Die Therapie zur Akrophobie
Damnation - Article - Die Therapie zur Akrophobie
Damnation
07.06.09 16:38 Test
Damnation kombiniert rasante Action und aufreibende Kämpfe in gigantischen Arealen. Wir haben uns das mal genauer angesehen und uns gleichzeitig therapiert.
In Damnation schlüpfen wir in die Rolle von Rourke, der eigentlich eher ein Einzelgänger ist, aber ein kleines Problem hat, das alleine so wohl nicht zu lösen ist. Also schließt er sich den Peacemaker-Rebellen an, um so an sein Ziel zu gelangen. Rourke vermisst seine schöne Dayden, die vom Bösewicht Lord Prescott gefangen gehalten wird. Da es auch in meinem Naturell liegt, schöne Weibsbilder aus der Not zu retten, stürze ich mich gleich ins flotte Abenteuer.



W.D. Prescott ist der Obermacker in Damnation, ähnlich dem diabolischen Verbrecher-Genies Dr. Arliss Loveless aus dem Film Wild Wild West. Er beherrscht sein teuflisches Handwerk perfekt und bastelt so manche übel aussehende Maschine. In der Spielbeschreibung steht, das Damnation ein Steampunk-Shooter ist. Jetzt wo ich es gespielt habe kommt der Vergleich mit oben angeführtem Film, Damnation recht nahe. Alles wirkt etwas überdimensioniert und gigantisch. Futuristisch aber dennoch altbacken. So wie wir uns ein hochtechnisiertes 18. Jahrhundert vorstellen können.

Damnation ist kein Shooter im herkömmlichen Sinne, ja auch kein reiner Steampunk-Shooter, vielmehr eine Kombination aus Arcade, Rennspiel und Jump & Run und etwas Shooter, wenn man großzügig ist. All das zusammen wirkt auf mich, wie eine gute Mischung für einen unterhaltsamen Abend und den hatte ich, trotz der großen Mängel die dieses Spiel besitzt.

Den Start ins Abenteuer wählte ich mit Bedacht. Zur Auswahl standen drei Modi, "Zwanglos", "Hardcore" und "Verrückt", wobei letzterer noch nicht freigeschaltet war. Da ich einer von der knallharten und unbarmherzigen Sorte bin, sozusagen ein richtiger Killer wenn es darum geht, mein Mädel zu retten, hab ich mich für Zwanglos entschieden. Zu meiner Überraschung war das Einführungstutorial, gleich Bestandteil der rudimentären Story. Fand ich klasse, so musste ich nicht erst einen blöden Parkour durch hetzen um dann irgendwann ins Spiel zu gelangen. Mit meinen neuen Erkenntnissen über meine Fähigkeiten ging es dann auch gleich los.

Wer Tomb Raider kennt, wird wissen was auf einem zukommt, nur das Rourke das viel besser, einfacher zwar und nicht ganz so komplex wie Busenwunder Lara, drauf hat. Einfacher steht hier einzig und allein für die Steuerung, der ich pauschal schon mal 102 Punkte gebe. Selbst für einen Tastatur-Legastheniker wie mich, ist die fast schon eine Unterforderung. Mein Held macht genau das was er soll und genau dann wann er es soll. Sollte ich dochmal daneben springen, so bringt mich das Spiel zum Absprungpunkt zurück und nicht zum letzen Speicherpunkt. Der geneigte Leser scheint schon unterschwellig zu bemerken, das ich davon sehr begeistert bin. Stimmt! Vielleicht ist dies für einige aber schon zu einfach, da sie nicht besonders gefordert werden.

Zur Story brauch nicht viel gesagt werden, so kann ich diese hier vernachlässigen, sie ist typisch und inszeniert und nur Mittel zum Zweck, also konzentrieren wir uns auf das wesentliche. Die Unterhaltungsaspekte Grafik, Sound und Gameplay sollen hier im Vordergrund stehen.

Die Grafik
Fein, sag ich schon mal, denn Damnation hat mich von Anfang an, was Leveldesign und Textur-Tapezierung betrifft, angenehm beeindruckt. Auch wenn die Grafik im Vergleich zu Top Titeln weit hinten anstehen muss, denn dazu wirkt sie einfach zu punkig, zu dreckig. Entfernte Objekte werden recht verwaschen dargestellt und Waffen sowie Minution sehen unwirklich grell aus.
Dies wird nicht jedermans Sache sein, wem es aber gefällt und dazu zähle ich mich auch, der wird den einen oder anderen Blick schweifen lassen.
Sind die ersten Level eher in einheitlichen roten bis tristen Wüsten-Dekor zu Hause, so wechselt die Farbgebung in Terra Verte ins angenehme grün. Im wesentlichen unterscheiden sich die einzelnen Locations zwar nicht viel von einander, was Abwechslungsfetischisten eher unangenehm aufstoßen wird, mir aber passend erschien.
Man könnte jetzt kleinkariert werden und sagen, gut aber sie wiederholt sich im Grunde immer wieder, stimmt, aber es ist so egal, denn sie macht einfach nur Spaß.

Als Kritikpunkt muss ich anführen, das mir im Verlaufe meiner Missionen, oder Akte wie es in Damnation heißt, viele schwere Grafikfehler aufgefallen sind. Die hätten nicht sein müssen oder dürfen und wirken etwas schlampig, sie taten aber auch nicht wirklich weh, schmälern aber den Gesamteindruck.

Der Sound
Musikalisch ist Damnation kein Meilenstein, aber alle Stücke passen wo sie platziert worden sind. Dabei sind sie eher unauffällig statt stimmungsvoll aber richtig arrangiert, so weisen sie einen darauf hin, wann es spannend wird und wann der pure Spaßfaktor im Vordergrund steht. Der Waffensound allerdings ist so grottenschlecht wie die Waffen selber. Das liegt jedoch völlig in der Absicht der Entwickler, also davon gehe ich jetzt mal aus, untermalen sie doch das Flair der fiktiven Epoche.
Die deutschen Synchronstimmen gehen in Ordnung, fallen aber auch nicht besonders positiv auf. Was im allgemeinen für den Sound gilt.

Das Gameplay
Wie ich eingangs schon erwähnt hatte, ist die WASD Steuerung mustergültig. Was allerdings Miss Croft auch vorzuweisen hatte. Nur gelingt dies in Damnation um einiges besser. Die gesamte Steuerung ist auf Spaß ausgelegt. Sicher etwas Übung muss man schon investieren, aber das bekommt selbst ein Zimmermann im 42. Lehrlingsjahr gebacken. Alleine das Spiel mit der Höhe, ist das Schlüsselelement in Damnation. Ich muss mehrere hundert Höhenmeter überwinden und dazu beherrsche ich einige Sprung und Klettervarianten, kann mich so ziemlich an jedem Halt und Vorsprung festhalten, hochziehen oder kombiniert Olympia Akrobatik vollziehen. Das macht Laune und verführt zum rumspielen. Allerdings ist diese Art der Fortbewegung nicht besonders abwechslungsreich und wiederholt sich zu oft.

Damnation macht es einem auch nicht besonders schwer, sollte es wirklich mal vorkommen, das man nicht weiß, wo springe ich wie als nächstes hin, kann es passieren das die Begleiten es einem vormachen. Just, so hab ich wirklich nur zwei kleine Nüsse knacken müssen, wo ich nicht wusste wie es weiter geht. Ganz im Gegenteil zur Madam in Mirror´s Edge. Auch witzig fand ich, das Jack und Zagato, meine Begleiter oft nicht den normalen Weg nahmen, sondern zum Beispiel durch Fenster sprangen, nur damit es ordentlich scheppert im Gebälk.
Das sie dabei neben ihren Sprechrollen, immer die gleichen Sätze von sich gaben wie "Werden deine Arme niemals müde", störte mich weniger. Einzig Lord Prescott ging gehörig auf die Nerven, mit seinen Tiraden über sein gelobtes neues Amerika, aber das konnte ich mit einem gezielten Schuss in die Lautsprecher schnell abstellen.

Damit das klettern nicht zu eintönig wird, gibt es hin und wieder kleine Renneinlagen, wo ich mit dickem Bike, mal so richtig die Sau raus lassen kann. Speicherpunkte sind festgelegt, die müssen erstmal erreicht werden. Wer es nicht schafft, fängt von neuem an. Dies bietet etwas Abwechslung zum Klettereinerlei. Die Steuerung kann dabei aber keiner Rennsimulation standhalten. Betrachtet es als kleines Gimmick, denn mehr ist es nicht. Mit der Space-Taste aktiviere ich den Turbo und der bringt ordentlich Geschwindigkeit um an kniffligen Stellen oder weiten Abgründen bestehen zu können.



Komme ich nun zum größten und schwerwiegendsten Kritikpunkt. Wer denkt, dass er hier seine jahrelang geübten Shooterfähigkeiten unter Beweis stellen kann, der kann gleich nach Hause gehen. Denn die Knarren in Damnation sind alles andere als treffsicher. Im Gegenteil, das sind schrottreife und allenfalls als Huthalter geeignete Utensilien, aber als Schusswaffe mal so gar nicht zu gebrauchen. Also keine Bange, ihr trefft schon, also irgendwann. Der Sound, ist wie weiter oben schon erwähnt, genauso Shooter-Gehör unfreundlich. Passt aber zum Flair des Spiels.
Auch die Auswahl ist nicht überragend. Alles was ihr findet kann euch eigentlich egal sein, jeder findet sein Instrument zum töten früher oder später, dabei wird er dann wohl auch bleiben. Mit den Minen wusste ich zum Beispiel nichts großartiges anzufangen.
Das ich im Gegenzug zu der wirklich sau dähmlichen Gegner KI viel zu schnell zu Boden gehe, störte mich dann schon hin und wieder. Werde ich getroffen, verschwimmt das Bild und wird in einen grauen Schleier getaucht. Dann geht’s wieder zum letzten Speicherpunkt.
Hier hätten die Entwickler auf jedenfall mehr Zeit investieren sollen, wird doch so das Shooter-Element zur Unwichtigkeit degradiert.


Fazit
Damnation ist ein gelungener aber längst kein perfekter Steampunk-"Shooter" der einen kurzweilig unterhalten kann. Wer auf Tiefgang, abwechlungsreiches Level Design und farbenfrohes Bilderfeuerwerk abfährt wird sicher enttäuscht werden. Wer allerdings genug Kohle über hat, ein paar Stunden abschalten will und mit den Mänglen leben kann, wird mit Damnation zufrieden aber nicht glücklich werden. Hier wurde viel Potenzial verschenkt, was aber aus diesem Spiel längst noch keine Ente macht. Wem das Preis-Leitungs Verhältnis nicht zusagt, sollte lieber warten bis es als Budget Edition in den Handel oder auf irgendeiner Magazin DVD erscheint.
Erfahre hier, wie der Titel in unserer Wertung abgeschlossen hat.

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Erstellt von nilius
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Kategorie:
Test
Veröffentlicht
Aktualisiert
07. 06. 2009 um 16:38
07. 06. 2009 um 16:38
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