Nichts als Regen?
Heavy Rain - Article - Nichts als Regen?
Heavy Rain
13.03.10 10:54 Test
Regen, Regen nichts als Regen! Das ist der primäre Gedanke der einem durch den Kopf geht, wenn man ein paar Stunden mit dem Spiel verbracht hat. Aber was erwartet man auch anderes, dass Spiel wird le ...
Von der Sonne aufgeweckt startest du als Ethan Mars in den Tag. Das bedeutet also erst mal ab ins Bad zwecks einer Dusche und dem Rest der morgendlichen Körperpflege in Form von Zähne putzen und Rasieren. Natürlich musst du als fürsorglicher Familienvater auch an die Arbeit denken und somit vergnügt sich dein Protagonist noch mit einer architektonischen Skizze am Zeichenbrett, bis seine Frau mit den beiden Jungs nach Hause kommen wird.

Dieser Tagesablauf ist vielleicht nicht der gleiche, den du beim Spielen erleben wirst. Denn so gut wie Alles von dem ich hier noch berichten werde, ist absolut variabel. Der Spieler bestimmt das Handeln seines Alteregos auf dem Bildschirm immer absolut individuell. Beim zweiten Mal durchspielen werde ich auch bewusst versuchen, alles anders zu machen als vorher. Denn der Verlauf der Handlungen wird durch die Situationsbedingten, Intuitiven Handlungen bestimmt.

Hast du deine erste Neugierde zum Spiel im Vorfeld durch das Lesen des Handbuchs befriedigt, so erhältst du die Information, dass jede Kleinigkeit den Spielverlauf beeinflussen kann. Somit achtet man absolut darauf, auch wirklich alles zu erledigen und sei es noch so lapidar, wie einen Schluck O-Saft zu nehmen und vorher die Packung gut zu schütteln.



Ergo vermutest du hinter jeder Handlung einen tieferen Sinn. Gespannt und absolut nicht gelangweilt, trotz des andauernden Prologs - welcher momentan gesehen nichts mit einem Thriller zu tun hat - bleibst du dabei und verfolgst Aufmerksam die folgenden Handlungen.

Das Spiel wird nach und nach immer düsterer, der anfängliche Sonnenschein weicht einem immer stärker werdenden Regen, der über alle Lautsprecher absolut eindringlich und glasklar in meinem kompletten Wohnzimmer zu spüren ist.

Ethan Mars`s normales Leben wird überschattet von einem schrecklichen Ereignis und somit erlebst du im Folgenden seinen gesellschaftlichen Abstieg. Mit den düsteren Farben und dem stetig stärker werdenden Regen werden nun auch die ersten Andeutungen über den "Origami-Killer" gemacht, welcher seine Opfer - alles kleine Jungs im Alter von 6-12 Jahren - bevorzugt im Herbst grausam ertrinken lässt.

Es gibt in Heavy Rain 4 primäre Charaktere, deren Schicksale sich im Laufe des Spiels als unweigerlich miteinander Verknüpft herausstellen. Neben Ethan Mars wären da noch:

Madison Page - Eine junge Fotografin, die unter Schlaflosigkeit leidet und sich daraufhin immer mal wieder ein Zimmer in einem der örtlichen Motels mietet. Denn nur dort findet sie laut ihren eigenen Angaben einen Ort der Ruhe.

Norman Jayden - Ein ehrgeiziger und anfänglich gesetzeskonformer FBi-Profiler, der in die Stadt geschickt wird, um die Ermittlungen im Fall des Origami-Killers voran zu treiben. Zu seiner Unterstützung hat Jayden das "ARI-System" (Added Reality Interface). Dieses System in Form einer elektronischen Sonnenbrille und eines Handschuhs ermöglicht im Tatorte und Beweise in einer Art von Virtual Reality zu untersuchen.

Scott Shelby - ein schätzungsweise Endvierziger, ehemaliger Polizist der mittlerweile als Privatdetektiv sein Geld verdient. Ein harter Brocken, der teilweise brutal zum Ziel kommen will. Im Auftrag der Familien früherer Opfer des Origami-Killers, führt er seine eigenen Ermittlungen in dem Fall durch.



In den ersten paar Stunden des Spiels ist der ständige Wechsel zwischen diesen 4 Hauptcharakteren doch ein wenig verwirrend. Nach einer Weile stellt sich das Ganze allerdings als absolut sinnvoll und genial gemacht heraus. Heavy Rain ist eben doch ein Thriller. Es entstehen parallele Handlungsstränge, die aber alle Zusammen nach und nach immer mehr Sinn ergeben. Jede mögliche Aktion wird durch ein entsprechendes Symbol gekennzeichnet. Neben den Playstation-Tasten gibt es - um nur ein Beispiel zu erwähnen - einen Pfeil nach Oben der sich in einem gestrichelten Kästchen, vor einer Tür befindet. Da du ja aufmerksam den Prolog gespielt hast, weißt du das dies bedeutet, die Bewegung mit dem Analogstick langsam durchzuführen ist, denn das kann ja nur bedeuten, dass jemand hinter der Tür nicht unbedingt sofort bemerken soll, dass du diese nun öffnen wirst.

Von diesen Symbolen, die den Spieler zu einer Handlung mit dem Pad zwingen, gibt es echt eine ganze Menge. Und je nachdem wie schnell du reagierst oder es manches Mal auch nicht schaffst, eine bestimmte Taste im Zeitrahmen zu drücken, wird die Handlung ebenfalls beeinflusst. So bezieht zum Beispiel Scott Shelby schon mal richtig Prügel, wenn du nicht alle Tasten zeitgenau drückst und alle Bewegungen mit dem Pad richtig ausführt.



Alles in Allem ist die Steuerung und die Möglichkeiten die es einem bietet, schon wirklich als genial zu bezeichnet. Es macht richtig viel Spaß zu interagieren. Aber wo Licht ist, ist meistens auch Schatten. So laufen die Figuren nicht immer dorthin wo du es in diesem Augenblick gern gehabt hättest. Durch die Kameraführung zum Beispiel, kann es durchaus sein, dass du eine Treppe 3-5 mal rauf und sofort wieder runter gehst, wobei du eigentlich nur in einer der beiden Richtungen laufen wolltest.

Und wie so oft in Konsolenspielen, mögen auch hier die Spielfiguren ab und an immer mal wieder manche Ecken und Kanten zu sehr, als dass sie dort ein Welchen verharren wollen. So ala "Man man nu geh` doch endlich um die verdammte Ecke rum!"



Wie weit würdest Du gehen um einen geliebten Menschen zu retten?
Das Spiel stellt einen im Verlauf immer wieder vor die ein oder andere moralische Entscheidung. Vor allem Ethan Mars hat es dabei nicht immer leicht. Er muss sein eigenes Leben riskieren. Steht vor der Entscheidung eine Mord durchführen zu müssen. Oder muss gar durch ein Tunnelsystem gespickt mit Glasscherben kriechen. Es erinnert teilweise an Filmtitel wie "SAW" oder "Sieben".

Eine düstere Atmosphäre. Das Überleben eines geliebten Menschen beeinflusst von einem kranken Hirn, der Spaß an sadistischen Aufgaben für seine Opfer hat. Und die Zeit läuft gegen einen...

Die hauseigene Grafikengine von Quantic Dream erzeugt fantastische Gesichtsanimationen und geniale Effekte. Die einzelnen Figuren sehen dermaßen realistisch aus, wie ich es noch in keinem Spiel bisher gesehen habe. Weder auf dem PC und schon gar nicht auf der Playstation. Abstriche haben sie dann allerdings bei den Umgebungstexturen gemacht. Teilweise wirkt es doch sehr "grobkörnig" und unausgereift. Als wenn man mit einer Digitalkamera den Focus auf den Vordergrund legt und die Tiefenschärfe absolut vernachlässigt. Auf einem normalen Fernseher sieht das Ganze dann aber trotzdem noch absolut genial aus.

Spielst du es allerdings auf einem Full-HD LCD und hast den direkten Vergleich zu einem normalen LCD Fernseher, dann ist es aufgrund der bereits erwähnten Detailtreue bei den Gesichtsanimation, schon teilweise eine Enttäuschung wie die Umgebung sich in einzelne Pixel aufzulösen droht.



Der Sound wiederum zeigt keinerlei Schwächen auf. Glasklar und sehr, sehr eindringlich erscheinen sämtliche Umgebungsgeräusche während des gesamten Spiels. Auch wenn sehr viele Geräusche auf einmal auftreten, ist der Regen deutlich hörbar, gar annähernd spürbar. Der Titel wird dem Spiel absolut gerecht. Sowohl die englische als auch die deutsche Synchronisation sind ebenfalls gut gelungen. So wie man sich beim Betrachten einer Person die Stimme vorstellt, so wirken sie dann auch. Keiner der Protagonisten hat einen unpassenden Synchronsprecher erhalten. Die Lippensynchronität ist somit ebenfalls als gelungen zu betrachten.

Nachdem ich nun ein weiteres Mal das Spiel durchgespielt habe muss ich sagen, es ändert sich schon einiges, wenn du einfach nur mal die Spielstärke veränderst. Den ersten Durchgang habe ich laut Spiel im schwersten Modus erledigt, den zweiten dann im leichtesten. Die Tastenkombinationen, die in den verschiedenen Situationen angezeigt werden, sind dementsprechend leichter gestaltet. Leider ist aber auch zu sagen, dass du in manch einer Situation - auch wenn du keine der angezeigten Tasten drückst - trotzdem wieder zu dem Ende der Situation kommst, in welcher du alle Tasten rechtzeitig gedrückt hast. Das ist ein bisschen schade, aber um dem Spielverlauf gerecht zu werden nicht anders realisierbar.

Eines ist allerdings auf jeden Fall sicher, es gibt durchaus mehr als ein Ende von Heavy Rain. Angeblich sollen es insgesamt 18 Stück sein, die du durch geschicktes "immer ein wenig anders an eine Situation herangehen", allesamt erspielen kannst. Bisher habe ich lediglich 2 verschiedene gesehen. Aber das allein war ebenfalls wiedermal genial gemacht, seitens der Entwickler. Zuerst dachte ich, dass ich beim zweiten Durchgang doch eigentlich wieder die gleichen Entscheidungen treffen würde wie beim ersten Mal, dass war mit Sicherheit auch ab und an der Fall. Doch waren es scheinbar in den entscheidenden Situationen abweichende Entscheidungen, die letztlich doch zu einem anderen Ausgang der Story geführt haben.



Fazit
Meine Erwartungen, nachdem ich die Demo von Heavy Rain gespielt habe, wurden nicht nur absolut erfüllt, sondern sie wurden noch übertroffen. Ich habe nun zwar ganz ehrlich, nach annähernd 60 Stunden Spielzeit, absolut keine Lust mehr auf Regen, oder auf das Geräusch von Regen. Aber ich habe es dermaßen genossen, dass Spiel direkt nach dem ersten Mal durchspielen, sofort wieder von vorne zu beginnen, nur um sehen, was in bestimmten Situationen geschieht, wenn ich mich anders verhalte, als beim ersten Mal. Keine Sekunde wurde dieses Spiel langweilig, im Gegenteil. Bei keinem Spiel bisher, musste ich das Pad der PS3 dermaßen in Anspruch nehmen, die PS-Tasten, die Analog-Sticks und den Bewegungssensor brauchte ich die ganze Zeit über.
Wie bei jedem guten Krimi oder Thriller, hast du nach einer Weile ja dein eigenes Täterprofil erstellt und für dich den möglichen Täter bereits ermittelt. Auch bei Heavy Rain hatte ich nach einer Weile meinen absolut sicheren Kandidaten für den Origami-Killer. Aber naja, was soll ich sagen. Er war es nicht. Dabei waren die Indizien doch so eindeutig und es konnte eigentlich alles nur für ihn sprechen ... er war zwar kein Gärtner, aber ich war mir absolut sicher. Doch die Entwickler haben ihren Job richtig gut gemacht und haben es geschafft mich auf eine falsche Fährte zu führen, denn der Killer war jemand von dem ich es bis dato absolut nicht erwartet hätte.

*Bei den hier gezeigten Bildern handelt es sich um Ingame Grafik, es sieht also wirklich alles so gut aus!
Erfahre hier, wie der Titel in unserer Wertung abgeschlossen hat.

KommentareInhalt:Kommentare

Corben14.04.10 15:27
Super geschrieben.....schade das ich keine PS 3 habe.
Logo for Heavy Rain
Erstellt von smeezo
Zuletzt online: 12 Jahre 7 Monate
Kategorie:
Test
Veröffentlicht
Aktualisiert
13. 03. 2010 um 10:54
13. 03. 2010 um 10:54
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