielen Befragungen es mehrere Aussagen geben kann. Mal sind diese hilfreich, mal eher nicht. Im Allgemeinen gibt der Titel aber die Reihenfolge der einzelnen Vorkommnisse bestimmend vor und dies bis zum Schluss.


Die grauen Zellen und die Rekonstruktion
Habe ich mit Poirot alles untersucht und mich mit den Schlüsselfiguren unterhalten, (Meistens sind dies Hastings und Japp, sowie die Verdächtigen) Beweismittel und notwendigen Informationen gesammelt, so kommen die "Kleinen grauen Zellen" in Spiel. Diesen Menüpunkt kann ich neben Inventar, Notizen und aktuellen Aufgaben über die Steuerkreuztasten aufrufen. In diesem recht speziellen Menü muss ich nun die gesammelten Informationen in richtige Schlussfolgerungen zusammenfassen. Dabei steht oben die direkte Frage und darunter immer ein bis drei in Frage kommende Tatsachen oder Informationen. Zu fast jederzeit in diesem Titel konnte ich diesen Menüpunkt aufrufen, doch wenn der Titel in die entscheidende Phase tritt, dann schaltet sich dieses Menü von selbst hinzu. Außerdem musste ich beachten, das für diesen Bereich auch genügend Informationen und Indizien vorhanden sein mussten, um solch eine Schlussfolgerung zu ziehen. Den passenden Übergang für das eigene Aufrufen des Menüs für die grauen Zellen gibt natürlich Poirot bekannt: „Nun wird es Zeit die kleinen grauen Zellen anzustrengen.“
Diese Schlussfolgerungen sind in diesem Titel sehr elementar und ermöglichen den Übergang zur Rekonstruktion des Mordes.

Hier erzählt dann Poirot Hastings, manchmal auch Japp, wie der Mord abgelaufen sein könnte. Während der Detektiv nun die Geschichte erzählt, sorge ich als Spieler dafür, das an den entscheidenden Stellen auch die richtigen Aktionen getätigt werden. Am Ende stehen mir, als Spieler, über das Hauptmenü im Punkt „Bonus“ alle Rekonstruktionen, Zwischenszenen und Belohnungen zur erneuten Einsicht bereit. Natürlich ohne etwas erneut machen zu müssen. Übrigens verweigert Poirot auch das verlassenen eines Tatort, sobald nicht alle notwendigen Hinweise oder Rätsel gelöst wurden. So wird verhindert das Spiel selbst, das der Geschichtsstrang zu lückenhaft wird.


Sei wie der typische Poirot, löse Rätsel und sammle Ego-Punkte
Abseits der Untersuchungen und Befragungen geht mein Hauptcharakter auch einer anderen Leidenschaft nach und das ist das lösen von Rätseln. Nicht selten wurden die Rätsel in ABC Murders an weitere Rätsel gekoppelt, sodass ich unter Umständen nicht weiter kam ohne dabei das erste potentielle Rätsel zu lösen. Bieten tut der Titel einen guten Mix aus schwierigen und dann wieder leichteren Rätseln. Zusätzlich hilft bei Ratlosigkeit auch die Indiz-Funktion, welche über das Optionenmenü aktiviert werden kann. Nutze ich diese Funktion, so hilft mir der Titel bei einem Teil des Rätsels, löst aber nicht immer gleich das ganze. Außerdem ist die Indiz-Funktion nach Aktivierung nicht sofort erneut einsetzbar. Erst nach einer gewissen Zeit wird diese Funktion wieder als verfügbar angezeigt. Übrigens kann ich diese Funktion auch mehrmals bei einem Rätsel aktivieren, jedoch unter dem Vorbehalt der angegeben Zeitsperre. Mit dieser Funktion richtet sich der Titel als an ambitionierte Adventure Fans sowie auch Anfänger. Für erfolgreich geführte Unterhaltungen, Untersuchungen und auch Aktionen bekommt Poirot sogenannte Ego-Punkte. Ich persönlich verstehe diese eher als Belohnung dafür, das ich mit meinem Handeln seinen Charakter entspreche. Ein kleines Beispiel? Fast überall finden sich Spiegel an den Wänden. Zuerst ist das natürlich etwas unauffällig doch Poirot kann sich durchaus vor den Spiegel stellen und an seinem Schnurrbart drehen. Das ist eine Geste die den Hauptcharakter ausmacht und beschert mir gleich noch einmal 5 Ego-Punkte. Wie gesagt: Es gibt auch für weitere Aktionen und Handlungen immer wieder Ego-Punkte die diverse Boni im entsprechenden Menü freischalten. (Insgesamt können bis zu 600 Ego-Punkte erspielt werden.) In meinem Test auf der Playstation 4 kam ich natürlich auch an den entsprechenden Trophäen nicht vorbei. Der Titel besitzt zwar selbst ein eigenes Trophäen-System, doch manche sind mit dem des PSN gekoppelt. Man sollte sich also nicht wundern, wenn das Abschließen eines Levels durch ein witziges „Schnurrbart-Wortspiel“ verewigt wird. Alles in allem zeigt dies auch wieder einmal die Liebe zum Detail der beiden Entwicklerteams von Artefakt Studios und Microids bei diesem Projekt.


Und was sagt der Herr Tester dazu?
Es wird Zeit einmal objektiv auf diesen Titel zu blicken. Grafisch passt sich der Titel mit seiner leichten Comic-Art in die Kriminalgeschichte von Agatha Christie sehr gut ein. Vor allem einige Animationen bei Dialogen machen die Charaktere noch realistischer. Die Darstellung der einzelnen Charaktere ist übrigens nicht so steril, wie man nun auf den Bildern vermuten dürfte. Gut... ein paar Gesichtszüge mehr hätten dem Titel sehr gut getan, aber da man eh oft auf den Untertitel achtet, fällt dies nur selten direkt auf. Artefakt Studios und Microids haben hier eine sehr gute Arbeit gemacht. Nachdem ich den Titel gleich zwei mal absolviert hatte, fiel mir allerdings ein kleiner Anzeigefehler auf. Die Stimmen in diesem Titel können zwischen französisch und englisch ausgewählt werden. Selbstverständlich gibt es einen deutschen Untertitel. Leider besitzt der Titel dabei ein bis zwei Textpassagen die einfach zu lang für den Kasten waren und somit extrem klein dargestellt werden. Spieler mit keinen Bildschirmen werden sicherlich hier ein kleines Problem haben, denn die Schrift ist einfach zu klein. Wie aber erwähnt, passiert dies an lediglich zwei Stellen eines Dialogs. Sonnst gestaltet sich die Grafik als solide und passig, sowie auch fehlerfrei. Beim Sound hapert es leider dafür etwas. So hallt das Klicken bei diversen Aktivierungen im Rahmen eines Rätsels mehrmals nach. Ich habe so zwei mal hintereinander geklickt und bekam sechs bis sieben mal den Klick Ton hinterher geschmissen. In sehr seltenen Fällen passte auch die Lippensynchronisation nicht ganz. Die Hintergrundmusik ist im allgemeinen sehr stimmig und gut abgemischt, obwohl auch diese öfter mal in eine Art "Leerlauf" fällt und ich somit ohne musikalische Untermalung weiterspielen musste. (Allerdings bis zum nächsten Ladepunkt.) Von der Akustik und Grafik zur Steuerung. Ich hatte bereits bei den anderen Magazinen gelesen, das diese auf den Konsolen die Steuerung bemängelten. Irgendwie konnte ich das nicht ganz nachvollziehen. Bis auf eine komische Greiffunktion, wofür ich dann eine Tastenkombination anwenden musste, gab es nichts zu bemängeln. Poirot reagiert etwas träge auf die Befehle, allerdings nicht sonderlich hakelig wie andere Berichten.


Ein paar Tastenbelegungen hätte man sicherlich anders gestalten können und der Cursor sollte auch kleinere Klickfehler (Neben einen Aktionspunkt zum Beispiel) verzeihen dürfen, aber an und für sich ist dies kaum ein Grund das extrem schlecht zu benoten. Komme ich zum Spielumfang, denn dich erwarten knapp 8-9 Stunden Rätsel- und Kriminalspaß nach gelungener Agatha Christie Manier. Natürlich kommen Spieler, die nicht extrem ordentlich voran gehen, sicherlich auch unter dieser Zeit durch diesen Titel. Trotz der, für viele sicherlich etwas kurzen Spielzeit, haben die Entwickler so gut wie keine Details aus dem Buch ausgelassen. Es kann also durchaus als ein wahres Agatha Chrisitie Spiel zum Buch angesehen werden. Komme ich zum Schluss zu ein paar Kritiken, welche mir direkt auf der Seele lasten. Als erstes nervten mich die ständigen kurzen Ladezeiten. Ja klar... zwar sind die recht kurz mit bis zu 10 Sekunden Wartezeit, allerdings tauchen diese bei fast jedem Raum oder Umgebung auf. Betrete ich ein Geschäft -> Ladezeit. Gehe ich von einem Raum in einen anderen -> Ladezeit. Und so weiter und so weiter. Es empfiehlt sich im Allgemeinen wahrlich alles zu durchsuchen ehe man die Räume wechselt. Als letztes möchte ich noch einmal auf die Linearität der Story eingehen. So können zwar die Gespräche immer wieder anders geführt werden, (Meistens gibt es bis zu vier verschiedenen Frage/Antwort Möglichkeiten.) aber am Ende führt das ganze auf die selben Ausgangssituationen hinaus. Jedoch muss ich noch einmal betonen, das auch die Entwickler sich im Bereich der Entscheidungsfreiheit an die Vorlage des Buchs halten mussten. Man kann somit also nicht eine volle Veränderung der Story ala Until Dawn verlangen.

Eine kleine Anmerkung der Redaktion:
Seit dem 04.02.2016 ist der Titel lediglich als digitaler Download erhältlich. Ab dem 12.02.2016 folgt dann auch die Box-Version für Computer, Playstation 4 und XBox One.
Erfahre hier, wie der Titel in unserer Wertung abgeschlossen hat.

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Erstellt von Seb66
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Kategorie:
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07. 02. 2016 um 18:11
07. 02. 2016 um 18:11
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