Oddworld Reloaded
Oddworld: New n Tasty - Article - Oddworld Reloaded
Oddworld: New n Tasty
07.08.14 08:24 Test
Wie seine beiden Nachfolger bekommt jetzt auch der Kult-Platformer „Oddworld: Abe´s Oddyssey“ ein schickes Remake spendiert. Ob dieses dem grandiosen Original inhaltlich und grafisch gerecht wird ...
Ein erfreuliches Wiedersehen!
Schon als das Intro beginnt fühle ich mich auf höchst angenehme Art und Weise zurück in die späten 90er Jahre versetzt. Damals gehörte „Oddworld“ definitiv zu den faszinierendsten Spieleerfahrungen, die man überhaupt erleben konnte und behauptete sich selbstbewusst gegen die 3D-Konkurrenz. Die Grafik war atmosphärisch, das Gameplay samt intelligenter Rätsel war hervorragend und die Story zählte zum Besten, was in Videospielen bislang erzählt worden war. Auch wenn ich damals – als ich „Oddworld“ zum ersten Mal spielte, war ich gerade einmal acht Jahre alt – die scharfsinnige Meta-Ebene der deprimierenden Dystopie und ihre schwarzhumorige Kapitalismuskritik bzw. die Satire auf die Lebensmittelindustrie keineswegs verstehen konnte, zog mich die spannende Geschichte rund um den Fleischfabrikangestellten Abe schnell in ihren Bann. Beenden konnte ich das Spiel aufgrund des happigen Schwierigkeitsgerades allerdings erst Jahre später, was mich jedoch nicht davon abhielt, das Spiel jederzeit positiv im Gedächtnis zu behalten. Entsprechend groß war dann auch die Wiedersehensfreude, als ich das PS4-Remake zum ersten Mal startete und vom mir bestens vertrauten Menü begrüßt und in das Spiel geleitet wurde. Und siehe da: „Oddworld“ hat auch heute nichts von seiner ureigenen Faszination und spielerischer Qualität verloren.

Story
Das Leben auf dem Kontinent Mudos ist keineswegs ein leichtes: Das Volk der Mudokaner besitzt in der gesellschaftlichen Hierarchie nicht gerade eine vorteilhafte Position und wird von den fiesen Glukkons versklavt und zur Arbeit in der Fabrik des Fleischproduzenten Molluck gezwungen. Als eines Tages die Nahrungsmittelknappheit einen neuen Höchstwert erreicht, verschlechtert sich die Situation der Mudokaner sogar noch. Die Spielfigur Abe belauscht zufällig ein konspiratives Gespräch seiner Vorgesetzten, in dem diese beschließen, fortan die Mudokaner als neues Lebensmittel zu benutzen. In Form des neuen Fleischproduktes „New ’n’ Tasty“ soll das Mudokaner Fleisch an den Mann gebracht werden – ein Vorhaben, das bei Abe verständlicherweise für jede Menge Panik sorgt. Er muss aus der Fabrik mit dem charmanten Namen RuptureFarms fliehen und dabei so viele seiner Artgenossen wie nur möglich in die Freiheit entlassen. Doch Mollucks Handlanger sind ihm dabei stets auf den Fersen…

Respektvolle Neuauflage mit schicker Grafik
Bereits in der Eröffnungssequenz wird deutlich, dass die Entwickler mit dem tollen Namen Just Add Water verstanden haben, was die Fans an „Oddworld: Abe´s Oddyssey“anno 1997 so geliebt haben. So bleibt die schicke neue HD-Optik stets nahe am Original und ermöglicht somit eine erfreuliche Symbiose aus Fanboy-Nostalgie und aktuellem Grafikstandart. So und nicht anders muss das bei einem gelungenen Remake sein! Zweiflern empfehle ich an dieser Stelle diverse Vergleichsvideos, wie sie inzwischen vielfach bei Youtube zu finden sein müssten. Die aufpolierte Grafik macht tatsächlich eine Menge her, zaubert atmosphärische Hintergründe auf den Bildschirm und wird von einem der schrulligsten Figurendesigns der Videospielgeschichte garniert, das neben seiner Originalität durchaus auch seine Grusel-Qualitäten besitzt. Die einstmals in einzelne Hintergründe aufgeteilten Levels sind nun übrigens scrollbar, was den Spielfluss enorm verbessert und somit eine deutliche Komfortsteigerung gegenüber dem Original bedeutet.

Inhaltliche Treue, sanfte Modifikationen
Und auch inhaltlich bleibt das Remake dem Original weitestgehend treu und modifiziert die Levels lediglich sporadisch, um es heutigen Gameplaystandarts anzupassen. So rettet man auch heute noch fleißig Abe´s Artgenossen, meistert knifflige Rätsel und bekämpft fiese Gegner. Das Speichersystem der PS4-Version erleichtert das fordernde Spiel übrigens ungemein und schützt zuverlässig vor Frust – auch die fairen Rücksetzpunkten tragen ihren Teil dazu bei. Im Grunde spielt man aber dasselbe Spiel wie vor 17 Jahren, genießt dabei aber die Vorteile heutiger audiovisueller Präsentation und einer verbesserten Steuerung. Abe lässt sich im Remake spürbar präziser durch die Levels manövrieren, auch wenn das Handling trotzdem keineswegs mit aktuellen Platformern mithalten kann – dafür reagiert Abe wie im Original einfach etwas zu träge.

„Oddworld“ kommt noch immer verdammt fordernd daher und verfügt über eine Spieltiefe, die man zunächst gar nicht vermuten würde. Um das „gute“ Ende zu sehen, muss man zahlreiche Artgenossen, die auf einfache Befehle wie „Folge mir“ reagieren, aus der finsteren Fabrik mithilfe von Vogelportalen befreien. Das gestaltet sich als relativ schwierig und sollte auch für fortgeschrittene Spieler eine Herausforderung darstellen. Doch das eindeutige Highlight des Spieles ist nach wie vor seine filmreif erzählte Geschichte, die in regelmäßigen Abständen durch hochwertige Zwischensequenzen voran getrieben wird und bis zum Finale grandios zu unterhalten weiß. Bis man das Ende erreicht vergehen ungefähr 8 Stunden, was für einen Platformer wie diesen eine recht ordentliche Länge darstellt. Ein Multiplayermodus hat es übrigens auch mit ins Spiel geschafft, der angenehm originell daher kommt und zum gemeinsamen Durchstreifen von „Oddworld“ einlädt. Stirbt Abe ist der zweite Spieler an der Reihe und darf ihn bis zu seinem nächsten Tod steuern. Das kann zwar bei geübten Spielern für Probleme sorgen, sollte aber bei allen casual Gamern für eine recht ausbalancierte Zwei-Spieler-Erfahrung garantieren. Nett ist der Modus als Zugabe allemal!
Erfahre hier, wie der Titel in unserer Wertung abgeschlossen hat.

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Erstellt von George Stobbart
Zuletzt online: 6 Jahre 7 Monate
Kategorie:
Test
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Aktualisiert
07. 08. 2014 um 08:24
07. 08. 2014 um 08:24
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