Physikspielerei und Knobelspass
Twin Sector - Article - Physikspielerei und Knobelspass
Twin Sector
21.09.09 18:26 Test
Begeben wir uns auf eine Reise in eine postapokalyptische Zukunft, um dort Licht in die dunklen Ereignisse bei der Robinson Corporation zu bringen.
Twin Sector lässt ambitionierte Rätsel-Liebhaber weniger mit Logik als vielmehr mit natürlichen Physik-Kombinationen spielen. Das dies, genauso wie in der Realität, nicht immer ganz so einfach und vor allem mit allerlei Schwierigkeiten verbunden ist, beweist das Spiel aus dem Hause Headup Games. In einer postapokalyptischen Zukunft kann die Menschheit nur überleben, in dem sie eine Handvoll Auserwählte in den Kälteschlaf schickt. Jene sollen dort so lange verweilen, bis die Erde wieder bewohnbar und konterminationsfrei ist.



Es versteht sich von selbst, das dieses Projekt nicht ohne Zwischenfälle verlaufen wird, sonst hätten wir ja kein Spiel wie Twin Sector, das sich genau mit dieser Problematik beschäftigt.
Das Sicherheitssystem, das die Schlafenden überwacht, muss die Auserwählten frühzeitig aus ihren Träumen holen, kann aber lediglich die äußerst attraktive Ashley wecken. Bei den anderen scheint etwas schief gelaufen zu sein.

Dummerweise ist der guten das Erinnerungsvermögen während ihres Tiefschlafes abhanden gekommen, sodass sie nun fortan auf die Hilfe des Hauptcomputers Oscar angewiesen ist. Wir schlüpfen also in die Rolle von Ashley, die auch gleich über die aktuelle Lage und die nächsten Schritte von Oscar informiert wird. Priorität hat das Erwecken der anderen, die sich noch immer im Tiefschlaf befinden.

Ein routinemäßiges F5 drücken, muss daher unbedingt in Fleisch und Blut übergehen.


Die ersten Schritte
Bevor es richtig losgehen kann, bekommen wir zwei sehr nützliche Utensilien quasi in die Hand gedrückt. Es sind zwei High-Tech-Handschuhe der Robinson Corporation, die auch die ausführende Institution des Ganzen ist. Der linke Handschuh befähigt Ashley gravitative Manipulationen an Gegenstände durchzuführen, um zum Beispiel schwere Gegenstände zu sich heran zu zaubern oder sich selbst zu einer bestimmten Position hin zu bewegen. Der rechte ist genau für das Gegenteil notwendig.

Damit haben wir auch schon die Grundausstattung, um das Abenteuer bestehen zu können. Auch wenn die Steuerung auf den ersten Blick recht überschaubar anmutet, wird sich diese im weiteren Verlauf als recht tückisch erweisen. Denn ohne beide Handschuhe geschickt und mit viel Übung zu kombinieren, ist ein Weiterkommen aussichtslos. In den ersten Schritten macht uns Oscar mit der Funktionsweise der Handschuhe vertraut und zeigt wie diese am besten einzusetzen sind.



Um ein kleines Beispiel anzuführen, wollen wir eine verschlossene Tür öffnen. Leider ist der Schließmechanismus defekt. Zum Glück befindet sich aber ein Notschalter hoch oben an der Decke. Wir fragen uns jetzt nicht, aus welchem Grund die Planer der Anlage diesen genau dort platziert haben.

In der Umgebung finden wir ein Fass. Wir nehmen es mit der linken Hand auf und mit der rechten lassen wir es dann blitzschnell in die Höhe schießen. Vorher zielen wir etwas, um den Notschalter treffen zu können. Hat das geklappt, haben wir schon das Wesentliche aller Lösungsansätze begriffen und sind gut gewappnet. Vieles läßt sich so auf logischem Wege mit der Physik im Nacken lösen, die aber nicht immer das macht, was sie machen soll.

Mehr ist manchmal nicht weniger
Obwohl der Ansatz den Twin Sector bietet, auf den ersten Blick viel versprechend aussieht, zeigen sich doch schnell Schwächen, die das Spielvergnügen schmälern. Zum einen ist da die triste und einfallslose Umgebung. Die Texturen sehen langweilig aus und wiederholen sich nur allzu oft. Im gesamten Spielverlauf gibt es keine wirklichen Höhepunkte, Stellen, die der Spieler gerne mal etwas genauer betrachten möchte. Das konnten seinerzeit Spiele wie Deus Ex oder Postal bedeutend besser.



Neben dem Mangel an Abwechslung, sorgt auch die hoch empfindliche Ashley für viele Frustmomente. Diese quittiert jeden noch so kleinen Fehler mit einem Neuladen des letzten Speicherstandes. Wie gut, dass Twin Sector dafür eine schnelle "Speicher-Lade"-Funktion mitbringt, denn diese dürfte das wichtigste Feature des gesamten Spieles sein. Ein routinemäßiges F5 (Schnellspeichern) drücken, muss daher unbedingt in Fleisch und Blut übergehen, will man nicht ständig die selben Passagen wiederholen. Wer viel Übung im Umgang mit den Handschuhen investiert hat, wird deutlich weniger frustriert. Ein zusätzliches Manko ist, dass im Falle des Ablebens der guten Ashley, sich die Ladezeit unerträglich in die Länge zieht.

Wer zudem noch vergisst F9 für den letzten Speicherpunkt zu drücken, findet sich am letzten Checkpoint des Spiels wieder und darf dann gleich nochmal seinen aktuellen laden. Gerade dann wird sich zeigen, wer wirklich Geduld aufbringen kann. Denn an kniffligen Stellen kann es schon mal vorkommen, das einige Anläufe nötig sind, bis der Spieler hinter das Geheimnis gestiegen ist.



Die Rätsel sind von sehr einfach bis deftig heftig angesetzt. Bei den ersten Kombinationen geht es noch relativ schnell voran, ohne das der Knobelfreund gleich immer das Zeitliche segnet, doch mit der Zeit werden die Aufgaben immer kniffliger und komplexer. Dann ist leider probieren angesagt, obwohl die Logik meist im Auge behalten wurde. Hinzu kommen noch Zeitlimit-Aufgaben oder Störungen durch fliegende Tracer oder Sentry Guns.

Fazit
Twin Sector ist kein schlechtes Spiel. Auch kein sehr gutes, denn dazu fehlt es dem Titel einfach an genialen oder zumindest an kleinen innovativen Ideen. Die Grafik kann in der heutigen Zeit keinem mehr vom Hocker reißen: zu langweilig, zu eintönig und viel zu wenige Details. Teilweise sehen die Texturen sogar richtig matschig aus. Die deutsche Sprachausgabe ist beachtlicherweise noch etwas besser als das Original, die man in der Demo vernehmen konnte. Trotzdem ist auch diese kein wirklicher Höhepunkt.

Bei all der Durchschnittlichkeit kommen noch Abstürze, Soundaussetzer und ewige Ladenzeiten hinzu. Zu Guter Letzt wird noch ein Steam Account und Verbindung vorausgesetzt, was für einen Singleplayer ein absolutes "No-Go" darstellt.
Twin Sector ist auf keinen Fall ein Spiel, um sich mal kurz die Zeit zu vertreiben. Hier haben nur echte Rätsel-Fetischisten mit Hang zur Selbstgeißelung Spaß an der Sache.
Die Idee hinter Twin Sector ist gut und auch die streckenweise originellen Aufgaben. Doch der enorme Frustfaktor sorgt einfach für einen Puls jenseits der Drehzahl einer Waschmaschine im Schleudergang.
Erfahre hier, wie der Titel in unserer Wertung abgeschlossen hat.

KommentareInhalt:Kommentare

FlashBull22.09.09 04:27
Hahaha, ja der Frust und die Verzweiflung kamen beim Lesen gut rüber : )
Definitiv ein Spiel, was ich im Regal stehen lassen werde.
DerErnie29.09.09 07:04
wo du mit dem letzten satz recht hast flash.
die schnellspeichertaste und ladetasten erinnern mich stark an ältere shooter wie wolfenstein3d usw. was ja nicht immer schlecht ist aber wenn man sich vertrückt oder es vergisst frustrierend sein kann.
außerdem denk ich ist wie es so herauszulesen ist die physikengine nahe der aus hl bloß hat mit rätselfaktor.
da steam das allerletze ist für mich wäre es daher eh kein kauf...
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Erstellt von nilius
Zuletzt online: 4 Sekunden
Kategorie:
Test
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Aktualisiert
21. 09. 2009 um 18:26
21. 09. 2009 um 18:26
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