Das Remake vom Remake
Shadow of the Colossus 2018 - Article - Das Remake vom Remake
Shadow of the Colossus 2018
03.03.18 16:31 Test
Schon 2005 konnte Shadow of the Colossus auf der ganzen Welt für Begeisterungsstürme sorgen, damals noch auf der PlayStation 2. Nun geht das nunmehr zweite Remake des Spiele-Klassikers aus dem Hause ...
Das japanische Entwicklerstudio Team ICO hatte 2005 bei der Veröffentlichung von Shadow of the Colossus 2018 vermutlich nicht geplant, dass es gar zwei Remakes des Klassikers aus dem Hause Sony geben wird. Nachdem es ursprünglich auf der PS2 herauskam, gab es 2011 erstmals eine neu aufgearbeitete Version auf der PS3. Nun versucht sich Shadow of the Colossus auf der PS4 zu beweisen. Grafisch konnte das Spiel bisher sowohl auf der PS2, als auch auf der PS3 mehr als überzeugen, doch macht ein erneutes Remake Sinn? Machen es sich die Entwickler leicht oder wurde das Spiel an den richtigen Stellen überarbeitet, sodass sich es sich lohnt, erneut (oder teilweise zum dritten Mal) Geld für das inhaltlich gleiche Spiel auszugeben?

Inhaltlich das alte Spiel

Inhaltlich hat sich auch beim zweiten Remake nichts geändert. Der Held Wander und sein Pferd Agro wollen in einem von Menschen verlassenen Land den Tod des Mädchens Mono rückgängig machen, indem sie den Befehlen einer übergeordneten Macht gehorchen. Diese sagt, es sei nur möglich das Mädchen wieder zurück ins Leben zu holen, indem man die Kolosse, welche im ganzen Land verteilt sind, tötet. Geschichte beantwortet nicht alle Fragen, sondern versucht vielmehr ein Gefühl für die Spielwelt zu entwickeln bzw. zu vermitteln. Nicht die Figuren und ihre Motivationen stehen im Mittelpunkt, sondern das andauernde Töten der Kolosse und lässt dich deine Handlungen immer stärker hinterfragen. Aus einem blinden Tötungswahn entsteht immer mehr ein Gefühl von Schuld und Zwang – eine Entwicklung, die schleichend mit laufendem Spielgeschehen passiert. Die Atmosphäre präsentiert sich als melancholisch und wunderschön bedrückend, die auch auf emotionaler Ebene durch einen vorherrschenden Minimalismus mehr als überzeugen kann. Gezeigt und erzählt wird nur das Nötigste, nicht zu viel und nicht zu wenig.

Das Gesamtspiel gibt dem Spieler die Möglichkeit, sich auf emotionaler Ebene abholen zu lassen, zwingt ihn aber nicht dazu. Jeder Koloss birgt eine eigene Geschichte, die zwar nicht explizit angesprochen wird, sich durch Umgebung, Verhalten und Stimmung jedoch in Teilen erahnen lässt. In Verbindung mit einem großartigen Soundtrack wird jedes Aufeinandertreffen mit einem Koloss zu einem absoluten Highlight und auch eine befürchtete Eintönigkeit lässt auf sich warten, denn jeder Koloss ist ein eigenes Rätsel, das es zu lösen gilt. Dabei unterstützt dich das Spiel mit Tipps, die mal mehr, mal weniger eindeutige Hinweise geben. Viel wichtiger jedoch ist das eigene Rätseln und Erkunden, da dadurch erst eine Bindung zu dem Koloss entsteht, welche die große Ambivalenz und Fragwürdigkeit deines Verhaltens verdeutlicht.
Das Maß aller Dinge

Das Hauptaugenmerk des zweiten Remakes liegt aber auf den überarbeiteten grafischen Aspekten und mach dies auch ab der ersten Spielminute spürbar. Die PS4-Version von Shadow of the Colossus erweist sich ohne Zweifel als eines der schönsten Spiele der letzten Jahre. Mit jeder Szene eröffnet sich ein einmaliges Spielerlebnis, angefangen bei einer atemberaubenden Landschaftsdarstellung. Selten machte es so viel Spaß, durch Gebirgsketten zu reiten und die Naturbauten auf sich wirken zu lassen. Stimmungs-und Atmosphärenwandlungen werden durch grafische Raffinesse und Ausgewogenheit ermöglicht, was auf den ersten Blick als vermeidlich eintönig empfindet wird, erweist sich im Laufe der Zeit als ein Landschaftskonstrukt voller unterschiedlicher Natur- und Lebensräume. Der Blick wandert vom großen Ganzen zu den kleinen Details und es entsteht ein toller Gesamteindruck der Spielwelt. Seinen absoluten Höhepunkt findet Shadow of the Colossus aber nach wie vor im Auftreten der einzelnen Kolosse.

Kaum ein anderes Spiel schafft es, auf derart tolle und beeindruckende Art und Weise das Gefühl von Größe und Macht zu vermitteln, auf visueller- sowie auditiver Ebene. Bild und Sound greifen immens gut ineinander und es entsteht eine einzigartige, dichte Atmosphäre die im Bereich der Videospiele momentan seinesgleichen sucht. Doch nicht nur die Grafik und der Sound tragen ihren Teil zum Spielerlebnis bei, sondern auch die Kameraperspektive. Diese passt sich an das Spielgeschehen an und lässt nahezu jeden Moment aufwendig arrangiert und geradezu cineastisch erscheinen. Wenngleich es in manchen Situationen ein wenig chaotisch werden kann (vor allem während des Kampfes mit den Kolossen), die meiste Zeit gelingt es der Kamera, die perfekte Perspektive für die jeweilige Spielsituation auszuwählen. Das zweite Remake schafft das, was man in erster Linie von einem Remake erwartet – eine enorme grafische Weiterentwicklung. Und das gelingt der PS4-Version sogar so gut, dass selbst Besitzer und Fans des Originals und des ersten Remakes ohne schlechtes Gewissen erneut Geld für das inhaltlich gleiche Spiel ausgeben können.

Mehr Spaß, weniger Frustration

Auch im Bereich der Steuerung, dem bis dato größtem Makel und Kritikpunkt der beiden Vorgänger, hat sich einiges getan. Es besteht nun die Möglichkeit zwischen zwei verschiedenen Steuerungsvarianten zu wählen, der des Originals und einer neuen, überarbeiteten Variante. Auch wenn diese zwar immer noch nicht so rund läuft, wie man es von der heutigen Spielegeneration gewohnt ist, im Vergleich zur sperrigen Ursprungssteuerung dürften viele Fans laut aufatmen. Nach einer kurzen Eingewöhnungszeit lässt sich auch die PS4-Version flüssig und problemlos spielen und das Spielerlebnis wird nicht mehr durch frustrierende Steuerungsprobleme behindert. Am deutlichsten wird die Überarbeitung vor allem, wenn das Erklimmen der Kolosse ansteht. Was vorher zu einer nervlichen Herausforderung wurde, kann jetzt mit gesundem und fairem Können gemeistert werden und der Spieler wird nicht mehr durch unnötige, spielerische Hindernisse aus dem Gesamtkonstrukt gerissen.

Das Remake vom Remake – ein Trend in die richtige Richtung?

Remakes sind seit Jahren fester Bestandteil der Videospiel- und Filmindustrie und versuchen oftmals mithilfe des Nostalgiefaktors eine scheinbar vergessene Marke neu aufscheinen zu lassen. Nun hat es mit Shadow of the Colossus das zweite Remake binnen 13 Jahren gegeben – eine Ausnahme oder baldiger Regelfall? Natürlich könnte man im ersten Moment den Entwicklern Faulheit und Geldgier vorwerfen, da ein funktionierendes Produkt lediglich optisch aufgewertet erneut auf dem Markt erscheint. Jedoch macht bei keinem anderen Spiel dieses simple Prinzip so viel Sinn wie bei Shadow of the Colossus. Auf jeder Konsolengeneration konnte das Spiel grafisch und atmosphärisch neue Maßstäbe setzen und somit auch jüngere Zielgruppen ansprechen. Inhaltlich besteht mit der mythischen Spielwelt ebenfalls kein Grund zum Altern. Nicht viele Spiele erfüllen derart viele Voraussetzungen um ein oder gar zwei Remakes zu erhalten, ein voraussichtlicher Trend zeichnet sich eher weniger ab. Sofern die neuen technischen Möglichkeiten richtig genutzt werden, spricht jedoch nichts gegen Remakes, ganz im Gegenteil, viele Spiele können somit erst ihr gesamtes Potential abrufen und Shadow of the Colossus darf und soll als Vorbild bei diesem Unterfangen genommen werden.
Erfahre hier, wie der Titel in unserer Wertung abgeschlossen hat.

KommentareInhalt:Kommentare

Dieser Beitrag hat noch keine Einträge.
Logo for Shadow of the Colossus 2018
Erstellt von Rufus
Zuletzt online: 21 Sekunden
Kategorie:
Test
Veröffentlicht
Aktualisiert
03. 03. 2018 um 16:31
03. 03. 2018 um 16:31
976
Einzelaufrufe
50
ePoints verdient durch Artikel