Rufus ist nicht totzukriegen!
Deponia Doomsday - Article - Rufus ist nicht totzukriegen!
Deponia Doomsday
14.03.16 15:43 Test
Ein vierter Deponia-Teil? Ja, richtig gehört! Mit „Deponia Doomsday“ geht die Adventure-Trilogie weiter. Ob die hohe Qualität der Vorgänger abermals erreicht wird, klären wir im Test!
Im Dezember 2013 schrieb der Autor dieser Zeilen noch wehmütig: „Es handelt sich daher schlicht und einfach um ein Spiel, an dem es eigentlich absolut nichts zu kritisieren gibt, außer vielleicht der Tatsache, dass es eine grandiose Spielreihe beendet und wir auf weitere Abenteuer mit Rufus und Co. in Zukunft leider verzichten müssen.“ Die Existenz von „Deponia Doomsday“ befreit den Vorgänger nun von diesem (einzigen) Kritikpunkt, indem es das Schrottplaneten-Epos um eine weitere geniale Episode erweitert und in Sachen Narration einen angenehm originellen Ansatz verfolgt.

Schon das eigenartige Marketing steht sinnbildlich für den ganz speziellen Daedalic-Humor, den Adventurefans im Inn- und Ausland innig lieben. Pokis neuestes Werk wurde nur wenige Tage vor Release angekündigt und erreichte die Spielergemeinde somit, als wäre es direkt aus einer Zeitanomalie gefallen. Ein Umstand, der wunderbar mit der inhaltlichen Grundprämisse des Spieles harmoniert.

Story
Etwas verwundert war man nach der Ankündigung zugegebenermaßen schon: Wie soll die eigentlich abgeschlossene Adventure-Trilogie sinnvoll fortgeführt werden? Schließlich stürzte Held Rufus am Ende von „Goodbye Deponia“ ins Nichts und löste damit Diskussionen aus, die sogar an die Rezeption des berüchtigten „Mass Effekt 3“ Finales erinnerten. Auch Mastermind Poki betonte in Interviews immer wieder, dass die Reihe abgeschlossen sei und vollkommen der Vision entsprechen würde, die er von Anfang an verfolgt hatte. Handelt es sich bei „Deponia Doomsday“ also um ein Zugeständnis an die enttäuschten Fans? Um eine Wiedergutmachung?

Mitnichten! Eben jene Fans werden im Intro sogar direkt angesprochen und die Schreie nach einem „Happy End“ werden sinngemäß mit einem zynischen „Na gut, ihr habt es ja nicht anders gewollt!“ beantwortet. Nein, um ein nachgereichtes Happy End handelt es sich definitiv nicht, eher um eine ebenso charmante wie clevere Trotzreaktion, die das kontroverses Ende von „Goodbye Deponia“ um ein noch polarisierenderes Kapitel erweitert. Ganz konkret bekommt es der Spieler mit einer komplizierten Zeitreisegeschichte zu tun, bei der viele alte Gesichter wieder auftauchen und ein rosaner Elefant regelmäßig für Chaos sorgt. Irgendwie ist also alles beim Alten. Oder doch nicht?


Gameplay
Obgleich viele Schauplätze aus den Vorgängern storybedingt abermals Verwendung finden, entsteht zu keiner Sekunde der Eindruck, die Entwickler hätten sich auf die faule Haut gelegt und lediglich bestehendes Material wieder aufgewärmt. Man bekommt eine Vielzahl neuer Örtlichkeiten oder deutliche Variationen von Bekanntem präsentiert, sodass nie Langeweile aufkommt. So gestaltet sich schon das erste Kapitel als vollkommen neue Welt, obwohl wir wieder in Rufus Heimatstadt aus dem ersten Deponia-Teil herumlaufen. Dort erfahren wir dann auch endlich die Origin-Story der netten Empfangsdame Lotti und lernen etwas über die hiesigen Festivitäten. Spielerisch folgt die Reihe dabei noch immer den Tugenden klassischer Point-and-Click-Adventures und präsentiert einige der spaßigsten und kniffligsten Rätsel, die es in diesem Genre bisher zu lösen gab. Man klickt sich durch exzellent geschriebene (und vertonte) Dialoge, füllt sein Inventar mit teils obskuren Gegenständen und durchstreift die gigantische Spielwelt (- obgleich dieser Teil einer geradlinigeren Struktur als seine Vorgänger folgt).


Auch einige optionale Minispiele haben es wieder mit ins Spiel geschafft. Neu sind kleine Actionsequenzen und das Spiel mit den unterschiedlichen Zeitebenen. Letzteres sorgt für harte Kopfnüsse, die man als geübter Adventureveteran jedoch gut lösen können sollte. Das Niveau der Rätsel steigt im Verlauf des Spieles natürlich an, überschreitet jedoch nie die Grenze zum Unfairen (obgleich der eine oder andere Zocker sich vielleicht über die Absurdität mancher Item-Kombinationen aufregen dürfte, aber das gehörte schließlich schon bei den legendären Lucas Arts Adventures zum guten Ton). Streitbar ist lediglich der Zeitdruck, der einige der späteren Rätsel begleitet - mich hat dieses Element eher gestört. Hinsichtlich des Spielumfangs stellt „Deponia Doomsday“ den bisher längsten Teil der Reihe dar und bietet etwa 15-20 Spielstunden.


Audiovisuelle Gestaltung
Optisch darf man keine allzu großen Veränderungen erwarten, aber die hat die Reihe auch gar nicht nötig: Das ästhetische Niveau der Vorgänger wird gehalten und sogar noch verbessert! So hat Rufus nun beispielsweise hübschere Bewegungsanimationen zu bieten. Die gezeichneten Schauplätze sind abermals sehr abwechslungsreich geraten und man merkt dem Spiel seine Detailverliebtheit zu jeder Sekunde an. Allerdings wirkt das Adventure auch diesmal technisch etwas angestaubt, da sich einige Ruckler mit ins Spiel geschlichen haben. Aber da mir zum Test eine Vorab-Version vorlag, könnten diese Fehler mittlerweile bereits behoben sein.

Tiefschwarzer Humor und eine hervorragende Synchronisationsarbeit
Für die Fans wurden zudem einige Meta-Gags mit eingebaut. So muss man beispielsweise einen entfernten Verwandten der Raupe Spott aus „The Whispered World“ unsanft in einen Mixer stecken. Apropos schwarzer Humor: „Deponia Doomsday“ steht den bitterbösen Gags seiner Vorgänger in nichts nach und animiert zuverlässig zum Lachen! Dass (vor allem) die Dialoge diesen Effekt erzielen, liegt zum einen an ihrer hohen Qualität und zum anderen an den wunderbaren Sprechern. Sämtliche Charaktere aus den Vorgängern verfügen wieder über ihre Stammsprecher, von denen Monty Arnold natürlich wieder am präsentesten ist. Besser könnte es kaum sein!

Abschließend bleibt zu sagen:
Danke Daedalic! Die unerwartete Rückkehr auf den Schrottplanenten macht unglaublich viel Spaß und übertrifft den nahezu perfekten Vorgänger sogar noch. Es handelt sich daher um die bislang schönste Überraschung des Videospieljahres 2016!

Erfahre hier, wie der Titel in unserer Wertung abgeschlossen hat.

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Erstellt von George Stobbart
Zuletzt online: 6 Jahre 7 Monate
Kategorie:
Test
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Aktualisiert
14. 03. 2016 um 15:43
14. 03. 2016 um 15:43
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