Rollenspiel der alten Schule durch und durch
Legends of Eisenwald - Article - Rollenspiel der alten Schule durch und durch
Legends of Eisenwald
21.11.15 13:05 Test
Vor kurzem hatte dieser Titel den Release als Boxed-Version gefeiert. Nun haben wir ihn im Test.
In meiner langen Zeit als Spieletester habe ich bisher noch nie ein Rollenspiel gesehen, was mit den mittelalterlichen Deutschland wirbt. Das war durchaus schon ein Grund für mich, diesen Titel einmal genauer anzusehen. Legends of Eisenwald ist allerdings nicht sonderlich frisch, den der digitale Release liegt bereits vier Monate zurück. Vor ein paar Wochen erschien dann die Retail-Version, welche uns nun hier vorliegt. Neben der notwendigen DVD und dem Steam-Key beinhaltet die Retail-Version auch eine Übersichtskarte der Spielwelt. Das besondere an dem Titel ist, und das verraten auch die Screenshots, das es sich hier um ein Rollenspiel der alten Schule handeln soll. Ob dies so ist und ob Aterdux Entertainment gute Arbeit geleistet haben, das verrate ich dir in dieser Review.


Ein Königreich im Konflikt
In erster Linie dreht sich die Geschichte um einen Charakter der königlichen Familie von Lahnstein. Warum ich nun keinen Namen nenne liegt daran, das ich meinen Charakter zu beginn des Spiels auswählen kann. Neben einem Ritter und einer Baronin kann ich auch einen Mythiker auswählen und den Namen bestimmen. Nur noch schnell eines von vier Schwierigkeitsgraden aussuchen und schon geht es in die Geschichte zur Legende von Eisenwald. Die Entwickler haben im Bezug auf ein Tutorial auf unnötige extra Level verzichtet und untermalen lediglich alle Vorkommnisse mit netten und sehr verständlichen Grafiken. Mein Charakter ist zu Besuch im Königreich Holstein, um einen alten Freund seines Vaters zu besuchen. ( Der Freund ist ebenfalls ein König über eine bestimmte Region in Holstein.) Doch dieser alte Freund hat Probleme mit einer Bande von Räubern. In diesem "Prolog" werde ich überwiegend von A nach B geschickt, doch dies ist eigentlich nicht schlimm. Dadurch wird eine optimale Einführung ins Spiel gewährleistet. Erstes kleines Negativ war die fehlende Vertonung von Personen. So musste ich mich mit sterilen Texten abfinden. Begleitet wird das ganze allerdings durch eine passende und stimmige Musik. Nu gut... der Titel soll ja der alten Rollenspiel-Schule gleichen, da will man natürlich nicht neue Elemente hinzufügen. Nach den ersten Schritten in Holstein und der folgenden Einnahme einer feindlichen Burg, so wie einen Angriff unbekannter Räuber, fällt meinem Charakter und den Begleiter ein Brief in die Hand. Darin wird mein Charakter von seinem Vater zurück nach Lahnstein beordert. Was genau vorgefallen ist bleibt vorerst noch unklar. Nach weiteren Dialogen mit dem befreundeten König geht es per Schiff über die Elbe direkt in die Umgebung von Lahnstein. Doch vor Ort herrscht Chaos.
Einzelne Königreiche haben sich verfeindet und stehen im Krieg.

Mein Charakter muss dem ein Ende bereiten und das Königreich als ganzes wieder vereinen. Doch der Weg bis dort hin ist sehr lang, steinig und abenteuerlich. Neben der normalen Geschichte gibt es einige einfache und auch wieder schwierige Quests zu absolvieren. Es ist interessant zu sehen, das die Entwickler auch viel auf Mythen und Legenden gebaut haben. Diese werden recht nett mit tollen Grafiken erzählt. Die komplette Geschichte umfasst an sich 4 Kapitel die laut den Entwicklern rund 50 Stunden Spielspaß garantieren. Durchaus können diese überschritten werden, je nach dem wie ordentlich man voran geht und auf welchen Schwierigkeitslevel gespielt wird.


Die beiden Spielebenen
Von der Story zu den wichtigen Elementen. Der Titel verfügt im Grunde über zwei Spielansichten. Die erste Ansicht zeigt die komplette Landschaft, welche von den Entwicklern super designt wurde und mit Tag/Nachwechsel immer eine besondere Atmosphäre liefert. Diese Ansicht nenne ich gerne auch die Reiseansicht. Hier sehe ich die Burgen, Häuser, Tavernen und alles was man im Mittelalter so antreffen kann, zudem natürlich auch die schöne Spiellandschaft. Ich bewege mich mit dieser Ansicht ganz normal durch die komplette Spielwelt. Alle laufenden Figuren bilden unterm Strich kleine Gruppen. Das gilt für meinen Charakter als auch für andere. Per einfachen Mausklick kann ich mich frei durch die Spielwelt bewegen. Fast alle Gebäude lassen sich auch begehen, vorausgesetzt diese sind nicht feindlich gesinnt. Es folgt ein kurzer Flug zum Gebäude und schon befinde ich mich auf der Grafikebene des Gebäudes. Hier kann ich nun, je nach Art des Gebäudes, neue Quest annehmen, neue Leute Rekrutieren und meine Einheiten heilen lassen.


Den Entwicklern ist durchweg gut gelungen, das der Titel trotz weniger Menüpunkte umfangreiche Möglichkeiten bietet. Lediglich vier Buttons, am unteren Ende der Grafik, führen mich zu Gesprächen, Rekrutierungen, Heilung oder Handel. (Wie gehabt, abhängig vom Gebäude.) Das gleiche betrifft auch die allgemeine Benutzeroberfläche zu der ich gleich noch komme. Zurück aber zu meinem Abenteuer. Wie bereits erwähnt kann ich fast alle Gebäude betreten. Diese werden dann mit einer Veränderung des Cursors (Wird zu einer Burg) angezeigt. Ist das Objekt oder die Personengruppe feindlich, so ändert sich der Cursor in zwei Schwerter. Auseinandersetzungen sind wie im echten Mittelalter auch, nie zu verhindern. Dann wechselt der Titel in die Kampfebene.
Das Kampfsystem kommt tatsächlich mit nur einem Zug aus.

Aufgrund dessen haben die Entwickler auch keine Zeitbeschleunigung ins Kampfsystem intrigiert. Auf 3D Ebene kann ich nur meine Kämpfer zum Sieg führen. Gespielt wird die kleine Schlacht aber nicht in Echtzeit, sondern rundenbasierend der Reihe nach. Auch hier haben Aterdux Entertainment die Aufreihung aller Bedienelemente so einfach wie möglich gehalten. Prister und Heilerinnen können, dank spezieller Fähigkeiten, die Attribute meiner Krieger kurzzeitig stärken oder diese auch heilen.


Später folgen dann auch noch Zauberer, die beim Gegner negative Effekte hervorrufen können. Nach und nach kann ich so also meinen Soldaten die notwendigen Züge auferlegen. Dank einer 360° drehbaren Kamera bin ich mitten im Geschehen. Ein weiteres Plus: Die Tageszeit im Kampf richtet sich vollständig nach der, die ich auch auf der Reiseansicht habe. Zudem passen sich die Austragungsorte der Umgebung an. Natürlich verletzten sich meine Soldaten im Kampf. Heiltränke oder Heilsprüche der Heilerin sorgt meistens für eine gute erste Hilfe. Doch manchmal reicht das nicht und der Krieger geht zu Boden. Das bedeutet aber in diesem Titel nicht, das der Soldat gleich tot ist. Für den aktuellen Kampf fällt der Soldat dann aus, doch kann dieser im nächsten Kampf mit einer verminderten Lebensenergie wieder in der Reihe stehen. Ein Begleiter oder auch mein Charakter stirbt erst dann, wenn drei Bluttropfen erreicht sind. Diese werden dezent im Lebensenergiebalken angezeigt. Es gibt auch Angriffe die sofort einen Bluttropfen hinzufügen. An dieser Stelle sollte ich dann Vorsicht walten lassen. Der Kampf ist im allgemeinen erst dann vorbei, wenn alle Einheiten des Gegners oder von mir auf dem Boden liegen. Nach einem erfolgreichen Kampf winken nicht selten gute Gegenstände und auch ordentlich Gold. Das ist auch wichtig, denn jede Heilung bei entsprechenden Gebäuden, kostet Gold. Aber das ist nicht das einzige was bei diesem Titel durchaus kosten kann. Beim jeweiligen Händler kann ich für meine Charaktere neue Waffen, Schilde, Ausrüstungen und Nebenobjekte (wie Ringe und Amulette) kaufen. Dazu natürlich die normalen Verbrauchsmittel wie Heil- oder Verstärkungstränke. Von den normalen Kämpfen zu etwas spezielleren Situationen. Ich habe es bereits oben erwähnt und zwar können ganze Burgen eingenommen werden. Dafür muss ich allerdings über eine starke Gruppe verfügen und genau aufpassen. Gebe ich den Befehl die Burg anzugreifen, offenbart mir das Spiel eine Einschätzung mit wie viel Lebensenergie meine Gruppe dem eigentlichen Kampf gegen die Garnison antreten muss. An dieser Stelle ist es meine Pflicht eine geeignete Entscheidung zu treffen. Soll ich Angreifen oder doch eher (ohne Verluste) den Rückzug anordnen. Gerade während der Story bleibt es nicht aus, das man neutrale Burgen angreifen und somit alte Freunde besiegen muss.


Die gelungene Benutzeroberfläche
Der Titel ist nicht nur wegen seines gelungenen Rollenspieldaseins aus alten Tagen so bliebt, sondern auch durch die einfache Benutzeroberfläche. Über lediglich drei große Buttons am unteren Rand kann ich alles notwendige überblicken. Das erste ist das Inventar. Dies zeigt mir alle meine Einheiten der Gruppe an, ihre aktuelle Startposition (Diese baut in der ersten Reihe mit den Infanteristen auf, geht über zu den Bogenschützen und endet mit den Heiligen.), sowie die aktuellen Attributwerte. Zusätzlich können sich die einzelnen Personen der Gruppe durch Levelaufstiege und den Button "Verbessern" verändern. Bei manchen gibt es einen kleinen Talentbaum, bei anderen bleibt es bei einem bestimmten Strang. Von Stufe zu Stufe verändern sich neben den Fähigkeiten auch das Aussehen. (Zwar nicht unbedingt vom Körper her, aber die Kleidungsstücke werden hochwertiger.), was ich wiederum ziemlich genial finde. Auf der gegenüberliegenden Seite des Inventars finde ich die jeweiligen Slots für Waffen, Ausrüstungstücke und weitere Nebenobjekte. Die angelegten Gegenstände können sogar im Kampf direkt betrachtet werden, woran sich andere Titel dieser Art echt eine Scheibe von abschneiden könnten. Selbstverständlich bietet der Titel auch eine Vergleichsanzeige, allerdings nicht so wie man es unbedingt von vergleichbaren Titeln kennt. Passende und bessere Objekte (Welche einen positiven Einfluss haben.) werden grün hinterlegt. Dinge die nur wenig oder kaum eine Veränderung bringen, bleiben ohne Farbe. Wird das Objekt jedoch Rot hinterlegt, so kann ich diesen Gegenstand nicht für die Person verwenden oder hat zu schlechte Werte für einen Tausch.


So hilft Legends of Eisenwald dem Spieler auf einfachste Weise schnell die richtigen Gegenstände anzulegen. Übrigens können bestimmte Personen auch mit einem Pferd reiten und in einem Kampf damit antreten. Vorausgesetzt wird aber eine gewisse Kampfumgebung. Wälder, Belagerungen oder auch Sümpfe machen den Kampf mit einem Pferd unmöglich. Habe ich aber erst einmal einen Soldaten mit Pferd, so ist dieser richtig stark und kann mit vielen Vorteilen punkten. Unter den Slots befindet sich zum Schluss noch der Rucksack. Hier wandern als erstes alle Objekte hinein. Eine Begrenzung an Objektmengen habe ich nicht erkennen könne, allerdings findet man auch relativ selten etwas. Der zweite Button auf der Reiseansicht ist die Karte samt Quests. Leider fehlt der Übersichtskarte eine kleine Legende. Ich musste feststellen das Blau markierte Gebäude verbündete sind, grüne meine eigenen und die Roten feindlich gesinnte sind. Die ohne Farbe stehen mir neutral gegenüber. Weitaus übersichtlicher gestaltet sich dagegen die Questübersicht, samt Notizen und fertigen Quests. Viel brauche ich dazu nicht schreiben, denn auf den Screenshots siehst du bereits wie gut das angeordnet ist. In den Notizen verbergen sich übrigens die Nebenquests. Leider werden keine Quests auf der Reiseansicht angezeigt, sodass ich jedes mal in dieses Menü muss. Der letzte Button ist lediglich für das Hauptmenü da. Thema Speichern: Gespeichert werden kann auf der Reiseübersicht jeder Zeit. Dies gilt nicht für aktive Kämpfe oder in Gebäuden.


Söldner bezahlen oder doch eher einen Bauer nehmen?
Am Ende gibt es noch eine Frage zu klären. Der Titel unterteilt alle Gruppenmitglieder in spezielle Kampfgruppen. Insgesamt gibt es da die Söldner, Gefolgsleute und die Rekruten. Zu beginn des Abenteuers bleibt einem nicht viel übrig mindestens einen Söldner anzuheuern. Diese sind zwar sehr stark und können einiges aushalten, aber sie kosten mir jeden Tag einen gewissen Satz an Gold. Billigere alternative ist da schon eher der Gefolgsmann. Diesen finde ich zu meist in den verschiedenen Dörfern die mir gehören oder die mit meinem Königreich verbündet sind. Es sind in der Regel ganz normale Bauern, Mönche oder Heilerinnen. Diese verlangen zwar keinen Lohn oder einen Platz in der Burg, haben aber keine militärische Ausbildung und sogen unterm Strich kaum für einen richtigen Schaden. Allerdings sind die Gefolgsleute die einzige alternativ, solange ich wie noch keine eigene Burg habe. Womit ich auch schon beim nächsten Punkt bin. Rekrutierte Männer bekomme ich nur durch eine eroberte Burg. Auch diese verlangen kein Gold unterliegen aber einer speziellen Limitierung an Personen. Das bedeutet, das ich pro Burg eine gewisse Anzahl an Rekruten ausbilden und nutzen kann. Je mehr Burgen ich besitze, desto mehr Leute kann ich nutzen.

Übrigens haben einnahmen von Gebieten noch einen weiteren entschiedenen Vorteil in diesem Spiel. Bei einem Besuch der eigenen Gebäude (Abwehrtürme, Burgen, Schmieden und Kirchen ausgenommen) kann ich als Herrscher des Landes sogar Abgaben verlangen. Leider hat das einholen der Abgaben keine moralischen Nachteile. Ein gewisser Einfluss auf das eigene Königreich hätte dem Titel sicherlich nicht sonderlich geschadet. (Abgaben regulieren und damit eine kleine Wirtschaft leiten) Trotzdem ist der Titel ein richtiges Rollenspiel der alten Schule und sollte gerade Fans dieses Genres direkt ansprechen. Es ist interessant zu sehen wie einfach eine Benutzeroberfläche sein kann und zugleich das ganze recht umfangreich daher kommt. Die Story an sich ist eine nette Geschichte mit fiktiven Städten. Eigentlich sollte das ganze ein abenteuerliches Rollenspiel im mittelalterlichen Deutschland sein. Doch die Namen der Städte sind so sehr fiktiv bestimmt, das es mir sehr schwer fiel eine gewisse Identifizierung der Spielwelt als deutsches Land anzusehen. Einzig in den Dialogen werden Gegenden wie Mecklenburg, Sachsen, Brandenburg oder auch Holstein erwähnt und auf den Übersichtskarten sind die Elbe, das Erzgebirge und die Alpen verzeichnet. Etwas mehr geschichtliche Recherche hätte ich an dieser Stelle schon begrüßt, aber es geht ja hier um ein Rollenspiel und keine Geschichtsstunde. Trotz der fiktiven Städtenamen haben die Entwickler es vermieden aus diesem Rollenspiel eine 08/15 Fantasy-Story zu machen, sondern sind auf den Boden der Tatsachen geblieben. Mythen und Legenden ja, aber es gibt weder Monster noch Drachen oder ähnliches.

Dank Editor mehr Abenteuer im Eisenwald
Die fast 50 Stundenlange Geschichte sollte natürlich noch nicht alles gewesen sein. Darum haben die Entwickler gleich einen umfangreichen Editor mit geliefert, der es mir ermöglicht nicht nur neue Abenteuer zu erstellen, sondern gleich einiges zu bearbeiten und zu modifizieren. Die Rede ist vom kompletten Entwickler-Tool. Das Aterdux Entertainment diesen für die Spieler freigegeben und mit in den Lieferumfang verbaut haben, zeigt eigentlich die große Verbundenheit zu den Rollenspielfans, die solche Spiele wie Legends of Eisenwald unterstützen und schätzen. Noch einmal: Dieser Titel ist nicht wie eines der neueren Rollenspiele welche auf dem Videospielmarkt sind, sondern der Titel arbeitet mit alten Elementen und interessanten Zusammenwirkungen. Einzig die gelungene Grafik in der Reise- und Kampfansicht entspricht der Neuzeit und kann sich wirklich sehen lassen. Doch zurück zum Editor. Natürlich kann ich mir, dank des Steam-Workshops, auch von anderen erstellte Abenteuer herunterladen und spielen. Über "Neues Spiel" haben die Entwickler extra ein Menü gestaltet in dem die Hauptkampange, als auch Einzelszenarios angezeigt werden. Ich persönlich finde das eine ganz tolle Sache, sodass ich das positiv auf die Wertung niederschlägt.

Erfahre hier, wie der Titel in unserer Wertung abgeschlossen hat.

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Erstellt von Seb66
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21. 11. 2015 um 13:05
21. 11. 2015 um 13:05
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