Ein wütender Assassine in Mittelerde
Mittelerde: Mordors Schatten - Article - Ein wütender Assassine in Mittelerde
Mittelerde: Mordors Schatten
05.10.14 16:15 Test
Seit dem 02. Oktober steht ein neuer „Herr der Ringe“ – Titel in den Kaufhäusern und erzählt eine vollkommen neue Geschichte, die verspricht, ebenso düster wie spannend zu sein. Ob das Spiel ...
Vieles an „Mittelerde: Mordors Schatten“ erweckte im Vorfeld den Eindruck, es würde sich um ein schnell dahin produziertes Lizenz-Spiel handeln, bei dem eher finanzielle als künstlerische Intentionen die Antriebsfeder waren. Über die Story war so gut wie nichts bekannt gegeben worden, der neue Hobbit-Film würde keine eigenen Videospielumsetzung bekommen, weshalb eben etwas anderes her musste und Gameplay-Szenen waren nur sehr sporadisch veröffentlicht worden. Aber man kann erleichtert aufatmen: Endlich hat es ein Entwicklerstudio geschafft das hervorragende „Herr der Ringe“-Setting nicht nur zum Kreieren einer grafisch eindrucksvollen Spielwelt zu nutzen, sondern dabei auch eine packende Geschichte zu erzählen. Die Story von „Mittelerde: Mordors Schatten“ ist nämlich überraschend gut geschrieben, was vor allem dem "Red Dead Redemption" Autor Christian Cantamessa zu verdanken sein dürfte und kommt in Form einer finsteren Rachegeschichte daher.


Glücklicherweise hat man den gut geschriebenen Dialogen auch eine nahezu perfekte Sprachausgabe verpasst, deren durchweg professionelle Sprecher (Talion spricht beispielsweise mit der deutschen Synchronstimme von Serienkiller „Dexter“) ihren Figuren auf authentische Art und Weise Leben einhauchen und den Spieler somit gekonnt zum mitfiebern einladen.


Neues aus Mittelerde
Die Story ist irgendwo zwischen dem letzten „Hobbit“-Film und „Herr der Ringe: Die Gefährten“ angesiedelt und illustriert Saurons grausame Wiederauferstehung und Inbesitznahme des Landes Mordor. Im Zentrum der Handlung steht der Gondor-Waldläufer Talion, der zu Beginn des Spieles miterleben muss, wie Saurons Schergen seine Familie töten. Auch er kommt bei diesem Angriff ums Leben, wird aber von Elfenkönig Celebrimbor, dem Schmied des einen Ringes, wieder zurück nach Mittelerde geschickt, um Rache nehmen zu können. Mit magischen Fähigkeiten ausgestattet, beginnt Talion, Saurons Armee von innen heraus zu vernichten, in dem er die Uruks gegeneinander ausspielt. Nach und nach wirbelt Talion die herrschenden Ork-Hierarchien gehörig durcheinander und kommt seiner Rache so sukzessive näher…


Ein seelenloser Assassin's Creed - Klon?
Auf den ersten Blick wirkt „Mittelerde: Mordors Schatten“ zugegebenermaßen wie eine recht dreiste „Assassin's Creed“ – Kopie mit Tolkien-Anstrich. Doch diese Einschätzung greift – so viel kann ich nach dem Spielen guten Gewissens sagen – definitiv zu kurz! Denn obgleich sich Monolith mit ihrem Lizenz-Spiel ganz eindeutig bei Ubi-Softs beliebter Meuchelmörder-Reihe bedient, arrangieren sie deren Elemente virtuos neu und setzen mit ihrer tollen Story, dem eindrucksvollen Setting und genügend anderen Gameplay-Elementen auch eigene Akzente. Außerdem macht „Mordors Schatten“ vieles besser als die alljährlich erscheinenden „Assassin's Creed“ – Titel. So wird auf langweilige „Verfolger-Missionen“ ebenso verzichtet, wie auf die viel zu einfachen Kämpfe des Vorbildes. Denn hier bedient man sich dann eher bei Rocksteady und ihren „Batman“-Titeln, die ein sehr viel dynamischeres und interessanteres Kampfsystem zu bieten haben. Diesen Eklektizismus, den Monolith ganz offenkundig und ohne Scham betreibt, könnte man zwar kritisieren, muss man aber nicht. Denn als Gesamtprodukt funktioniert die Kombination wunderbar und ist deshalb in meinen Augen durchaus legitim.
Im Gegensatz zu den „Assassin's Creed“-Titeln verfügt das Spiel zudem über eine ganze Menge an spannenden Nebenmissionen, die das Spielerlebnis zusätzlich aufwerten und überraschenderweise sogar interessante neue Figuren zur Hauptstory hinzufügen.


Innovatives Nemesis-System und spannende Stealth-Einlagen
Hinzu kommt ein wahrhaft originelles Spielelement namens „Nemesis-System“, das die Hierarchie von Saurons Schergen visualisiert und dem Spieler erlaubt, selbige mit viel taktischem Geschick zu verändern und die Bösewichte gegeneinander auszuspielen. Durch einen installierten Zufallsgenerator bleibt das stets spannend und erfreulicherweise erinnern sich die (in ihrem zufällig generierten Aussehen stark variierenden) Gegner sogar an vergangene Begegnungen mit dem Spieler und reagieren entsprechend. Auch untereinander kommt es zu Kämpfen, herrschen Aversionen oder Respekt und Uruks rücken selbstständig in Führungspositionen vor. Talions Gegenspieler unterscheiden sich je nach Level in ihren Stärken, Schwächen und Kampfstilen, was dem Spiel eine angenehme taktische Note verleiht. Abgesehen von diesem cleveren System gibt es allerdings hinsichtlich der Gegner jedoch nicht sonderlich viel Positives zu sagen. Denn in Mittelerde scheinen (ganz im Gegensatz zu der Filmversion) nur äußerst wenige Rassentypen vorhanden zu sein, weshalb man es viel zu oft mit denselben Widersachern zu tun bekommt. Die Kämpfe machen jedoch immer eine Menge Spaß und werden desöfteren von beeindruckenden Finishing-Moves gekrönt, die erstaunlich brutal daher kommen. Aufgrund der häufig munter durch die Lüfte fliegenden Gliedmaßen ist die USK 16 Freigabe schon ein wenig verwunderlich, aber so funktioniert das nun mal mit Filmumsetzungen, die potentiell viel Geld einspielen werden.

Da im Verlauf der Handlung allerhand Uruk-Festungen/Lager infiltriert werden müssen, ist es geradezu zwingend erforderlich, sich den Hauptmännern schleichend zu nähern, da ein stürmisches Vordringen relativ sicher mit einem schnellen Ableben der Spielfigur enden würde. Diese Stealth-Passagen machen jede Menge Spaß und fügen sich harmonisch in den Rest des Spieles ein. Auch die Gegner-KI macht hier einen recht ordentlichen Job, weshalb man in regelmäßigen Abständen ein wohliges Herzklopfen verspürt, wenn man sich beispielsweise gerade in einem Busch vor den alarmierten Wachen versteckt.


Audiovisuell überzeugender Mittelerdeausflug
An der visuellen Umsetzung gibt es so gut wie nichts zu bemängeln: Die offene Spielwelt versprüht das typische Mittelerde-Feeling, auch wenn sie weitgehend Areale bietet, die man vorher noch nie zu sehen bekam. Auch die Figuren hinterlassen einen überzeugenden Eindruck. Vor allem die gruseligen Uruk-Anführer bleiben im Gedächtnis und wirken teilweise richtig gruselig. Ein dynamisches Wettersystem untermauert die Atmosphäre außerdem zusätzlich und sorgt sogar dafür, dass in Mittelerde ab und zu sogar mal Hagelkörner auf den Protagonisten fallen. Akustisch wird ebenfalls sehr überzeugende Arbeit geleistet und neben den eingangs erwähnten tollen Synchronsprechern, wird auch ein gelungener Score mit zahlreichen neuen Melodien geboten. Besser geht’s kaum!
Erfahre hier, wie der Titel in unserer Wertung abgeschlossen hat.

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Erstellt von George Stobbart
Zuletzt online: 6 Jahre 7 Monate
Kategorie:
Test
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Aktualisiert
05. 10. 2014 um 16:15
05. 10. 2014 um 16:15
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