Ein episodisches Detektivabenteuer
Sherlock Holmes: Crimes and Punishments - Article - Ein episodisches Detektivabenteuer
Sherlock Holmes: Crimes and Punishments
13.10.14 21:24 Test
Es darf wieder im viktorianischen London gerätselt werden! Ob die sechs kniffligen neuen Sherlock Holmes-Fälle aus „Crimes and Punishments“ überzeugen können, klären wir in unserem Test!
Sherlock Holmes gehört zu jenen seltenen Gestalten der Popkultur, die in unterschiedlicher Form immer wieder ins kollektive Bewusstsein zurückkehren dürfen und das Publikum seit Jahrzehnten begeistern. In diesem illustren Kreis befindet sich neben diversen Comic-Superhelden natürlich auch niemand geringeres als der britische Geheimagent James Bond, der überdies noch einige weitere Parallelen zur Arthur Conan Doyles ultra-intelligenten, viktorianischen Detektiv vorzuweisen hat. So starteten beide ihre Karriere in literarischer Form, waren später im Kino bzw. Fernsehen zu sehen, wurden über die Jahre von unzähligen Darstellern verkörpert und fanden irgendwann ihren Weg in das Medium des Videospieles.

Ab der Jahrtausendwende schien es etwas ruhiger um „Sherlock Holmes“ geworden zu sein, lediglich eine Videospielserie von Frogwares verhalf ihm regelmäßig zu neuen Auftritten. Sein Popularitätsgrad stieg allerdings schlagartig wieder an, als Guy Ritchie der Figur eine Rundumerneuerung in Form eines actiongeladenen Kinofilmes spendierte. Doch einen noch größeren Anstieg des Beliebtheitsgerades erzeugte die grandiose BBC-Serie „Sherlock“, welche die Abenteuer des viktorianischen Detektivs in unsere Zeit übersetzte und mit Benedict Cumberbatch den vielleicht besten Sherlock Holmes – Darsteller aller Zeiten zu bieten hatte. Unterdessen war aber auch Frogwares nicht faul gewesen und brachte fleißig neue Videospiele in die Händlerregale. Nach dem erstaunlich brutalen „Das Testament des Sherlock Holmes“ (USK 16), folgt nun mit „Crimes and Punishments“ der offizielle Nachfolger und kommt in Form eines cleveren Episodenspieles daher, das den Spieler mit den unterschiedlichsten Fällen konfrontiert.

Story
Wie bereits angesprochen erzählt das Spiel mehrere, in sich abgeschlossene Geschichten, die in ihrer optischen und inhaltlichen Gestaltung für eine angenehme Abwechslung sorgen und eine ordentliche Portion „Sherlock Holmes“-Atmosphäre transportieren. Der erste Fall führt den Spieler beispielsweise zu einem einsamen Landsitz, der zum Schauplatz eines seltsamen Verbrechens wurde. Der Besitzer hängt, von einer Harpune aufgespießt, an der Wand des Schuppens – nach Selbstmord sieht das alles nicht aus. Im weiteren Verlauf folgen noch fünf weitere Fälle, die allesamt eine interessante Grundprämisse zu bieten haben und an den unterschiedlichsten Orten gelöst werden müssen.

Gameplay
Wir steuern den Meisterdetektiv aus der Ego-Perspektive (wahlweise ist auch eine Third Person – Ansicht möglich) durch die Szenerie, sammeln fleißig Hinweise, verhören Zeugen und ziehen unsere Schlüsse. Angereichert mit einigen, zumeist interessanten Minispielen entwickelt sich so schnell ein angenehmer Spielfluss, bei dem die Frustmomente der früheren Titel weitestgehend ausbleiben. Man fühlt sich tatsächlich so, als hätte man selbst und völlig ohne Hilfe die kniffligen Fälle gelöst, weshalb die Identifikation mit der Hauptfigur ungemein gut funktioniert. Wer sich schon immer mal ultra-intelligent fühlen wollte, ist hier definitiv richtig!

Das neue Kombinations-System, mit dessen Hilfe man den Fall am Ende lösen darf, lässt dem Spieler zudem erfreulich viele Freiheiten, weshalb man sogar zu unterschiedlichen Enden kommen kann. Aufgrund der gebotenen Entscheidungsgewalt erhält eine erfreuliche neue moralische Komponente Einzug ins Gameplay, die es beispielsweise auch ermöglicht, den Täter durch einen späteren, suggestiven Bericht bei Scottland Yard zu schützen. Wie nah man mit seiner Lösung an die Wahrheit herangekommen ist, verrät eine abschließende Punktewertung - das Spiel verfügt also durchaus über einen gewissen Wiederspielwert.

Atmosphärische Kulisse mit kleinen technischen Schwächen
Leider ist das Spiel technisch wie auch schon seine Vorgänger wieder mal nicht vollends auf der Höhe der Zeit und kommt visuell etwas durchwachsen daher. Obwohl ein treffendes Bild der viktorianischen Gesellschaft gezeichnet wird, kommt es immer wieder zu allerhand kleinen Grafikfehlern wie beispielsweise flimmernden Schatten auf den ansonsten recht lebendig wirkenden Gesichtern der Spielfiguren. Außerdem kommt die Steuerung etwas hölzern daher und bremst den Spielfluss desöfteren unnötig aus, weil Holmes mal wieder an einer Ecke hängen geblieben ist. Ärgerlich sind auch die für PS4 Verhältnisse extrem langen Ladezeiten des Spieles. Hier hätte man sich ruhig etwas mehr Mühe geben können. Fans der Vorgänger werden sich zudem darüber wundern, dass dieses Mal von einer deutschen Synchro abgesehen wurde. In Anbetracht der guten englischen Sprecher ist das nicht wirklich schlimm, könnte aber dennoch negativ auffallen.

In Anbetracht der modernen High-Speed Sherlock-Version des BBC wirkt der Hauptcharakter aus „Crimes and Punishments“ fast etwas altbacken. Sein distinguiertes Auftreten in Kombination mit seiner übertrieben höflichen Artikulation entspricht dem des klassischen Holmes aus den Doyle Geschichten und dürfte daher vor allem deren Fans ansprechen. Wer mit der Erwartung, einen Cumberbatch oder Downey Jr. – Holmes zu spielen, an „Crimes and Punishments“ heran geht, wird also zwangsläufig enttäuscht werden. Das Spiel richtet sich ganz eindeutig an geduldige Spieler, bei denen es nicht immer schnell und actiongeladen zugehen muss. Man fühlt sich in Sachen Spieltempo durchaus an klassische Point-and-Click Adventures erinnert und auch die ausschweifenden Dialoge würden in jenes Genre passen. Wer Spaß am Rätseln, Erkunden und Konversationsführen hat, kommt am neuesten „Sherlock Holmes“-Abenteuer also nicht vorbei.
Erfahre hier, wie der Titel in unserer Wertung abgeschlossen hat.

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Erstellt von George Stobbart
Zuletzt online: 6 Jahre 6 Monate
Kategorie:
Test
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Aktualisiert
13. 10. 2014 um 21:24
13. 10. 2014 um 21:24
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