EA geht wieder auf Korbjagd
NBA Live 18 - Article - EA geht wieder auf Korbjagd
NBA Live 18
13.10.17 10:35 Test
Viel wurde über die NBA Live-Reihe geschrieben und diskutiert. Was jedoch aus vielen dieser Diskussionen klar hervorgeht - NBA Live will dieses Jahr wieder richtig angreifen und den Konkurrenten aus ...
Hätte vor 15 Jahren jemand an der Vormachtstellung der NBA Live-Reihe auf dem Basketballspielemarkt gezweifelt, hätte er nichts als Lacher und Häme geerntet. 2017 hingegen scheint es fast schon verwunderlich, dass NBA Live versucht, sich mit dem Konkurrenten aus dem Hause 2K messen zu wollen. Die vergangenen Jahre sprechen Bände über den Absturz der einstigen Großmacht der Basketballspiele. Über ganze vier Jahre (2010-2014) kam kein neuer Teil der NBA Live-Reihe auf den Markt, das ursprünglich geplante NBA Live 13 wurde kurz vor Release zurückgezogen und kam nie in die Videospielläden. Die letzten Teile hatten oftmals mit großer Kritik zu kämpfen und konnten nie an den damaligen Erfolg anknüpfen. Erste Bilder der diesjährigen Version hingegen versprachen zumindest schon mal optisch einen Sprung nach vorne. Doch entsprechen diese Eindrücke der Realität und kann NBA Live 18 tatsächlich wieder ernstzunehmend angreifen? Der folgende Test verrät es euch.

The One

Fifa hat ihn, NFL hat ihn und nun auch NBA LIVE 18 – den Karrieremodus. In NBA Live durchlebst du in „The One“ den Werdegang deines Spielers vom No-Name zum Superstar in der NBA. Deine Reise beginnt mit einer schweren Knieverletzung, welche dich von der gefeierten College-Sensation zur tragischen Figur werden lässt. Nun musst du versuchen, wieder Fuß zu fassen und dir anhand verschiedener Streetball- und Hallenturniere einen Namen machen, um dein großes Ziel, die NBA, zu erreichen. Auf deinem Weg begleiten dich die beiden Moderatoren von „First Take“, Steven A. Smith und Skip Bayless. Beide besprechen deine Situation in hitzigen Diskussionen und bewerten deinen Fortschritt. Diese Zwischensequenzen sind Aufnahmen aus der echten Show und sind somit nicht beeinflussbar. Einen Gefallen tut sich NBA Live 18 damit leider nicht, da die Echtzeit-Aufnahmen sichtbar aus dem Rahmen fallen und dem eigentlichen Spieldesign an Glaubwürdigkeit nehmen. Zu Beginn deiner Karriere besteht die Möglichkeit, deinen Spieler optisch anzupassen, entweder mit Hilfe voreingestellter Gesichter oder dem Face-Scan. Letzterer ist auch über das Smartphone möglich, hierbei muss nur die entsprechende App installiert werden und NBA Live 18 synchronisiert die Daten vom Smartphone auf die PS4. Leider hängt der Scan sehr oft und es benötigt etliche neue Anläufe um das eigene Gesicht ins Spiel zu bekommen. Das Resultat hingegen ist, ähnlich wie bei NBA 2K, dann aber zufriedenstellend. Nach den Äußerlichkeiten kannst du deine Spielposition und deinen Spieltyp auswählen. Jeder Spieltyp bringt unterschiedliche Fähigkeiten und Eigenschaften mit sich, welche sich meist erst im weiteren Spielverlauf deutlich machen.

Sobald du die Erstellung deines Spielers beendet hast, beginnt auch schon das ersten große Kapitel „The Rise“, in welchem du an insgesamt sechs verschiedenen Schauplätzen das Spielfeld betrittst und dich mit Streetball- und NBA-Stars misst. Jeder Spielort wird mit einer toll produzierten und geschnittenen Introsequenz eingeführt und die Bedeutung des jeweiligen Schauplatzes innerhalb der Basketballkultur verdeutlicht. Sei es der legendäre New Yorker Rucker Park oder die King Drew Magnet Highschool – jeder Schauplatz besitzt seine ganz eigene Geschichte, welche es sich zu erzählen lohnt. Spielerisch werden deine Gegner von Spiel zu Spiel stärker, als auch bekannter. So spielst du zu Beginn noch gegen Streetballspieler, später in der Drew League aber schon gegen gestandene NBA-Profis. Dieser Anstieg der Schwierigkeit hat zur Folge, dass du inhaltlich, als auch spielerisch immer besser auf die bevorstehende Saison in der NBA vorbereitet wirst. In deinem letzten Spiel, der Draft Combine geht es um deine Position, an welcher du beim diesjährigen Draft von den NBA Teams gepickt werden sollst. Je besser du spielst, desto besser sind deine Chancen der begehrte Nr.1 Pick zu werden. Zwar fördert dies den Ansporn eine möglichst gute Leistung abzuliefern, stellt sich aber kurz darauf als unwichtig heraus. Denn egal, zu welchem Verein dich dein Weg nach dem Draft führt, du besitzt direkt die Möglichkeit den Verein zu wechseln und dich deinem Lieblingsteam anzuschließen.

Angekommen in der NBA, kannst du noch die Saisonlänge einstellen und anstatt der normalen Länge von 82 Spielen die Dauer auf 29 Spiele beschränken. Dies hat zum Vorteil, dass sich die Karriere nicht in einem Trott aus einer Unmenge an Spielen verliert, sondern stetig und geradlinig auf die Playoffs zusteuert und somit interessanter bleibt. Um festzustellen, wie gut du dich auf dem Spielfeld schlägst, gibt dir NBA Live ein Feedback in Form einer Zahl zwischen 1 und 100. Je mehr gute Aktionen du hast, desto schneller steigt die Zahl an. So bekommst du beispielsweise für einen Korberfolg zwei Punkte, verlierst aber bei einem Ballverlust 3 Punkte. Insgesamt ist das Feedback recht oberflächlich und nimmt nur bei offensichtlichen Situationen Einfluss. Bewegungen abseits des Balles werden aber meist nicht beachtet. Für ein ungefähres Wiedergeben deiner Leistung reicht das Feedback aber völlig aus.

Um deinen Spieler zu verbessern, stehen zwei Möglichkeiten zur Verfügung. Entweder du verbesserst die, deinem Spieltyp entsprechenden, Fähigkeiten, wie Dribbling oder Werfen mit Hilfe erspielter Punkte oder du rüstest sogenannte Merkmalkarten aus. Merkmalkarten geben in bestimmten Bereichen einen Bonus und können dir im Spiel in manchen Situationen von großer Hilfe sein. Insgesamt sind die Verbesserungsmöglichkeiten aber recht überschaubar, lediglich vier Primär- und zwei Sekundärfähigkeiten stehen zur Verbesserung zur Verfügung. Des Weiteren befinden sich Kisten im Spiel, welche du mit deinem erspielten Geld öffnen kannst. Jedoch bieten die Kisten nur modische Accessoires wie Pullover und Bandagen und haben keinen Einfluss auf deine Leistung. Generell macht NBA Live aber einiges richtig im Karrieremodus und ermöglicht vor allem Einsteigern einen kurzweiligen Spielspaß. Die großen Möglichkeiten der Individualisierung deines Spielers bestehen zwar nicht, Laune macht „The One“ aber trotzdem.
Ultimate Team

Wie aus Fifa und NBA 2K bekannt, bietet auch NBA Live 18 die Möglichkeit im sogenannten "Ultimate Team" auf Korbjagd zu gehen. Du kannst dich in Online- oder Offline-Spielen mit deinen Gegnern messen um möglichst viel Belohnung zu erhalten. Des Weiteren stehen dir verschiedene Herausforderungen zur Verfügung um ebenfalls Belohnungen für dein Team freischalten zu können. Dein verdientes Geld kannst du nun in verschiedene Packs investieren, welche dir, je nach Preis, unterschiedlich gute Spieler versprechen. Um Abwechslung zu bieten gibt es Spezial-Packs nur für einen bestimmten Zeitraum, dadurch wandern immer wieder neue Pack-Varianten in das Spielgeschehen des Ultimate Team. Jedoch besteht jedes Pack hauptsächlich nur aus Spielern, enorme Mengen an Inhalten zur Individualisierung deiner Spielarena sucht man vergebens. Insgesamt bietet Ultimate Team also nicht allzu viele Inhalte, macht aber auch nicht allzu viel falsch.

Wären da nicht diese Emotionen

Kann NBA Live 18 neben dem Karrieremodus auch grafisch den hohen Ansprüchen der heutigen Sportspielgeneration gerecht werden? Was die Darstellung der Gesichter anbelangt, kann NBA Live 18 weitestgehend überzeugen, jedoch werden leider große Unterschiede zwischen Superstars und den Rollenspielern deutlich. Die bekannten Gesichter wie Lebron James, Russel Westbrook oder Kevin Durant sehen den Originalen sehr ähnlich, etwas unbekanntere Spieler wie Patrick Beverly oder Raymond Felton hingegen zeigen größere Schwächen im Gesichtsscan und vermehrt auch unpassende und unrealistische Größenverhältnisse. Betrachtet man die Spieler in Aktion fallen leider Ungereimtheiten in der Bewegungsdarstellung ins Auge. Seien es stockende Übergänge zwischen den einzelnen Animationen oder unlogische Armverrenkungen – viele dieser Schwächen in der Performance verfehlen ihr eigentliches Ziel der möglichst realistischen Darstellung eines NBA Spieles. Vor allem die Interaktion zwischen den einzelnen Spielern führt zu vermehrt unlogischen Situationen. Auch die Darstellung von Emotionen in den Bewegungen und Gesten der Spieler lässt viel zu wünschen übrig, wirkliche Emotionen sucht man vergebens und jede noch so spektakuläre Aktion wirkt auf emotionaler Basis leblos.

Kurz und knackig

Schnell wird klar – die Präsentation von NBA Live 18 beschränkt sich voll und ganz auf das eigentliche Spiel, Pre-Game-Shows oder Interviews während des Spiels sucht man vergebens. Lediglich eine kurze Introsequenz und eine Show in der Halbzeit und nach dem Spiel bietet Einsicht in die Highlights und Details des bisherigen Spiels. Hier kann NBA Live 18 aber durchaus überzeugen, Rubriken wie „Player of the Half/Game“, „Who was cold“ und „Top 3 Plays“ können kurzweiligen Spaß bereiten und die Wiederholungen der spektakulärsten Spielszenen sind auch in Slow-Motion äußerst ansehnlich präsentiert. Mehr gibt es abseits des Spielfeldes nicht zu sehen. Aber auch während des Spiels hält sich NBA Live bezüglich der verschiedenen Information rund ums Spielgeschehen dezent zurück. Wenig Statistikangaben und oberflächliche Kommentatoren machen abermals deutlich, dass NBA Live 18 nicht allzu viel mit der Simulation eines echten NBA Spiels zu tun hat.

Egal ob Anfänger oder Profi

Die größten Schwächen von NBA Live 18 tun sich im Bereich des Gameplays auf. Angefangen bei der gegnerischen KI, die leider mit enormen Problemen zu kämpfen hat. Sei es das Verteidigungsverhalten oder unsinnige Entscheidung in den entscheidenden Phasen des Spiels – wirklich rund läuft hier fast nichts. Es erfordert somit insgesamt recht wenig Raffinesse, um deine Gegner zu schlagen. NBA Live 18 versucht, eine möglichst große Menge an spektakulären Aktionen auf den Bildschirm zu zaubern, jedoch wirken die meisten Situation dadurch extrem unrealistisch und so gut wie jeder Spieler besitzt die Möglichkeit einen noch so beeindruckenden Dunk oder Block in den eigentlich aussichtslosesten Momenten auszuführen. Das Hauptaugenmerk liegt auf dem Angriff, nicht auf der Verteidigung, dies hat zur Folge, dass das Gameplay wenig in die Tiefe geht und nur auf das Spektakulärste beschränkt ist. Für Gelegenheitsspieler vielleicht weniger ein Problem, Liebhaber von Basketballspielen hingegen werden sich daran auf Dauer ihre Zähne ausbeißen. Nahezu identisch verhält es sich mit der Steuerung. Diese ist zwar schnell erlernbar und leicht anzuwenden, stößt aber auf Dauer an ihre Grenzen. Viele Bewegungen und Aktionen lassen sich durch das Drücken einer Taste bewerkstelligen, erfahrenere Spieler können somit wenig Neues aus der Steuerung herausholen.
NBA 2K 18 vs. NBA Live 18

Natürlich darf an dieser Stelle ein Vergleich mit dem Konkurrenten NBA 2K18 nicht fehlen. Im Folgenden werden beide Spiele anhand unterschiedlicher Kategorien miteinander verglichen und gemessen.



Grafik, Inhalt und Gameplay

Beginnend bei der Grafik bietet NBA 2K18 insgesamt ein besseres und schöneres Aussehen, auch wenn NBA Live sich nur knapp dahinter positioniert. 2K hat vor allem in Sachen Zuschauer und Bewegungsdarstellung die Nase vorn, die Spieler selbst sehen bei beiden Spielen extrem realistisch aus. Jedoch legt NBA 2K ein bisschen mehr Wert auf den Gesamtlook, jeder Spieler (auch unbekanntere Rollenspieler) zeigt sich enorm realitätsnah, nicht nur die bekannten Superstars.Auch im Berech des Gameplays kann sich NBA 2K18 durchsetzen, diesmal aber etwas deutlicher als bei der Grafik. 2K bietet das umfangreichere und bessere Gameplay mit mehr Möglichkeiten der eigenen Spielgestaltung. NBA Live mag zwar die simplere Steuerung besitzen, hat darüber hinaus aber nichts mehr vorzuweisen.

Vor allem auf längere Sicht läuft die Steuerung und das Gameplay von NBA Live 18 Gefahr, öde und anspruchslos zu werden. In Sachen Inhalt verläuft die Entscheidung jedoch durchaus knapper. NBA 2K bietet zwar, wie jedes Jahr, ein tolles Paket an Teams, Spielmodi und zusätzlichen Inhalten wie die 2K-Show, NBA Live hingegen kann mit diesem Umfang aber durchaus Schritt halten. Zwei gut funktionierende Spielmodi und (zum ersten Mal überhaupt) die Möglichkeit auch mit WNBA-Teams ins Rennen zu gehen, sprechen für sich. Den Unterschied machen aber die Auswahlmöglichkeiten im Karrieremodus. Hier hat NBA 2k18 wesentlich mehr zu bieten, um deinen Spieler so gut wie möglich zu individualisieren. Dafür kann NBA Live 18 die bessere Story vorweisen. Insgesamt hat aber auch hier 2K die Nase vorne.

Fazit
Im Großen und Ganzen ist und bleibt NBA 2K18 das bessere Basketballspiel. Jedoch ist NBA Live auf dem richtigen Weg und kann schon in den nächsten Jahren gefährlich nahe an NBA 2K heranrücken. Dieses Jahr hingegen sollte man NBA Live zwar durchaus ernst nehmen, den großen Konkurrenten stellt das Spiel dann aber auch nicht dar. Was hingegen für die Basketballsimulation von EA spricht, ist der vergleichsweise geringe Einfluss der Ingame Currency, welche NBA 2K dann doch stark schadet. Potential verfügt NBA Live also allemal, nur muss es lernen, dieses auch klug auszuschöpfen.
Erfahre hier, wie der Titel in unserer Wertung abgeschlossen hat.

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Erstellt von Rufus
Zuletzt online: 2 Jahre 11 Monate
Kategorie:
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Aktualisiert
13. 10. 2017 um 10:35
13. 10. 2017 um 10:35
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