Mehr ist manchmal auch besser
Call of Duty: Black Ops - Article - Mehr ist manchmal auch besser
Call of Duty: Black Ops
13.11.10 14:19 Test
Die Fede ist groß zwischen Electronic Arts und Activision, doch den Kampf für 2010 kann eindeutig Call of Duty: Black Ops für sich entscheiden. Die Inszenierung ist gewaltig, aber auch durch und du ...
Diesmal ist alles anders. Wer die Serie Call of Duty kennt mag es kaum glauben, wurde er doch in den vergangenen Jahren zwar mit einem grandiosen Shooter bedient, doch bewegte dieser sich immer an der Grenze von amerikanischem Patriotismus und extremer Gewaltdarstellungen. Eine Story war meist kaum auszumachen und die Spielzeiten für den Einzelspieler waren geradezu lächerlich.

Aber diesmal wird alles anders und wieder auch nicht. Der neuste Ableger der Call of Duty Reihe namens Black Ops kommt dieses Jahr aus der Schmiede von Treyarch, die zuletzt mit Call of Duty: World at War nicht gerade den großen Wurf landen konnten. So fristen sie seid je her ein Schattendasein zur großen Schwester-Bastelstube Infinity Ward, die wie bekannt sein dürfte, mit Call of Duty: Modern Warfare und Modern Warfare 2 den unangefochtenen Thron im Shooter-Genre inne haben.

Doch aufgemerkt, wer sägt denn da am Stuhlbein? Ja tatsächlich, die Black Ops Entwickler knien kichernd am Throne und schwingen belustigt die Sägen hin und her. Und zu recht können wir mit Verlaub sagen, denn der aktuelle Shooter ist ein richtiger Knaller geworden und das nicht nur in ein paar Punkten.


Zu Beginn des Einzelspielers finden wir uns in einem Raum voller Monitore und zudem noch an einen Stuhl gefesselt wieder. Eine Off-Stimme fordert uns auf, das wir uns erinnern sollen. Aber woran und was bedeuten die Zahlen, die permanent in unseren Kopf dringen? Überall diese Zahlen. Black Ops wird uns im Verlaufe von gut sieben Stunden eine wirklich gelungene Geschichte erzählen, die abwechslungsreich, schnell und mit überraschende Wendungen aufwarten kann.
Zunächst übernehmen wir die Rolle von Capt. Mason, dieser befindet sich auf einer Attentäter-Mission um den kubanischen Präsidenten Fidel Castro zu töten. So beginnt der Verlauf der Geschichte im Jahre 1961. Unser Treffpunkt in einer kleinen Bar wird durch das plötzliche Auftauchen der hiesigen Polizei unterbrochen, wir müssen flüchten. Selbstverständlich gelingt uns die Flucht und wir können wie geplant, den Auftragsmord im Namen der CIA durchführen.
Allerdings haben wir nur den Doppelgänger Castros eliminiert und geraten anschließend in die Hände des Hauptdrahtziehers hinter Black Ops, dem russischen Terroristen Dragovich. Denn dieser hat besondere Pläne mit uns.


Ab der ersten Minuten zeigt Treyarch was es heißt, eine Geschichte entsprechend richtig zu inszenieren. Was in den nächsten sieben Stunden folgt, ist eine aneinander Reihung von spektakulären Show-Effekten, wie man sie nicht besser aus Mega-Produktionen der Hollywood-Studios her kennt. Hier bleibt sich die Reihe Call of Duty also treu. Das diese gewaltige und aufwändige Inszenierung ihren Preis hat, haben wir schon deutlich in den Tests zu Modern Warfare und Modern Warfare 2 beschrieben. Alles ist von vorn bis hinten durch gescriptet und lässt keinen Raum für eigene Entscheidungen zu, diese werden sogar meist mit der Rückkehr zum letzten Kontrollpunkt bestraft. Black Ops degradiert den Spieler zur reinen Marionette, zum Homunculi der Entwickler.
Dies ist aber auch nötig, da ansonsten das Tempo und die actionreichen Einlagen nicht funktionieren würden. Nach und nach zieht die verwirrende Story um Mason, Reznov und den immer wieder genannten Dragovich den Spieler in seinen Bann.

Denn diesmal und das ist anders, hat Treyarch uns eine sehr gut durchdachte Geschichte zu erzählen, die so filmisch umgesetzt wurde, das wir den Eindruck bekommen an einem interaktiven Kinofilm teilzunehmen. Die einzelnen Level sind nach wie vor schlauchartig konzipiert, Gegner-Massen spawnen in Ecken und Nischen, um dann hervor zuspringen.
Allerdings fällt dies nicht so negativ auf, wie zum Beispiel im aktuellen Shooter Medal of Honor. Black Ops und im Grunde die gesamte Call of Duty Serie versteht es einfach, diese Maskerade besser zu kaschieren. Die KI ist somit auch keine bessere wie in anderen Shootern dieses Genres, hier und da fallen kleine Patzer auf, die aber im Getümmel des Kriegsszenarios fast schon vernachlässigbar sind.
Bekannte Probleme sind, die wir schon zur genüge aus vorherigen Teilen kennen. Lösen wir keine Events aus, kann es passieren das Anstürme von Gegnern bis zum jüngsten Gericht nieder geballert werden müssen.


Neben diesen Kleinigkeiten steht aber eine fast perfekte Spielumgebung, die dermaßen Abwechslungsreich gestaltet ist, dass zu keinem Zeitpunkt Langeweile aufkommt. Wieder einmal erschaffen die Entwickler eine Welt, die dem Spieler alles bietet. Ob Schnee, Dschungel, Häuserkampf, Helikopter-Einsätze, Base-Jumping, Abseilen, Zeitlupen-Effekte, Bootsfahrten, Flucht mit dem Motorrad, Stealthbomber fliegen, durch enge Tunnel kriechen oder Tauch-Einsätze. Auch wenn sich Treyarch hier älterer Titel der Reihe bedient hat, es funktioniert immer noch überraschend gut und spannend.

Hierbei bleibt aber alles in gewohnter Qualität und kann keine neuen Akzente setzen, geschweige denn das Niveau anheben. Trotz alledem bleibt gerade durch die butterweichen Animationen der Charaktere und der detailreichen Gestaltung der Level, Black Ops ein absoluter Toptitel für alle Shooter Fans.
Das die Grafik inzwischen schon etwas Staub angesetzt hat, kann dank der Maßstab gebenden Action toleriert werden, hier sollten aber zukünftige Spiele bitte mehr bieten.

Da sich an der Steuerung nicht viel getan hat, im Gegensatz zu den beiden Vorgängern, ist diese immer noch eingängig und geht leicht von der Hand. Mit den vier verschiedenen Schwierigkeitsgraden, dürfte für jeden ambitionierten Spieler das richtige dabei sein. Zumal der Veteran-Modus eine wirklich harte Nuss ist. Wer diesen durchspielen kann, wird neben dem persönliches Erfolg auch mit den sogenannten Steam-Erfolgen belohnt. Dort bietet die Plattform bis zu 47 Errungenschaften in verschiedenen Bereichen.


Zu einer grandiosen hollywoodreifen Präsentation gehört natürlich auch der Sound und die deutsche Synchronisation. Was wir in Black Ops um die Ohren geknallt bekommen, haut einen schon schier aus dem Sessel. In typischer Modern Warfare Manier, schreddern die Gitarren ihre harten Metal Riffs, treibende Rhythmen lassen uns den Puls ansteigen. Die deutschen Stimmen, viele schon bekannt aus den Vorgängern, fügen sich nahtlos ins Kampfgeschehen ein und diesmal das ist anders, ist endlich Schluss mit dem patriotischen Geschwafel und der immer und immer wieder amerikanischen Glorifizierung. Hier und da dringen zwar ein paar leise Töne durch, aber damit können wir gut leben.
Schade ist nur, das Verfechter der englischen Version hierzulande nicht in den Genuss kommen werden, die originale Sprache hören zu können, es sei denn sie besitzen einen internationalen Steam Account, um die Uncut-Version spielen zu können. Auch wenn hier und da ein paar Übersetzungen irgendwie missglückt wirken, ist die deutsche Sprachausgabe insgesamt sehr gelungen.


Nach etwas mehr als sieben Stunden Spielzeit, kommt es in Black Ops zu einem wirklich gelungenen Showdown der etwas anderen Art. Lange waren wir nicht mehr so enthusiastisch zurückgelassen worden und hatten so viel Spaß mit dem Ende eines Spiels. Wir wollen nicht zu viel verraten, aber es lohnt sich den Abspann bis zum Ende anzuschauen, denn es folgt eine Überraschung, mit der wir so nicht gerechnet hätten. Hier gehen beide Daumen für die Entwickler nach oben.

Doch Black Ops hat noch viel mehr zu bieten, neben dem reinen Kampagnen-Modus gibt es noch den Überlebenskampf. Dies ist der Zombie-Koop Modus, der mit bis zu vier Spielern gleichzeitig gespielt werden kann. Dabei können wir uns zwischen Online oder eben Einzelspieler Matches entscheiden. Diese unterhaltsame Dreingabe, in der wir versuchen müssen anstürmende Zombie-Massen von uns fernzuhalten, ist gut gelungen und bietet lang anhaltenden Zeitvertreib. Zumal diese auch in Bestenlisten geführt werden können.
Zum jetzigen Zeitpunkt füllten sich aber die Online Matches für den PC noch nicht besonders. Dies wird sicher auf den Konsolen anders sein, da sie schon eher dafür konzipiert worden sind.

Um die versteckten Minispiele zu finden, muss man im Spielmenü an sich hinunter schauen, anschließend mehrmals die Leertaste drücken, bis sich die Hände befreien. Jetzt nur noch zu den Monitoren im Hintergrund wandern und für Dead Ops Arcade DOA eingeben und für Zork ZORK.


Treyarch bietet aber noch mehr für seinen besten Shooter den sie je entwickelt haben. So gibt es für findige Spieler ein paar Easter-eggs zu entdecken und damit meinen wir nicht die vielen kleinen Anspielungen und Versteckten Insider-Hinweise die uns beim Testen aufgefallen sind. Nein, diesmal und das ist wieder anders, gibt es zwei zusätzliche Spiele im Spiel. Zum einen wäre da der Tower Defense Titel Dead Ops Arcade und das DOS Textadventure Zork. Wie man diese entdecken kann, erklären wir im Zusatzkasten in diesem Test.


Fazit
Den Kampf muss Electronic Arts leider als verloren betrachten. Mit einem eher durchschnittlichen Einzelspieler Medal of Honor kann man keinen Thron besteigen, schon gar nicht wenn Activision mit Call of Duty: Black Ops antanzt. Es ist nicht nur die wirklich großartig erzählte Geschichte die begeistern kann, sondern die vielen vielen Details, mit denen die Entwickler den Spieler überraschen. Hier wird Unterhaltung geboten, die jeden Cent wert sind. Bombastische Inszenierung, abwechslungsreiche Missionen, schnelles Erzähltempo und glaubwürdige - vor allem einprägsame - Charaktere.
Auch wenn vieles an den Vorgänger Modern Warfare 2 erinnert, so wirkt das Szenario um den Kalten Krieg und der Kuba Krise zwar nicht besonders erfrischend, aber äußerst unterhaltend.
Liebhaber oberflächlicher und gewaltiger Action-Shooter können hier bedenkenlos zugreifen, etwas vergleichbares wird es diesen Winter nicht mehr geben. Allerdings ist Valves Steam-Zwang vielleicht nicht Jedermanns Sache, doch dies muss in Kauf genommen werden.
Call of Duty: Black Ops
Erfahre hier, wie der Titel in unserer Wertung abgeschlossen hat.

KommentareInhalt:Kommentare

Nino14.11.10 00:36
Sind die Sounds im SP genauso (grottig) wie im MP? Weil dann wunder mich schon über die vergebenen 9 Punkte. Oo
Overthon14.11.10 01:43
ich weiss gar nicht was ihr alle habt, ich fand CoD WaW klasse, ein durch und durch gelungenes Spiel, leider kam es gegen Szenario und Inszenierung von MW einfach nicht an, das muss man schon sagen ...

ansonsten geiler test, ich sehs fast genau so!
Culoudo14.11.10 01:44
Super test, war schön zu lesen. Black ops wird MW2 bittere Konkurrent machen!
Nino14.11.10 07:17
Jut jemacht!
Lord|Schirmer14.11.10 07:42
Mir gings es genauso, am Anfang war ich wenig überzeugt was sich aber mit voranschreitender Story änderte. Das SP lohnt auf jedem Fall beim MP bin ich noch unentschieden.
nilius14.11.10 08:13
Wer Medal of Honor MP gespielt hat, weiß wie Sound sich anhören muss.
Aber BO SP gibt es schon ein paar Sachen, wie unterschiedlicher Sound beim Anlegen der Waffe usw...ich halte 9/10 Punkte für gerechtfertigt, da er sich kaum Fehler leistet
Nino14.11.10 09:20
Ok. :)
Lord|Schirmer14.11.10 17:31
Da hast Du recht nilius, der Sound von MoH ist aktuell, nach meinem empfinden, der Beste!
Culoudo14.11.10 18:07
ja, der beste, aber in CoDBO hat es sich auch verbessert.. meiner meinung nach!
ZeRoHuNt3r14.11.10 23:16
Hört sich nicht Schlecht an, muss ich wohl morgen mal ran setzten. ^^
Overthon16.11.10 22:15
also absolut geiles game, der SP hat mich gerade völlig umgehauen, vor allem das ende ist ja total abgefahren und unglaublich intensiv, spannend bis zum schluss mit ein paar unerwarteten wendungen, einfach geil!
ich bin total begeistert! der beste SP dieses jahr! auf jeden fall!

der zombimodus haut mich jetzt nicht um, aber wers mag ...
smeezo18.11.10 17:38
gewohnt gut geschrieben.....aber das Spiel - no comment!
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Erstellt von nilius
Zuletzt online: 1 Sekunde
Kategorie:
Test
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Aktualisiert
13. 11. 2010 um 14:19
13. 11. 2010 um 14:19
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