Fahr zur Hölle
Dante's Inferno - Article - Fahr zur Hölle
Dante's Inferno
20.02.10 21:58 Test
Religiöse Weltliteratur meets Hack´n´Slay. Wie gut kann Entwickler Visceral Games dieses nicht ganz alltägliche Zusammentreffen in seinem neuen Action-Adventure unterbringen?
Was, du kennst die "Göttliche Komödie" des italienischen Dichters Dante Alighieri nicht, einem der größten Werke der Weltliteratur? Wenn ich mir die zahlreichen Berichte zu Electronic Arts neuesten Action-Advenure "Dantes Inferno" so durchlese, welches auf jener Dichtung basiert, könnte man glatt denken, dass jeder zweite ein Buch davon unter seinem Kopfkissen zu liegen hat. Die Wirklichkeit dürfte aber gänzlich anders aussehen. In Wahrheit werden sich wohl nur die wenigsten von uns an dieser schweren Literaturkeule vergangen haben. Aber keine Angst, auch als einfacher Kulturbanause, zu denen ich mich ebenfalls zähle, kann man dem Spiel einiges abgewinnen. Vor allem, da uns als Aufhänger dieser schweren Kost das Hack´n´Slay Genre zur Seite steht.

Story
Ebenso umfangreich wie das besagte Werk des Dichters, könnte ich nun auch die Story des Spieles umschreiben. Könnte. Da dies aber garantiert keiner möchte bzw. keinen wirklich interessiert, hier nun meine Kurzversion der Hintergrundgeschichte. Du schlüpfst im Spiel in die Haut eines Kreuzfahrers, der ebenfalls mit dem Namen Dante gesegnet wurde. Dieser hat auf den heiligen Kreuzzügen im Namen Gottes nicht nur reichlich Blut vergossen, sondern auch vor anderen Sünden kein Halt gemacht. Somit qualifiziert er sich ungeahnt für einen besonderen Auftritt bei Luzifer persönlich. Als jener obendrein noch die Seele von Dantes getöteten Verlobten mit in die Tiefen nimmt, macht sich der heilige Krieger umgehend auf den Weg, diese wieder zu befreien bzw. aus dessen Griffeln zu erlösen



In Sachen Grafik
Die eingespielten Videosequenzen nach dem Starten des Spiels, lassen das Herz eines jeden Grafik-Enthusiasten schneller schlagen. Der darauf folgende Einstieg ins 3rd-Person-Actionspiel kann da leider kein so großes Kino auffahren. Abgesehen von den großen Bossgegnern und der Umgebung, kann sich die Grafik an den zahlreichen kleineren Gegnerscharen nur selten in seiner ganzen Pracht entfalten. Zum Teil büßt der Titel auch einiges durch sein dunkles Setting ein, was sich aber bei einem spielbaren Abstieg in die Hölle kaum vermeiden lässt. Dieses mal außen vor gelassen, muss sich Dantes Inferno in Sachen Grafik aber hinter keinem aktuellen Xbox 360 Titel verstecken.

Jetzt ist Sense
Ein Waffennarr wird sich hier etwas verloren fühlen, steht einem hier oberflächlich gesehen nur eine einzige zur Verfügung. Die Qual der Wahl wird einem so jedenfalls gleich vorweg abgenommen. Apropos abgenommen. Bei jener Waffe handelt es sich um die "Sense des Todes", welche du in den ersten Minuten des Spiels dem Tod in Person abnimmst. Für alle weiteren Attacken setzt du entweder dein heiliges Kreuz oder diverse Zauber ein. Ersteres gehörte Dantes Verlobten und kann nicht nur als mächtige Fernwaffe eingesetzt werden, sondern spendiert dir in der Dunkelheit der Hölle auch hin und wieder etwas Licht. Ansonsten kannst du dieses auch noch zur Erlösung bzw. Bestrafung gequälter Seelen einsetzen, von denen du einige auf deiner Reise antreffen wirst.



Je nachdem wie du dabei vorgehst, kannst du deine Heiligkeits- bzw. Unheiligkeitsstufe weiter ausbauen. Dieses kannst du jederzeit auf der Bildschirmanzeige oder auch im Menü mit verfolgen. Meine Erfahrung im Spiel zeigte aber, dass sich dies in keinerlei Weise auf das Ende des Spiels auswirkt. Durch die ausgebauten Stufen lassen sich, durch das Zahlungsmittel befreiter Seelen, lediglich spezielle Verbesserungen frei schalten. Somit kannst du dir eigentlich das nervige und einfallslose Minispiel zur Erlösung der Seelen schenken. Bei diesem erscheint auf deinem Bildschirm lediglich eine Abbildung deiner Controller-Tasten, die du dann abwechseln drücken musst, je nachdem aus welcher Richtung bunte Kugeln heran fliegen. Ehrlich gesagt, eines der miesesten Minispiele die ich je gesehen habe. Vor allem, dauert dieses um einiges länger als die kurze Bestrafung der Verdammten.



Zur Magie brauche ich eigentlich nicht viel erzählen. Hier läuft es nach dem bekannten Schema ab. An verschiedenen Punkten, zumeist in der Nähe eines Speicherpunktes, triffst du meist auf Sphären, wo du deine Manareserven zur Aktivierung deiner Zauber füllen kannst. Ebenso verhält es sich bei deiner Gesundheitsanzeige. Gut gelöst bzw. verteilt sind die bereits angesprochenen Speicherpunkte. Jene sind fair in der Unterwelt verteilt und geben dir maximal die Chance 16 zuvor gespeicherte Aufenthaltsorte abzurufen.

Steuerung und Gameplay
An der Steuerung gibt es wirklich nichts auszusetzen. Diese ist perfekt auf den Buttons und Tasten verteilt und prägt sich schnell ein. Hier macht sich das knappe Waffenarsenal sogar positiv bemerkbar. Da nur zwei Tasten zur Steuerung der Schnetzel-Sense ausreichen, kannst du dich nebenbei auch voll auf das einsetzen deiner vorhandenen Zauber konzentrieren. Auch die im Spiel enthaltenen Kletter-, Sprung-, und Hangelpassagen lassen sich mit dem Controller bestens meistern.
Dantes Inferno wird zwar als Action-Adventure angepriesen, legt aber im Vergleich zu anderen Titeln dieses Genres, nur leichte Kost in Sachen Rätsel vor. Hier dürfte der Frust eher bei der Ausführung, als bei der Findung einer Lösung zu finden sein. Insgesamt gesehen, bleibt der Frustfaktor aber eher im unteren Bereich.

Mit cirka zehn Spielstunden bewegt sich der Höllentrip gerade noch im grünen Bereich, was das Preis-Leistungs-Verhältnis betrifft. Wenn man es ganz genau nimmt, müsste ich mindestens noch eine Stunde für das missratene Erlösungsspielchen und den kurz vor Schluss unnötig in die Länge gezogenen Spielverlauf abziehen. Dort heißt es gefühlte zwanzig Mal: Tor öffnen, Hürde überwinden, Töte so und so viel Gegner ohne Magie...Tor öffnen, Hürde überwinden, Schalte alle Gegner ohne zu Blocken aus usw. Solche Übungspartien erwarte ich höchstens zu Beginn eines Games und nicht kurz vorm großen Finale.



Sounds from Hell
Die düstere Atmosphäre des Spiels wird vor allem durch den morbiden und verstörenden Sound aufgebaut. Bei deinem Durchlauf der "Kreise der Hölle" wird dir einiges an psychologischer Beschallung zugemutet. Kein Wunder, werden dort nicht gerade wenige Seelen für ihre begangenen Sünden zur Rechenschaft gezogen. Wer zahlreiche Anläufe für bestimmte Hindernisse benötigt, sollte somit schon einiges an Schrei-, Stöhn-, und Röcheleinlagen ab können bzw. seine Fernbedienung in geringer Reichweite ablegen.
Die deutsche Synchro kann sich sehen lassen, was aber relativ zu sehen ist, ist der Held doch recht wortkarg. Das meiste wird einem erzählerisch präsentiert, was zum größten Teil durch diverse Rückblenden passiert.

Fazit
Bei meiner vorangegangenen Beschreibung könnte der Verdacht aufkommen, dass es sich bei Dantes Inferno eher um einen mittelprächtigen Titel handelt. Dem ist aber eben nicht so. Trotz einiger negativer Aspekte, wie den Minispielchen und der knappen Spielzeit, find ich den Ausflug dieses Hack´n´Slay Abenteuers doch recht gelungen. Es hat nur wenige Längen und weiß mit seinem eher ungewöhnlichen Szenario zu unterhalten. In welchem Spiel bekommt man schon die Gelegenheit, sich die neun einzigartigen Kreise der Hölle aus der Nähe anzuschauen. Kaum ein Sünde, die euch hier nicht begegnen wird. Und ganz nebenbei hat man sich auch noch in Sachen Weltliteratur weiter gebildet, was will man mehr.
Erfahre hier, wie der Titel in unserer Wertung abgeschlossen hat.

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Erstellt von LidoKain
Zuletzt online: 8 Jahre 8 Monate
Kategorie:
Test
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Aktualisiert
20. 02. 2010 um 21:58
20. 02. 2010 um 21:58
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