Hohe Erwartungen führen nur zu Enttäuschungen
Two Worlds 2 - Article - Hohe Erwartungen führen nur zu Enttäuschungen
Two Worlds 2
23.12.10 23:42 Test
Lange habe ich auf Two Worlds 2 gewartet. Jeden Brief aus Antaloor verschlungen und gehofft, dass es endlich kommen möge. Nun hab ich Stunden in der neuen Welt verbracht und wieder einmal zeigt es si ...
Als vor mehr als einem Jahr die ersten Fakten ans Licht des Tages drangen, war die Euphorie und die Vorfreude riesengroß. Welch ambitioniertes Projekt uns da die polnischen Entwickler von Reality Pump präsentieren wollen. Klasse, viele glaubten schon das hier zuviel des Guten versprochen wird, aber erst einmal ist jeder dankbar und glaubt den Machern, weil er im inneren weiß, dass es erstens nicht so kommen wird und zweitens die klitzekleine Hoffnung besteht, dass es vielleicht doch wahr werden könnte.
Aber wir Verbraucher sind zu naiv, zu gutgläubig und denken immer noch an des Gute in Allem. So erging es auch mir, als ich die ersten Minuten in der schönen neuen Welt 2.0 verbracht habe.

Dabei fing alles so schön an:

Technischer Eindruck:
Two Worlds II teilt die Fangemeinde sicher in zwei Lager, für die einen ist die Welt glaubhaft und wunderschön gestaltet, abwechslungsreich und mit erstaunlich wenig Bugs versehen. Was so ja auch wirklich stimmt. Jedoch für die anderen, die vielleicht schon länger im Rollenspiel-Universum unterwegs sind, stellen sich ein paar unbequeme Fragen. Da ich auf mehr als fünfzehn Jahre Rollenspielerfahrung zurückgreifen kann, zähle ich mich zur zuletzt genannten Gruppe und komme unweigerlich nicht darum umher, mich zu Fragen was Reality Pump mir mit diesem Spiel auf den PC antun wollte.


Angefangen mit den unglaublich unscharfen Umgebungstexturen, die zudem noch durch den wunderbaren Effekt des zusätzlichen Verschwimmen bei jeder Bewegung noch weiter meine Augen strapazieren, das sich zum Höhepunkt bei besonders schnellen Bewegungen steigert. Warum die Entwickler diesen Trick der Tiefenunschärfe benutzen wird deutlich, wenn per Konsole das HDR deaktiviert wird. Denn danach sieht zwar alles klarer und deutlicher aus, aber eben nicht mehr so schön. Hier wird der Spieler mittels billigen Tricks einfach getäuscht. So macht es auch einfach keinen Spaß sich um zuschauen, auch wenn es später in den Savannengebieten und in der Stadt nicht mehr ganz so schlimm auffällt.

Der zweite große Kritikpunkt ist das wohl hässlichste Inventar, das ich mir seit langen haben anschauen müssen. Übergroße Item-Icons und ein klobig und behinderten gerechtes Bedienmenü. Zudem werden die getragenen Sachen, wie Schwerter, Beinkleider usw mit einer Art Goldkranz gekennzeichnet, welcher auch nicht gerade für Übersichtlichkeit sorgt. Ringe kann ich vier an der Zahl anlegen, um dies zu erreichen klicke ich diese einfach an. Welche Werte diese jeweils haben wird mir zwar angezeigt, aber nicht welche Auswirkungen sie insgesamt auf meinen Helden haben. Ich sehe dies auch in keinem anderen Fenster, da sich die Hauptcharakter Entwicklung auf vier Bereiche beschränkt. Da hätten wir Durchhaltevermögen, Stärke, Präzision und Willensstärke. Hier kann ich bei jedem Levelanstieg jeweils vier Punkte verteilen.
Welche zusätzlichen Kräfte mir durch meine Ringe, Ketten, Armulette oder gar durch die zahlreich umher stehenden Altären gewehrt werden, bleibt ein Geheimnis der Spielmechanik. Erscheint die Info zu einem Item, sehe ich einige mir unbekannte Zeichen, die mich sofort über den Wert des Gegenstandes informieren sollen. Diese werden aber nirgends näher erklärt, selbst ein Blick in das Handbuch bringt hier kein Licht ins Dunkel.
Was ist nun besser für mich, vier Ringe tragen oder keinen, oder wenn vier welche? Nirgends finde ich dazu passende Anzeigen, gerade wo Rollenspieler es mögen mit Stets, also Werten zu jonglieren.


Weiter im Text. Wer als Krieger unterwegs ist, darf sich darauf einstellen nach jedem Mob Kill die Tastenkombination Alt-F1 zu drücken, denn diese sorgt für ein Schnellspeichern. Das sich dafür die F5 Taste seit Jahren etablieren konnte, scheint den Entwicklern egal gewesen zu sein. So wie auch bei den restlichen Belegungen der anderen Tasten, die unnötig kompliziert abgelegt worden sind. Die Karte, sprich Map wird man vergebens unter M finden, diese liegt wie auch der ganze andere Kram auf den F Tasten verteilt.

Aber zurück zu den Speicher-Events, die der geneigte Spieler sich in Fleisch und Blut übergehen lassen muss. Nur ein kurzes Beispiel, drei Kojoten wollen mir ans Leder. Zack die werden pauschal ins Jenseits geschickt, ohne das sie groß Schaden anrichten konnten. Drei Meter weiter wollen mir schon wieder drei Kojoten ans Fell, also zack umgehauen. Ja schön wäre es gewesen, aber diese betten mich ganz flink ins feuchte Grab. Mir bleibt nur ein wundersamer Blick und die Frage: Was sollte das eben?
Je weiter ich im Level steige, um so besser wird es dann aber, denn allmählich sind die Gegner leichter zu bekämpfen. Gelegentlich ist zwar immer noch ein zu starker dabei, aber wie schon erwähnt, ist die Speicherfunktion mein bester Freund geworden.
Bei den Items sieht nicht besser aus, so finde ich ein Schwert das 83 Schaden verursacht, aber zwei Level höher darf ich schon eins benutzen das 180 Schaden verursacht, dann hab natürlich auch kein Problem mehr mit dem umhauen von Monster und Getier.

Nach all dem negativen nun aber auch mal etwas positives. Was Reality Pump wirklich gelungen ist, sind die zahlreichen Dungeons, denn diese sehen Dank der besseren Optik und der nicht mehr so auffälligen Tiefenunschärfe einfach fantastisch aus. Düster, verschlagen aber auch sehr abwechslungsreich. Allerdings haben auch diese ihre kleinen Macken. So kann durch geschicktes agieren zu schwerer Gegner einfach mit viel Zeit der gar ausgemacht werden, denn die KI in Two Worlds II hat einen entscheidenden Fehler, sie ist berechenbar.
Mops haben eine bestimmte Reichweite, eine Range über die sie nicht hinauslaufen. Nutzt man diese aus sind starke Gegner nur noch Witzfiguren, denn es reicht aus sich etwas weiter aus dem Radius zu platzieren, um dann das Tier einfach mit Fernschaden platt zu machen. Sie kommen dann einfach nicht zu mir heran.
In den Dungeons ist dieses Prinzip besonders gut ausnutzbar, da große Tiere wie zum Beispiel die Skorpione auch gerne an Stützbalken hängen bleiben und so weiter.

Die Grafik im Vergleich mit HDR (rechts) und ohne links

Neben den Balancing-Problemen und der berechenbaren KI, stehen aber noch andere Dinge auf der Liste der Unzulänglichkeiten. Das eingangs schon erwähnte Inventar zum Beispiel besitzt drei Slots für verschiedene Ausrüstungsalternativen. Wenn ich aber beim Händler meinen Krepp verkaufen will, werden auch die angelegten Sachen mit angezeigt, sodass es schnell mal passieren kann, das ich diese einfach mit verkloppe. Hier hilft nur ein akribisches Betrachten der Items vor jedem Verkauf.
Auch das versprochene Wirtschaftssystem ist nur ein billiges Plagiat eines solchen, auch wenn die Preise fallen oder steigen je nach Nachfrage, so wird dies einfach beim Verkauf durch abziehen oder addieren von fünf Auras (die Währung in TW2) realisiert. Verkaufe ich zehn Schwerter, sinkt die Einnahme nach jedem Verkauf einfach.
So etwas brauch man dann auch nicht Wirtschaftssystem nennen.

Die Steuerung ist wieder so ein Ding, dem einen gefällt es, dem anderen wiederum überhaupt nicht. Ich bin da etwas zwiegespalten, denn erstens fühlt man deutlich die Konsolenlastigkeit, was besonders nervig in den Kämpfen zum tragen kommt. Des weiteren sind von den Entwicklern feine, aber auch teils völlig überflüssige, Unzulänglichkeiten eingebaut worden. Da werde ich extrem langsam, wenn ich einen Berg hinauf laufe, wenn ich renne muss ich zum Anhalten noch eine schöne Bremseinlage vollziehen, wenn ich normal laufe bleibe ich nicht gleich stehen, sondern mache immer noch einen letzten Schritt. Dies ist besonders witzig, will ich mir gerade einen Überblick an einem Berghang verschaffen. Denn in Two Worlds II gibt es keine Begrenzungen im eigentlichen Sinne, wer da zu forsch Antritt, macht schnell mal die Bekanntschaft mit der Schwerkraft.
Zweitens wusste Reality Pump schon aus dem ersten Teil, das Reiten ein großer Kritikpunkt war. Nun, dieser wurde sich zwar zu Herzen genommen, aber verdammt nochmal, warum muss ich mir jetzt diesen dämlichen Einfall gefallen lassen, das ich beim Reiten ständig rhythmisch mit der rechten Maustaste klicken muss. So muss ich auf meine Umgebung und zusätzlich noch auf den Balken achten, denn klicke ich aus lauter Reitlust zuviel auf der Maus herum, wirft der Gaul mich auch gerne mal ab.
So etwas braucht kein Spieler, es sei denn das Reiten würde an sich schon perfekt funktionieren.

Wo ich schon mal so schön am kritisieren bin, mach ich doch gleich einmal weiter. Eines der wohl größten Aufreger in der Spielgemeinde wird die Tatsache sein, dass die Entwickler ein kleines aber oho man höre und staune Detail vergessen haben zu erwähnen. Nämlich ist auf der Karte zu Two Worlds II ein riesiges Gebiet verzeichnet, das spannende und viele viel Stunden Spielpass suggerieren.
Das ist auch in der Tat so, aber allerdings und jetzt kommt es, nicht für den geneigten Solospieler, denn was er dort sieht ist reines Mehrspieler-Territorium und somit nicht begehbar.
Dies wurde aber seitens Reality Pump verschwiegen und somit ist das Spiel eben nicht Riesen groß, sondern nur noch groß.

Dies sind aber alles Dinge, die zwar hier von mir angeprangert werden, letztendlich aber auch Meckern auf einem sehr hohen Niveau bedeuten. Denn der Unterhaltungswert von Two Worlds II ist durch seine reichhaltigen und wirklich abwechslungsreichen Quests, der guten Story-Führung, den vielen Zwischensequenzen und der Lobenswerten deutschen Synchronisation, einfach klasse.


Unterteilt ist das Spiel in vier Kapitel, die jeweils mit einem harten End-Boss aufwarten. Diese sind zum Beispiel auch unterschiedlich schwer, je nach dem welche Klasse gewählt worden ist. Nahkämpfer haben es zu Beginn einfacher als Fernkämpfer, wie der Magier. Später ist dies dann wieder genau umgekehrt. Hier lohnt es sich sogar die verschieden Klassen mal auszuprobieren, was einen deutlichen Pluspunkt in Sachen Wiederspielbarkeit darstellt.
Gerade der Magier verspricht gute Abwechslung durch das hervorragende Magiesystem, wo der Spieler seine eigenen Zauber zusammen stellen kann. Dies geschieht auf der Basis von Zauberamuletten und Karten.

Fazit
Two Worlds II ist ein gutes Rollenspiel geworden, hätte aber deutlich besser ausfallen können, wären da nicht die vielen Unbequemlichkeiten und unnötigen Patzer der Entwickler gewesen. Die Geschichte wird interessant erzählt und auch die Gestaltung der Welt an sich ist gelungen. Das sehr gute Magiesystem, die lebendigen Städte aber auch das etwas anspruchslose Kampfsystem kann gefallen.
Wer für diesen Winter ein solides aber mit Schwächen behaftetes Rollenspiel sucht, ist bei Two Worlds II sicher gut aufgehoben, zumal in diesem Jahr auch kein wirklicher Konkurrent an den Start gegangen ist. Neben Arcania: Gothic 4 bleibt da nicht mehr viel vergleichbares aus diesem Genre. Obwohl zuletzt genannter noch deutlich besser überzeugen konnte.
Allerdings hat TW 2 auch noch einen Mehrspieler zu bieten, den ich aber in diesem Test nicht berücksichtigt habe und den wir bei Gelegenheit nachreichen werden.
Erfahre hier, wie der Titel in unserer Wertung abgeschlossen hat.

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Erstellt von nilius
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23. 12. 2010 um 23:42
23. 12. 2010 um 23:42
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