Eine emotionale Erkundungstour
Gone Home - Article - Eine emotionale Erkundungstour
Gone Home
09.07.14 22:30 Test
Ende letzten Jahres überraschte das frisch gegründete Entwicklerstudio „The Fullbright Company“ durch eine Spielerfahrung von beeindruckender emotionaler Intensität. Nun steht ihr Debut „Gone ...
Am 15.08.2013 erschien „Gone Home“ erstmals als Downloadtitel und ist nun endlich auch für Retail-Fans käuflich zu erwerben. Die umfangreiche Limited Edition ist nicht nur überaus schick anzusehen, sondern beinhaltet neben einem interessanten „Designer´s Notebook“ und Goodies wie Stickern etc. auch den tollen Soundtrack von "Gone Home". Im Mittelpunkt steht natürlich dennoch das Spiel selbst, das erfreulicherweise in einer DRM freien Version vorliegt.

Story
Als Kaitlin nach einem Jahr im Ausland wieder nach Hause kommt, findet sie das riesige Anwesen ihrer Familie leer vor. Weder ihre Eltern noch ihre Schwester sind im Gebäude zugegen, weshalb sich Kaitlin auf die Suche nach Hinweisen begibt, die ihr eine nähere Auskunft über den Aufenthaltsort der Abwesenden liefern könnten. Während ihrer Suche wird sie schließlich mit einem lange gehüteten Geheimnis konfrontiert…

Anspruch, emotionale Intensität und Nineties-Spirit!
Aus Gründen der Spoilergefahr will ich zwar nicht zu viel verraten, aber eines muss ich dennoch loswerden:
Die einfühlsame Geschichte von „Gone Home“ überragt in Sachen Anspruch, Glaubhaftigkeit und emotionaler Intensität haushoch die kühnsten Erwartungen und beinhaltet eine der berührendsten Liebesbeziehungen, die je in einem Videospiel ersonnen wurden. Darüber hinaus ist das originelle Adventure gleichsam ein leidenschaftliches Plädoyer für Toleranz, das diese wichtige Botschaft jedoch zu keiner Sekunde krampfhaft in den Mittelpunkt rückt. Das (Pseudo-) Tabuthema „Homosexualität in Videospielen“ scheint zwar gerade ziemlich en vogue zu sein – man rufe sich die „Dragon Age“ Sensationen ins Gedächtnis- verkommt in „Gone Home“ aber nie zum Selbstzweck, sondern wird von den Entwicklern jederzeit aufrichtig und authentisch behandelt.


Das Spiel gehört daher zu jenen seltenen Glücksmomenten der Videospielgeschichte, die für den Fortbestand und die Weiterentwicklung des Mediums eine unglaublich große Bedeutung haben – gäbe es mehr Projekte dieser Art, wäre das „Videospiel“ möglicherweise bereits ein allgemein akzeptiertes Kulturgut und würde auch endlich die lang verdiente Rezeption als solches erfahren. Daher muss man den ehemaligen "BioShock 2" Entwicklern Steve Gaynor, Karla Zimonja und Johnnemann Nordhagen für ihre ambitionierte Arbeit wirklich anerkennend auf die Schulter klopfen.Denn neben der ergreifenden Story wartet „Gone Home“ auch noch mit einer angenehm unaufdringlichen und daher umso authentischer wirkenden Reanimation der 90er Jahre auf, die zu keiner Zeit ins Plakative abdriftet und sich ausschließlich über sehr natürlich wirkenden Randdetails und Items konstituiert – ob „Pulp Fiction“ – Kinoticket oder zahlreiche VHS-Kassetten, die Entwickler bewahren stets ihr Gespür für subtile Zeitgeistreminiszenzen. Kinder der 90er werden sich im riesigen Anwesen von Kaitlins Familie daher sofort heimisch fühlen und am ausgiebigen Erkunden eine noch größere Freude haben.


Gameplay, Grusel und gelungene Präsentation
Spielerisch bekommt man es mit einem typischen Firtst-Person-Spielgefühl zu tun, bei dem statt wilder Ballerei jedoch das Sammeln, Untersuchen und Erkunden das Gameplay bestimmt – darüber hinaus eignet sich diese Perspektive natürlich am besten, um eine möglichst intensive Identifikation mit der Hauptfigur zu ermöglichen. Beim Durchstreifen des Anwesens fühlt man sich ab und zu sogar an das grandiose Psycho-Horror-Adventure „Amnesia“ erinnert, auch wenn man es bei „Gone Home“ lediglich mit ganz sanftem Grusel zu tun bekommt. Dennoch verfügt das Spiel über eine durchaus beunruhigende Atmosphäre, die vor allem aus dem tobenden Gewitter und der beachtlichen Größe des Gebäudes resultiert. Es ist schlicht und einfach kaum vorstellbar, dass man wirklich die einzige Person in dieser verlassen wirkenden Wohnstätte sein soll! Gefundene Berichte über die Geisterhaus-Vergangenheit des Familienwohnsitzes intensivieren die latent vorhandene Bedrohung zusätzlich und sind gleichsam ein hervorragendes Beispiel für den subtilen Spannungsaufbau von „Gone Home“. Die Grafik animiert zwar nicht gerade zu Freudensprüngen, lässt aber jederzeit zuverlässig eine gelungene Atmosphäre entstehen, weshalb es hier eigentlich nichts zu meckern gibt. Beeindruckend ist zudem das Voice-Acting geraten, das die Story mit überaus professionell eingesprochenen Monologen auf dem heimischen Bildschirm zum Leben erweckt und einen Großteil zur emotionalen Anteilnahme beträgt.


Bei „Gone Home“ handelt es sich um eine beeindruckende Videospielerfahrung, die sich kein Indie-Game-affiner Zocker entgehen lassen sollte. Was natürlich nicht bedeuten soll, dass alle anderen das Spiel lieber meiden sollten, denn „Gone Home“ dürfte so ziemlich jeden emotional berühren, versprochen!
Erfahre hier, wie der Titel in unserer Wertung abgeschlossen hat.

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Erstellt von George Stobbart
Zuletzt online: 6 Jahre 7 Monate
Kategorie:
Test
Veröffentlicht
Aktualisiert
09. 07. 2014 um 22:30
09. 07. 2014 um 22:30
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