Kick it like Beckham
Bulletstorm - Article - Kick it like Beckham
Bulletstorm
23.03.11 17:04 Test
Kaum ein Spiel, das uns vor dem Release nicht als besonders innovativ und einzigartig angepriesen wird. Auch das von People Can Fly entwickelte Bulletstorm macht da keine Ausnahme. Was bleibt von den ...
„Lutscht mir doch einen, ihr hässlichen Schlammf…“. Mit solchen und ähnlichen Sprüchen, sollte auch jeder, der bisher noch nicht mit Epic´s Ego-Shooter Bulletstorm in Kontakt gekommen ist sofort erahnen, dass es in diesem Spiel nicht gerade zimperlich zugeht. Was die deutsche USK-Fassung angeht, die mir für diesen Test vorlag, betrifft dies jedoch größtenteils nur die deutschen Textpassagen, die dem Original wohl in Nichts nachstehen dürften. Was das eigentliche Spielen angeht, gibt es gegenüber der ursprünglichen Fassung jedoch einige nicht zu verleugnende Einschnitte, die bei nicht wenigen Spielern für Stirnrunzeln sorgen werden. Aber eines muss ich vorweg schon loswerden. So gravierend, wie es in zahlreichen Berichten angeprangert wurde, ist es bei weitem nicht. Wer damit leben kann, seinen Spielspaß auch ohne jegliche Blut- und Splatter-Effekte ausleben zu können, dazu im Vorhinein weiß, wo Schnitte gesetzt wurden, kommt auch bei der deutschen Fassung durchaus auf seine Kosten.


Als Anführer einer ehemaligen Eliteeinheit, die mittlerweile zu einer Bande von Weltraumpiraten heruntergekommen ist, verschlägt es mich auf einen fernen Planeten. Die Landung geschieht aber nicht ganz freiwillig. Denn zuvor, in der einleitenden Sequenz, stellt sich nämlich heraus, dass sämtliche Aufträge meines Söldnertrupps auf falschen Tatsachen beruhten und nur den eigenen Interessen eines skrupellosen Generals namens Victor Sarrano dienten. Nach dem die Wahrheit ans Tageslicht befördert wurde, beschließt Anführer Grayson Hunt dieses wenig später mit einem Angriff auf das Schlachtschiff des Generals namens Ulysses zu vergelten. Keine wirklich gute Idee, ist jenes doch um vieles größer und mächtiger, als der eigene kleine Raumgleiter.

Überraschenderweise bringt diese Kollision jedoch beide Schiffe dazu auf einen nahe gelegenen Planeten notzulanden, womit ein erneutes Zusammentreffen der verfeindeten Parteien natürlich nicht ausbleibt. Das auf den ersten Blick perfekt als Urlaubsparadies durchgehende Domizil, entpuppt sich aber recht schnell als Obdach unterschiedlichster Mutantenrassen. Die Rache an Sarrano sowie die Flucht von diesem, nicht gerade einladenden Ort, verspricht so natürlich nicht gerade ein Spaziergang zu werden.

Diesen Rachefeldzug muss ich aber nicht allein durchziehen, denn nach einigen Zwischenfällen steht mir zum eigentlichen Spielbeginn noch mein (zumeist) treuer Kamerad Ishi Sato zur Seite, der mich auch die ganze Spielzeit über, die in etwa 8-10 Stunden andauert, begleitet. Zur Mitte des Spiels gesellt sich noch eine weibliche „Gespielin“ namens Trishka Novak dazu, welche in Sachen rüde Sprache ebenfalls nicht auf den Mund gefallen ist.


Neben den normal anzutreffenden Schusswaffen setzt Bulletstorm auf zwei weitere Attacken, die im Genre der Ego-Shooter noch nicht allzu sehr verbreitet sind. So darf ich während des Spielverlaufs obendrein auf Peitsche und Trittkraft setzen. Die Peitsche dient nicht nur dazu, den Gegner zu attackieren, sondern auch um auf spezielle Versorgungskapseln zuzugreifen, die in regelmäßigen Abständen in den Levels anzutreffen sind. Dort kann ich meine Munition aufstocken, Waffen upgraden und Skillshot-Datenbank sowie Spielerstatistiken einsehen. Das Treten hingegen macht nur das was es heißt, sprich den Feind in bester Kick-Manier einen Freiflug zu verschaffen. Nicht selten der einzige Ausweg, sich aus brenzligen Situationen zu befreien. Denn von der gegnerischen KI können sich diverse andere Spiele doch eine Scheibe abschneiden. Jedenfalls sind mir diesbezüglich keine größeren Patzer und Aussetzer aufgefallen.

Die Spielmechanik von Bulletstorm zeichnet sich im Zusammenspiel der genannten Features aus. Nur durch das sammeln von Punkten, die vor allem durch spezielle Skillshots aus Treten, Schießen und den Einsatz der Peitsche verdient werden, kann ich mich beim Zugriff auf Versorgungskapseln entsprechend ausstatten. Und das ist mehr von Nöten, als ich anfangs vermutete. Zwar gibt es im späteren Verlauf die ein oder andere wirklich durchschlagskräftige Spezial-Waffe, aber was das so genannte Standardgewehr dem Peacemaker Karabiner betrifft, braucht es gefüllte Tonnen an ständigem Magazin-Nachschub. Was beim näheren betrachten aber kein Wunder ist.


Ungeachtet welcher Gegner einem gegenüber steht, sind 10-20 Schuss keine Seltenheit, um diesen über den Regenbogen spazieren zu lassen. Vor allem beim Zusammentreffen mit einem Amboss, den ich mal als kleinen Endgegner diverser Levels bezeichnen würde, lässt sich da kaum was reißen. Gut, dass sich beinahe alle Waffen obendrein mit Spezialmagazinen aufrüsten lassen. Gezielt eingesetzt, lassen sich die Horden von Mutanten so doch um einiges leichter aus dem Weg räumen.

Aber zurück zu den Skillshots. Wer geradlinig durch die die einzelnen Level stürmt und einfach nur drauf hält, wird hier keinen Blumentopf holen. Vielmehr zählt und bringt das „kreative“ Ausschalten von Gegnern, sofern ich meine Waffen stets mit vollen Magazinen und Upgrades versorgen möchte. So bringt der einfache Shot zum Beispiel nur zehn Punkte, wobei eine Kombi aus Peitsche, Tritt und Abschuss schon mal mit 50 Punkte und mehr auf dem Konto einschlagen kann. Soweit mein kurzer Einblick zum Skillshot-System, das wirklich gut integriert wurde und durchaus zu motivieren weiß.


Was das Design der Level betrifft, hat Entwickler People Can Fly ebenfalls gute Arbeit geleistet. Das einem beim linearen durchwandern der einzelnen Levels ständig die gleiche Umgebung vorgeführt wird, kann ich jedenfalls nicht bestätigen. Vielmehr gibt es einen abwechslungsreichen Mix aus verschiedenen Landschaften, einschließlich des Besuchs einer größeren futuristischen Stadt und einem Abstecher zum Schlachtschiff Ulysses.

Grafisch stechen dabei vor allem die weitsichtigen Außenareale hervor, was die immer noch vorzeigbare Power der Unreal-Engine unterstreicht. Freunde imposant in Szene gesetzter Bossgegner gehen ebenfalls nicht leer aus. Um die Überraschung nicht vorweg zu nehmen sei nur soviel gesagt, freut euch auf Tapsi, dem wahr gewordenen Männertraum eines Spielzeugs. Weniger beeindruckend ist hingegen die deutsche Synchronisation. Dabei meine ich nicht die deutschen Sprecher, denn die Stimmen passen doch recht gut zu den einzelnen Charakteren. Das Manko ist hier mal wieder, dass man der Lippensynchronisation bei nahen Einstellungen kaum Beachtung geschenkt hat. Somit wurde ich doch einige Male aus der actionreichen Story, speziell was die Zwischen-Sequenzen betrifft, geworfen. Obwohl es doch immer das oberste Ziel sein sollte, den Spieler in ein Game hinein zu ziehen.


Neben Einzelspieler-Kampagne und dem Mehrspieler-Modus beinhaltet Bulletstorm noch einen so genannten Echo-Modus, bei dem ich meine besonderen „Kill with Skill“ Fähigkeiten unter Beweis stellen kann. Dabei muss ich in kurzen Spielabschnitten aus dem Singleplayerpart versuchen, so viele Skill-Punkte wie möglich zu ergattern, um das Ergebnis danach entweder mit Freunden oder einer Online-Bestenliste vergleichen zu können. Ein nettes Feature, sofern man sich zu jenen Spielern zählt, die sich gern dem Wettkampf mit anderen Gamern stellen.

Nun aber zum eigentlichen Mehrspielerpart des Titels, der etwas minimalistischer ausgefallen ist, als ich erwartet hatte. Darf das soziale Spielerlebnis hier doch nur in einem Modus namens „Anarchie“ ausgeübt werden. Hinter diesem verbirgt sich nichts anderes, als das Abwehren von hintereinander folgenden Wellen an Gegnern. Mit diesem Gametyp, auch wenn er diesmal einen anderen Namen trägt, ist garantiert jeder schon mal in Berührung gekommen. Bis zu vier Spieler können sich, auf knapp mehr als einer Hand voll Maps, für diesen Spaß zusammenschließen. Dieses gilt für schnelle Onlinespiele sowie für privat erstellte Matches, zu denen ich auch meine Freunde einladen kann. Zur Motivation beinhaltet der kooperative Multiplayer natürlich auch Belohnungen. Wie im Singleplayer, bekomme ich dort ebenfalls Skill-Punkte für das kreative Ausschalten von Gegnern gut geschrieben, die ich anschließend in der „Kaserne“ zur individuellen Ausstattung meines Charakters ausgeben kann.
Gemessen an anderen Titeln mit mehreren Spielmodi, die meist bis zu 32 Spielern die Möglichkeit bieten gegeneinander anzutreten, macht Bulletstorm oberflächlich gesehen, dabei wahrlich keine gute Figur. Wer jedoch nur gelegentlich eine Partie Mehrspielerspaß einlegt, kann auch hier sehr wohl auf seine Kosten kommen.


… und Schnitt
Zum Schluss noch ein paar letzte Worte, was die geschnittene USK-Fassung betrifft. Wie anfangs schon erwähnt, kann Bulletstorm in Sachen Spielspaß auch ohne jegliche Blut- und Splatter-Effekte überzeugen. Das Skillshot-System, welches das Spiel prägt, braucht dieses Stilmittel nicht wirklich. Wer sich darauf konzentriert schwierige und coole Skillshots auszuführen, wird eh kaum Zeit daran verschwenden können, sich nebenbei noch an roten Pixelfontänen zu ergötzen.
Schwieriger wird es da schon bei Schnitten, welche direkt in die Hintergrundgeschichte des Titels eingreifen. So sprechen die Charaktere zum Beispiel über ein Massaker, welches sich vor ihnen befindet, mir als Spieler wird aber nur ein leerer Raum präsentiert. Ein anderes Mal watet man an der Unglücksstelle der abgestürzten Ulysses durch ein Meer von Leichen, das die Helden des Spiels zu verantworten haben. Das wirkliche Ausmaß dieser Katastrophe lässt sich jedoch nur schwer nachvollziehen, wenn ich dank Schnitt lediglich durch eine verwaiste Steppe wandere. Wie relevant das für ein mitreißendes Spielerlebnis ist, muss letztendlich aber jeder für sich selbst entscheiden.
Erfahre hier, wie der Titel in unserer Wertung abgeschlossen hat.

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Erstellt von LidoKain
Zuletzt online: 8 Jahre 8 Monate
Kategorie:
Test
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Aktualisiert
23. 03. 2011 um 17:04
23. 03. 2011 um 17:04
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