NBA 2K geht in die nächste Runde
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NBA 2K19
26.09.18 14:12 Test
2K feiert mit NBA 2K19 das 20-jährige Jubiläum der Basketballsimulation, die über die letzten Jahre den Markt der Basketballspiele dominierte. Kann NBA 2K19 diesem Anspruch gerecht werden?
Neues Jahr, neuer September, neues NBA 2K. Seit nunmehr 20 Jahre dürfen sich Fans der besten Basketballliga der Welt stets auf einen neuen Ableger der Basketballsimulation freuen. Dieses Jahr ziert zum einen der Grieche Giannis Antetokounmpo das Cover, in der 20th Anniversary Edition hingegen niemand geringeres als der selbsternannte King Lebron James. Packende Trailer und Werbekampagnen unter dem Motto „They Will Know Your Name“ hielten die Erwartungen entsprechend hoch. Kann NBA 2K nach 20 Jahren immer noch für Begeisterungssprünge sorgen oder neigt sich die Zeit der erfolgreichsten Basketballsimulation des letzten Jahrzehnts dem Ende zu?

Der Weg zurück

Neben MyTeam ist MyPlayer der wichtigste Spielmodus der NBA 2K-Reihe, etliche mal mehr mal weniger gelungene Adaptionen sportlicher Werdegänge fanden in den letzten Jahren den Weg auf die Spielebildschirme. Das große Problem dieser Sportgeschichten war oftmals ihre Simplizität und Wiederholbarkeit, wenig verwunderlich, denn auch wirklich gute und innovative Sportfilme lassen sich an einer Hand abzählen. Dass es jedoch auch anders geht, zeigt die Longshot-Story aus den letzten beiden NFL-Teilen. Eine solide Grundgeschichte mit tiefgründigen Charakteren und einer tollen cineastischen Umsetzung – weniger ist manchmal auch mehr. Und natürlich stellt sich auch NBA 2K19 dieser Herausforderung und versucht mehr zu bieten, als eine austauschbare Heldengeschichte, zumal nach den geradezu miserablen Charakteren und Dialogen des letzten Jahres auch so etwas wie eine Entschädigung her muss. Denn die unangenehmen Fremdschammomente des Side-Characters mit dem ebenso überzogenen Spitznamen B-Fresh sorgten forenübergreifend für jede Menge Shitstorm. Zwar versucht die diesjährige Storyline etwas erwachsener daherzukommen, an den ein oder anderen haarsträubend geistlosen Dialogen führt jedoch kein Weg vorbei. Aber alles auf Anfang.

Im Mittelpunkt steht der ungedraftete A.I., welcher nun seinen Traum von der NBA zunächst bei den Shanghai Bears in der chinesischen Liga nachgehen muss. Bei einem Freundschaftsspiel gegen eine All-Star-Auswahl der NBA-Elite kann A.I. durch einen beeindruckend Dunk in den sozialen Netzwerken für Aufsehen sorgen und erhält einen Vertrag in Los Angeles, jedoch nicht bei den Los Angeles Lakers sondern bei den South Bay Lakers in der G-League, einer deutlich niedrigeren Spielklasse als die NBA. Kurz danach wird A.I. auch schon zu den Mad Ants, einem G-Leauge-Team in Indiana getradet. Angekommen in Indiana gilt es, die NBA-Scouts von sich zu überzeugen um eine Chance zu bekommen, sich in der besten Liga der Welt beweisen zu können. Natürlich dürfen im Laufe der Geschichte Auseinandersetzungen mit Mitspielern und das Aufeinandertreffen mit einem ehemaligen Freund, welcher den Sprung in die NBA schon geschafft hat, für den nötigen dramaturgischen Tiefgang nicht fehlen. Eine, wenn auch nur sporadisch angekratzte Liebesgeschichte und ein rücksichtsloser Marketing-Profi geben der Story ihren letzten, klischeehaften Touch. A.I., welcher anfangs noch neidisch auf die Berühmtheit und den Besitz der NBA-Profis war, wird im dörflich anmutenden Vorort von Indiana wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Der Ansatz, die Sportart Basketball als reine Show darzustellen, welcher jede Art von Menschlichkeit und Leidenschaft abhanden gekommen ist, klingt grundsätzlich extrem interessant, leider aber zieht die Geschichte diese Idee nicht konsequent genug durch. Stattdessen liegt der Fokus auf tollpatschigen Mitspielern und erzwungenen Nostalgiemomenten, wie das Aufeinandertreffen mit Jackson Ellis (NBA 2K14) und ATM (NBA2K18). Das macht zwar alles Spaß und sorgt für Unterhaltung, wirkt aber insgesamt recht oberflächlich.

Erfrischend innovativ hingegen sind kleinere, eingebaute Minispiele wie ein Wurfspiel auf einem Rummel oder ein kurzes Streetball-Match vor einer Scheune gegen die Nachbarskinder. Auch die passenden chinesischen Kommentatoren und die abwechslungsreichen Spielstätten fallen positiv auf und bescheren durchaus unterhaltsame Spielstunden. Was bleibt ist eine teils charmante, teils unerträglich kitschige Sportgeschichte mit interessanten Ansätzen, als auch überzogenen Figuren und Storypassagen. Ebenso verhält es sich auf visueller Ebene – auf lieblos dargestellte Landschaften folgt eine filmisch inszenierte Dialogsequenz. Ständig findet ein solcher Bruch in der visuellen Darstellung statt, was die Kontinuität deutlich beeinträchtigt. Ein wenig mehr Konsequenz und Entschleunigung hätte der Geschichte auf jeden Fall gutgetan, im Vergleich zu den letzten Jahren geht NBA 2K aber einen Schritt in die richtige Richtung.

Andre Ingram 2.0?

Interessant für Basketballfans: Nach eigener Aussage von 2K richtet sich der Spitzname A.I. zwar an Allen Iverson, der das Cover des allerersten NBA 2K zieren durfte, die deutliche Parallele zu Andre Ingram hingegen ist unbestreitbar. Andre Ingram ist ein amerikanischer Basketballspieler, welcher sich in der letzten Saison für ein Spiel das Trikot der Los Angeles Lakers überziehen durfte. Ingram kam ebenso aus der G-League und erfüllte sich mit 32 Jahren seinen Traum von der NBA. Eben jenes Sportmärchen erzählt auch NBA 2K19 – Allen Iverson dürfte also nicht die einzige Inspiration für den Namen A.I. gewesen sein.

Die Straße ist dein Zuhause

Bezüglich der Erstellung deines Charakters lässt sich nicht viel Neues sagen, bis auf das Layout blieb weitestgehend alles beim Alten. Natürlich wurde versucht, in jeglichen Bereichen der Gesichtserstellung umfangreichere Auswahlmöglichkeiten anzubieten, wirklich erwähnenswert sind diese aber nicht. Auch das Attributsystem entspricht dem des letzten Jahres, bringt aber deutlich geringere Ladezeiten mit sich. Wer mit einen komplett überarbeiteten Karrieremodus mit neuen Levelmöglichkeiten und veränderten Spielprinzipien rechnet, dürfte von NBA 2K19 enttäuscht werden, denn große Veränderungen gibt’s es so gut wie keine. Die Verbesserungen stecken vielmehr im Detail. The Neighborhood zeigt hierbei noch die größten Veränderungen. Die neue Aufteilung der einzelnen Areale ist wesentlich übersichtlicher und wirkt insgesamt um einiges belebter als bei NBA 2K18. Der neue Court „Under Armour Cages“ erlaubt dir mit Hilfe von eingebauten Trampolinen an deiner Hangtime zu arbeiten (Fans von Slam Ball dürften ihr Freude haben), im „Wheels“-Shop können fahrbare Untersätze gekauft werden, um die Neighborhood um einiges stylischer und schneller zu erkunden. Versprochene rotierende Minispiele könnten für jede Menge Spaß und Abwechslung sorgen, die Zeit wird jedoch zeigen, ob sich derartige Neuerungen entsprechend beweisen und etablieren können. Es scheint fast, als hätte 2K mehr Zeit in Formen der Bespaßung rund um den Basketball, als in das Basketballspielen selbst investiert. Denn große Diskussionsthemen wie die (zurecht) allseits kritisierten Micro-Transaktionen sind unverändert im Spiel vorzufinden. Wenig nachvollziehbar, vor allem nach den Hasstiraden des letzten Jahres wäre ein Verzicht auf das Pay-To-Win-Prinzip die einzig logische Konsequenz gewesen.
Alles, was Basketball zu bieten hat

Grafisch und inszenatorisch bewegt sich NBA 2K19 wie zu erwarten auf einem sehr hohen Level. Jedes Spiel wird zu einem absoluten Event mit einer Pre-Game-Show, bombastischen Teamvorstellungen, Halbzeitinterviews und so weiter und sofort. Es mangelt an nichts, so gut wie jedes Detail eines NBA-Spiels wurde erkannt und in das Spiel eingearbeitet. Hinzu kommt ein tolles Sounddesign mit Originalaufnahmen aus den jeweiligen Hallen der NBA-Teams. Auch die Kommentatoren überzeugen auf ganzer Linie, interessante Gastkommentatoren wie Kobe Bryant erzählen während des Spiels spannende Anekdoten aus ihrer NBA-Karriere und halten das Spiel damit auch abseits des Spielfeldes sehr lebendig. Kleinere Spielereien wie der „Assist des Spiels“ runden den eindrucksvollen inszenatorischen Prozess rund um das Basketballspiel ab. Die Spieler werden von Jahr zu Jahr mit mehr Details und Besonderheiten ausgestattet, vor allem die bisweilen unverkennbaren Jubelgesten verleihen jedem Superstar ein individuelles Spielgefühl und es wird schnell viel Liebe zum Detail erkennbar. Und das Berücksichtigen der Details wird ohnehin immer wichtiger, denn grafisch kommt NBA 2K19 mit der aktuellen Konsolengeneration vermutlich an seine Grenzen. Vorwürfe, die Grafik habe seit mehreren Jahren nur einen geringen Schritt nach vorne gemacht dürften größtenteils der viel zu hohen Erwartungen geschuldet sein, denn NBA 2K bewegt sich schon eine ganze Weile auf einem sehr hohen Level bezüglich der grafischen Präsentation seiner Spieler. Natürlich ist auch NBA 2K19 kein neuer Grafikmeilenstein, dafür sind die bestehenden Möglichkeiten schlichtweg zu leistungsschwach, im Bereich der Sportspiele muss sich NBA 2K19 grafisch aber niemandem unterordnen. Auch der Soundtrack darf sich wieder sehen und hören lassen, zusammengestellt von Travis Scott, den es übrigens neben einigen anderen Rap-Persönlichkeiten im Karrieremodus anzutreffen gibt.

Was das Gameplay anbelangt, darf der Vorwurf der geringen Veränderung zumindest in Teilen berechtigterweise erhoben werden, denn hier hat sich vor allem in der Offense sehr wenig getan. Die Animationen bleiben die selben, die Spielgeschwindigkeit sowie das allgemeine Spielgefühl ähneln dem Vorgänger in beinahe allen Belangen. Ab und an präsentiert sich dann doch mal eine neue Bewegungsanimation, dies bleibt aber ganz klar die Ausnahme. Lediglich die Ballkontrolle wirkt verändert und schlecht durchdachte Bewegungsabläufe werden weit häufiger mit einem Ballverlust bestraft, als man es von den bisherigen Teilen gewohnt ist. In der Defense hingegen werden deutlich mehr Anpassungen spürbar. Spieler verrennen sich weniger häufig in vorgefertigte Bewegungsanimationen, die Verteidigung lässt sich genauer kontrollieren und wirkt dadurch lebendiger und realistischer. Das Spielgefühl ist hier ein deutlich anderes, einzelne Bewegungen laufen reibungsloser ab und die Steuerung reagiert genauer. Vor allem im Karrieremodus wird das überarbeitete Defense-Gameplay deutlich, mit jeder Verbesserung im Bereich der Defense wird auch eine Veränderung im Spielgeschehen spürbar. Zusammengefasst lässt sich sagen, dass NBA 2K19 flüssiger läuft als NBA 2K18 und vor allem in der Defense sinnvolle Anpassungen vorzuweisen hat. Wer sich das neue NBA 2K jedoch aufgrund eines neuen Offense-Gameplay zulegen möchte, wird dabei nicht glücklich, denn hier erscheint alles wie im Vorgänger – solide aber nicht überragend.

Neue Spieler und alte Probleme

Nachdem im letzten Jahr durch die „Historischen Teams“ etliche ehemalige NBA-Stars ihren Weg in das 2K-Franchise fanden, gibt es nun hochrangigen Nachschub. Mit Gilbert Arenas wird das letzte Puzzlestück in Reihen der Washington Wizards eingesetzt und der Point Guard ist ebenfalls im MyTeam-Modus vertreten und als Spielerkarte zieh- und spielbar. Bezüglich des beliebten MyTeam-Spielmodus ist dies aber glücklicherweise nicht die einzige Neuerung. Neben der Möglichkeit, sich im neuen „Mein Team Unlimited“-Modus durch 5 vs. 5 Spiele für das große 250.00-Dollar-Turnier in New York durchzusetzen, bei dem es dazu noch verschiedene Preise, wie eine Reise zu einem NBA-Spiel, zu gewinnen gibt, kann sich die NBA 2K-Community nun auch in 3 vs. 3 Partien messen. Wenig verwunderlich, da das vom Rapper Ice Cube gegründete BIG3-Tournament in der spielfreien NBA-Zeit eine große Community aufbauen konnte. Im sogenannten Triple Threat-Modus werden Spiele gegen die besten Trios der Ligageschichte bestritten, die erspielten Belohnungen können anschließend zur Verbesserung des Kaders verwendet werden. Natürlich gibt es den Triple Threat-Modus auch im Mehrspieler gegen andere Spieler weltweit. Die Möglichkeit, Nicht-Ranglisten-Spiele gegen Freunde zu spielen dürfte ebenfalls für erfrischende Abwechslung sorgen.

Insgesamt präsentiert sich der MyTeam-Modus spielerisch umfangreicher als je zuvor mit sinnvollen Verbesserungen und Neuerungen. Mehr Spielmodi im Online- und im Offlinemodus, ein übersichtliches Layout, sowie etliche tagesaktuelle Herausforderungen – zu bemängeln gibt es so gut wie nichts. Wäre da nicht das altbewerte Problem der Ingame-Currency. Wird echtes Geld investiert, wird das eigene Team deutlich besser und verschafft sich enorme Vorteile gegenüber Konkurrenten, die sich Teaminhalte über den „normalen“ Weg zugelegt haben – durch das Investieren von etlichen Spielstunden. NBA 2K19 tut sich damit abermals keinen Gefallen und muss erneut mit berechtigten Pay-To-Win-Vorwürfen rechnen. Schade, da die Verbesserungen eigentlich für sich sprechen.
Erfahre hier, wie der Titel in unserer Wertung abgeschlossen hat.

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Erstellt von Rufus
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26. 09. 2018 um 14:12
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