Das New Kid ist wieder da!
South Park: The Fractured but Whole - Article - Das New Kid ist wieder da!
South Park: The Fractured but Whole
16.11.17 16:47 Test
Mit South Park: Die rektakuläre Zerreißprobe steht die lang erwartete und heiß diskutierte Fortsetzung des erfolgreichen Rollenspiels "South Park: Der Stab der Wahrheit" der beiden Visionäre Trey ...
Mit „South Park: The Stick of Truth“ konnten Trey Parker und Matt Stone, die Erfinder von Cartman, Kenny, Kyle und Stan, unter Aufsicht von Ubisoft die umstrittene und schwarzhumorige Animationsserie nun auch auf dem Videospielemarkt etablieren - und das mehr als eindrucksvoll. Mit „The Stick of Truth“ gelang eines der Spielehighlights des Jahres 2014. Lustig, gesellschaftskritisch, pervers – in gewohnter „South-Park-Manier“ begeisterten Cartman und Co. auch auf dem Computerbildschirm. Es folgten etliche Nominierungen und Auszeichnungen, wie beispielsweise der Game Critics Award für das beste Rollenspiel der E3. Die Erwartungen an die Fortsetzung „South Park: The Fractured but Whole“ waren somit mehr als groß, vor allem nach dem langen hin und her bezüglich des Veröffentlichungsdatums. Ursprünglich sollte das RPG nämlich am 6. Dezember 2016 erscheinen. Entwickler Ubisoft gab jedoch kurz vor Release bekannt, dass sich das Datum der Veröffentlichung in das 1. Quartal 2017 verzögern wird. Letztendlich kam „South Park: The Fractured but Whole“ am 17.10.2017 auf den Markt, also beinahe ein Jahr nach geplantem Release. Der Vorfreude der Fans tat die lange Wartezeit aber keinen Abbruch, ganz im Gegenteil – schon auf der diesjährigen E3 zeigte sich, dass der neuste Streich von Trey Parker und Matt Stone auch 2017 wieder polarisieren wird. Hat sich das lange Warten gelohnt?

Superhelden statt Mittelalter

Auch dieses Jahr schlüpfst du wieder in die Rolle des "New Kid" und darfst schweigend die Befehle von Cartman befolgen. Da Cartman jedoch gelangweilt vom Stab der Wahrheit und Mittelalter-Spielen ist, nimmt er die Rolle seines Alter Egos, dem Superhelden Coon, an. Das Verschwinden einer Katze, welche einen Finderlohn von 100$ verspricht, kommt seinem Plan gerade recht. Denn Cartman will ein Superhelden-Franchise aufbauen und mit den 100$ den Grundstein auf dem Weg zum millionenschweren Unternehmen legen. Jedoch sind die "Coon & Friends" nicht die einzigen in South Park mit Franchiseplänen. Die rivalisierende Gruppe "Freedom Pals" ist ebenfalls hinter der verschwundenen Katze und somit den 100$ her und steht deshalb im Krieg mit den "Coon & Friends". Als das das neue Kind ist es nun deine Aufgabe, Cartman und seinen Superheldenfreunden bei der Suche und im Kampf gegen die "Freedom Pals", zu unterstützen. Um in das Abenteuer zu starten, musst du zunächst einmal das Aussehen deiner Figur festlegen. Zur Auswahl stehen etliche Möglichkeiten von Haaren, Bärten, Make-Up, etc. Wirklich festlegen musst du dich beim Erstellen deiner Figur aber nicht, du kannst das Aussehen auch während des Spiels jederzeit anpassen und ändern.

Sind die Äußerlichkeiten erledigt, fordert Cartman dich auch schon auf, dir eine Superheldenklasse auszusuchen. Anfangs stehen mit "Speedster", "Brutalist" und "Blaster" drei verschiedene Klassen zur Auswahl, im späteren Spielverlauf werden diese aber mit weiteren, neuen Klassen ergänzt. Jede Klasse bietet unterschiedliche Kampffähigkeiten und die Kombination der verschiedenen Klassen eröffnet jede Menge taktische Tiefe. Aber auch bei der Klassenauswahl darf der bitterböse Humor aus der Serie nicht fehlen und Cartman verleiht jeder Klasse eine tragische Hintergrundgeschichte mit geradezu herzergreifendem Ende, natürlich in gewohnter South Park Manier. Lediglich der Unterhaltung dienen Cartmans Hintergrundgeschichten dann aber doch nicht. Deine, mit der Klasse einhergehenden, Kampffähigkeiten lassen sich hier erstmals testen und spielerisch erlernen. Ist das „Tutorial“ abgeschlossen, kann es mit dem eigentlichen Abenteuer beginnen, und schnell wird klar, dass die Suche nach der verlorenen Katze große (und oftmals ekelhafte) Hindernisse mit sich bringt.

Mehr Freiheit - Mehr Freude?

Eine große und wichtige Neuerung gegenüber dem Vorgänger findet sich im Kampfsystem wieder. Bei "The Stick of Truth" konntest du dich mit deiner Figur während eines Kampfes nicht bewegen und lediglich von einer festen Position agieren. Dieses Jahr hingegen eröffnet ein schachbrettartiges Kampffeld jede Menge taktische Tiefe. Innerhalb dieses Feldes kannst du deine Figuren frei bewegen und somit deine Angriffsposition verbessern. Da sich die Größe des Kampfbereiches an die jeweilige Umgebung anpasst, musst du deine Helden sorgsam auswählen. Ein Fernkämpfer beispielsweise kann auf einem großen Spielfeld von Vorteil sein, wohingegen Nahkämpfer auf engerem Raum sinnvoller sind. Jeder Charakter aus South Park besitzt individuelle Fähigkeiten und du kannst dein Team vor beinahe jedem Kampf frei zusammenstellen. Außerdem kann dir auch deine Umwelt von Hilfe sein. Hindernisse, wie beispielsweise ein Hocker oder eine Mülltonne können dir Schutz bieten, um gegnerische Angriffe zu blocken. Auch die verschiedenen Kombinationsmöglichkeiten und Wirkungsbereiche deiner Helden besitzen Unmengen taktischer Möglichkeiten.

Was besonders viel Spaß bereitet, sind die Ultimate-Angriffe, welche sich im Laufe eines Kampfes freischalten lassen. Ultimate-Attacken verursachen enormen Schaden und begeistern durch Kreativität und Humor. Ein gutes Beispiel hierfür ist Captain Diabetes, ein treues Mitglied deiner Superheldengruppe Coon&Friends. Bei Captain Diabetes ist der Name Programm und er entwickelt während seiner Ultimate übernatürliche Kräfte aufgrund des Verschlingens jeder Menge Süßigkeiten und Zucker. Vor allem Fans der South Park Serie werden an den Ultimate-Attacken große Freude haben, da viele Referenzen zur Serie spielerisch verarbeitet werden. Alles in Allem kann das neue Kampfsystem mehr als überzeugen und verschafft "The Fractured but Whole" eine überraschend taktische Tiefe, die der Eintönigkeit trotzt und auch jede noch so kleine Rangelei spaßig und lebendig gestaltet.
Mehr als nur ein drittes Geschlecht

Um deine Figur möglichst individuell gestalten zu können, bietet dir "The Fractured but Whole" jede Menge verschiedene Möglichkeiten. Angefangen bei Kleidung kannst du im Laufe deines Abenteuers die absurdesten Oberteile, Hosen und Hüte freischalten und somit deinen Charakter äußerlich individualisieren. Auch bei der Frage nach deinem Geschlecht bietet dir "The Fractured but Whole" eine Vielzahl an Möglichkeiten – männlich, weiblich, bisexuell, pansexuell, genderfrei etc. Die Geschlechterwahl findet im Gespräch mit dem Schuldirektor statt, welcher nicht so recht weiß, was er fragen und mit den gewonnenen Informationen anfangen soll, was die ganze Situation extrem amüsant gestaltet. Einfluss auf das eigentliche Spiel nehmen deine Kleidung und dein Geschlecht jedoch nur bedingt. Anders hingegen verhält es sich bei der Ausrüstung deiner Fähigkeiten. Mit jedem Erfolg erhält deine Figur EP welche sie, nach und nach, im Heldenrang aufsteigen lässt.

Jeder neue Rang bringt neue Möglichkeiten der Verbesserung mit sich, allen voran die Freischaltung von Artefaktenplätzen. Artefakte kannst du sowohl finden als auch durch Missionen verdienen, jedes Artefakt verbessert deine Figur auf unterschiedliche Art und Weise und macht dich im Kampf stärker. Auch das Craftingsystem kann dich im Kampf unterstützen. Mit Hilfe von Schrott oder anderen gefundenen Gegenständen kannst du alle möglichen Objekte craften (herstellen), welche dir Leben, Stärke, Fähigkeiten oder EP verleihen. Ein weiterer interessanter Aspekt deiner Charaktergestaltung ist die Möglichkeit, deine Klasse jederzeit ändern zu können. Dazu ist nur ein Besuch bei Cartman notwendig und schon kannst du eine andere Klasse und somit andere Fähigkeiten auswählen. Diese Möglichkeit hält das Spielerlebnis aufrecht und bietet Laune und Experimentierfreudigkeit.

Schönes Aussehen, derbe Sprüche

Genau wie der erste Teil spielt sich "The Fractured but Whole" wie eine lange und umfangreiche South Park Episode. Grafisch lässt sich zu keinem Zeitpunkt ein Unterschied zwischen dem Spiel und der Serie feststellen, jede einzelne Szene könnte genauso in der TV-Show zu sehen sein. Aber nicht nur grafisch sondern auch soundtechnisch agieren Cartman und Co. auf ganz hohem Niveau. Dieses Jahr sitzen nun auch die deutschen Originalsprecher mit im Boot und vertonen alle Charaktere in gewohnt großartiger Manier. Natürlich bleibt der Verlust des ein oder anderen Wortspieles nicht aus und grundsätzlich ist die englische Sprachausgabe deswegen auch empfehlenswerter, authentisch ist die deutsche Version jedoch allemal. Was uns auch schon zum absoluten Hauptbestandteil von "The Fractured but Whole" bringt – dem Humor. Seien es Prostituierte, Stars oder Präsidenten, South Park macht vor nichts und niemandem Halt und lässt sich auch von moralischen Grenzen nicht einschüchtern. Ist es in Ordnung, betrunkene Geschäftsmänner durch einen Lapdance zum Reden zu bringen? Vermutlich nicht. Ist es witzig? Das zweifelsohne.

Denn auch die noch so absurdesten und verwerflichsten Inhalte werden enorm lustig verarbeitet. Sei es ein Minispiel, bei welchem deine Figur im richtigen Rhythmus twerken und furzen muss oder ausschweifende Dialogszenen darüber, ob deine Mutter mit deinem Vater geschlafen hat – beinahe jedes Tabu wird gebrochen. Natürlich ist Humor immer noch Geschmackssache und nicht jeder kann über die Inhalte von "The Fractured but Whole" lachen, aber Trey Parker und Matt Stone schaffen es, derart plump als auch raffiniert zur gleichen Zeit zu sein, dass auch die stumpfsten Szenen immer noch eine sinnvolle Botschaft beinhalten können. Gesellschaftskritik und purer Stuss waren selten so nah beieinander und genau das zeichnet South Park aus. Was dieses Jahr aber leider fehlt, sind die ganz großen "Was zum Teufel"-Momente. Die besten Folgen der Serie bestehen aus gerade diesen Momenten, in denen man als Zuschauer erst einmal gar nicht so genau weiß, was man gerade zu Gesicht bekommt. Der Vorgänger konnte eben jene Momente vorweisen (man erinnere sich an das Schlafzimmer der Eltern). Derartig krasse Grenzüberschreitungen leistet sich "The Fractured but Whole" aber nicht, was Fans des Vorgängers und der TV-Show ein wenig enttäuschen könnte.

Wohnen in South Park

Kann die Spielwelt genauso überzeugen wie die Grafik oder zeigt "The Fractured but Whole" hier seine große Schwäche? Was das Spiel bei der Grafik schon super macht, macht es bei der Spielwelt sogar noch besser – ein frei erkundbares South Park mit Geheimnissen, Schätzen und Geschichten an jeder Ecke. Eine Vielzahl von Nebenmission und viele kleine Rätsel gestalten die Spielwelt extrem interessant und lebendig. Viele Bereiche lassen sich im Laufe des Spiels mit Hilfe neu erlernter Fähigkeiten freischalten und eröffnen somit immer wieder neue, kleinere Welten. Jeder bekannte Schauplatz aus der Serie findet sich wieder und lässt sich betreten und erforschen. Dieses Prinzip kann vor allem bei Fans von South Park einen enormen Entdeckungsdrang hervorrufen und die ein oder andere Spielstunde in Anspruch nehmen. Was das Gameplay und die Steuerung betrifft, hat sich im Vergleich zum Vorgänger (abgesehen vom Kampfsystem) nicht sonderlich viel getan. Leicht erlernbar, effektiv und angemessen – auszusetzen gibt es auch dieses Jahr so gut wie nichts. Natürlich bietet "The Fractured but Whole" nicht die umfangreiche Steuerung, wie man sie von anderen Rollenspielen kennt, was aufgrund des zweidimensionalen Spielprinzips jedoch nicht weiter.
Erfahre hier, wie der Titel in unserer Wertung abgeschlossen hat.

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Erstellt von Rufus
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Kategorie:
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Aktualisiert
16. 11. 2017 um 16:47
16. 11. 2017 um 16:47
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