Im Schleier des Wahnsinns
Wolfenstein - Article - Im Schleier des Wahnsinns
Wolfenstein
26.08.09 22:38 Test
Sechs Jahre mussten Fans der Reihe Wolfenstein auf einen würdigen Nachfolger warten. Behaarlich wie sie sind, taten sie das auch. Ob sich das Warten gelohnt hat, klärt unsere Review zu Wolfenstein.
Wir schrieben das Jahr 2001, ein Ego-Shooter der Extraklasse erblickt das Licht der Welt. Return to Castle Wolfenstein (RTCW), zeichnete sich seiner Zeit durch völlig neuartiges Gameplay und einer abgedrehten Story aus. Über Jahre hinweg konnte das Spiel begeistern, obwohl es hier zu Lande durch die Indizierung einen schweren Weg hatte. Gutes setzt sich bekanntlich durch, so auch RTCW. Dann wurde es still um das Spiel, außer der Community die konsequent für Nachschub sorgte, war von den Entwicklern nicht viel zu vernehmen.
Später kam Wolfenstein: Enemy Territory (WET), der vermeintlich verpatze Multiplayer, der seit 2003 kostenlos angeboten wird. Dieser schlug dermaßen ein, das selbst nach 5 Jahren kein Ende in Sicht ist. Um so mehr drang es den Fans nach einer Fortsetzung rund um B.J.Blazkowicz. Gerücht um Gerücht geisterte durch das Internet, bis schließlich eine offizielle Bestätigung seitens Activision folgte, das es einen neuen Wolfenstein Titel geben wird.
Das Feuer war entfacht und fast erloschende Begeisterung von einst loderte erneut auf. Wie hoch waren die Erwartungen zu Beginn, die aber nach und nach immer mehr getrübt wurden. Spärliche Infos und schlechtes Bildmaterial ließen den Fan im Regen stehen. Nun ist es endlich soweit, und wir halten unser Wolfenstein in den Händen. Packen es zärtlich aus und...



Ein schlichtes Büchlein, in dem die Lizenzvereinbarung neben leeren Notizflächen den größten Platz einnehmen, bringt die erste Ernüchterung. Zumal das Spiel als eines der ersten überhaupt, als überteuertes PC Spiel in den Handel gekommen ist, kann der Käufer wohl etwas mehr für sein Geld verlangen. Das lässt den Konsument schon irgendwie dumm aussehen. Dieser ist aber wie erwähnt, leidensfähig und bekanntlich stirbt die Hoffnung zum Schluss, obwohl ich an dieser Stelle schon erwähnen kann, ganz so dicke kommt es dann doch nicht.

Der Einstieg - Hoffnung bleibt
Wer mit der Geschichte rund um okkulte Rituale, Forschungen im Paranormalen und dem bösen Gedankengut der deutschen Elitesoldaten nicht vertraut ist, den kläre ich zunächst ein wenig auf. Die Wölfe sind eine gefährliche und äußerst entschlossene Sekte, die mit Hilfe wissenschaftlicher Forschungen und okkulter Zeremonien, versucht die Weltherrschaft zu erlangen. Wie nicht anders zu erwarten, bist du - sprich B.J.Blazkowicz -, der Einzige, der dieser Bedrohung entgegen treten kann. Dazu reist du nach Deutschland, in das beschauliche kleine Nest Isenstadt. Dort sollst du dich mit Kämpfern des Kreisauer Kreises (KK) treffen und sich ihnen anschließen um die Lage zu sondieren. Anführerin dieser Wiederstandsgruppe ist die taffe Karoline Becker, die aber erst einmal von deinen Fähigkeiten überzeugt werden muss.

Zu Beginn kannst du aus vier verschiedenen Schwierigkeitsstufen auswählen. Angefangen von „Darf ich spielen, Papa“ über „Tu mir nicht weh“ und „Immer ran“ bis hin zu „Der Tod in Person“, was den Experten in dir wach rufen sollte. Erfahrene Shooter Spieler können getrost den normalen bis schweren Modus wählen, da die Kämpfe bis auf die Missions-Endbosse weitestgehend zu packen sind. Angekommen in Isenstadt, wirst du auch gleich von KK Kämpfern in Empfang genommen und mit der äußerst gelungen Steuerung vertraut gemacht. Auch wenn die Menüführung etwas konsolenlastig daher kommt, so ist im Spiel davon so gut wie nichts mehr zu merken. Hier sind sich die Entwickler treu geblieben und haben sich am Vorgänger orientiert. Nach der ersten Mission, wird dir auch gleich deutlich, worin der große Unterschied zum ersten Teil liegt. Die Wölfe scheinen mit ihren paranormalen Forschungen weiter voran gekommen zu sein, denn eine unbekannte Waffe zeigt gravierende Auswirkungen, die alles um einen herum schweben lässt.

Noch kannst du keinen Einfluss auf dieses Phänomen nehmen, denn das Thule-Medaillon, das sich in deinem Besitzt befindet, hat ohne die entsprechenden Kristalle keine Wirkung. Die Kristalle findest du jedoch im weiteren Verlauf deiner Missionen. Damit hast du die Möglichkeit, zwischen zwei Welten hin und her zu schalten. Das klappt übrigens auch wunderbar über die Tasten 1 bis 4. Bis zu vier Kristalle können in das Medaillon eingefügt werden, was verschiedene Stufen aktiviert. So wirst du später eine Art Zeitlupen Funktion nutzen können, die dir hilft bestimmte Vorgehensweisen zu vereinfachen. Zum Beispiel musst du durch ein Tor, das sich nur öffnet wenn man dazu auf eine Bodenplatte tritt, wenn du diese verlässt, schließt sich das Tor sofort wieder, ohne die Zeit zu verlangsamen wirst du nie durch dieses Tor hindurch gelangen. Solche kleine Rätseleinlagen gibt es jede Menge, keine davon ist aber besonders anspruchsvoll. Die Lösung liegt meisten auf der Hand. Der erwähnte Schleier, sprich diese parallel Welt ist auch die größte Neuerung in Wolfenstein. Einige Gegner die dich angreifen, sind nur mit Hilfe dieses Schleiers zu erkennen. Im unteren linken Bildschirmrand wurde das Medaillon untergebracht, welches ständig neu aufgeladen werden muss, durch Zellen, die du ausreichend in der Umgebung findest. Das Ganze ist sehr gut ins Spiel integriert und verschafft dem Spielverlauf eine minimale taktische Tiefe.



Die Waffenauswahl ist in den ersten Missionen noch recht überschaubar, MP 40, Kar 98 oder die MP 43. Diese können im weiteren Verlauf durch Upgrades aufgebessert werden. Dazu findest du überall in der Umgebung kleine Geldsäcke. Es lohnt sich also genauer hinzusehen, denn diese sind nicht immer gleich offensichtlich. Einige befinden sich auch in geheimen Räumen, die du nur mit Hilfe des Schleiers betreten kannst. Achte da auf Hinweise, wie Symbole oder farblich angedeutete Leitersprossen.
Um deine Waffen verbessern zu können, musst du auf den sogenannten Schwarzmarkt gehen, der sich in Isenstadt befindet. Nur dort kannst du Upgrades erwerben. Munition brauchst du im Grunde keine zu erwerben, denn die zahlreichen Leichen die du hinterlässt, werfen genügend ab.
Später kommen dann noch einige neue Waffen hinzu, wie die berühmte Tesla-Gun, die natürlich nicht fehlen darf, da sie ein wichtiger Bestandteil aus Return to Castele Wolfenstein ist. Aber auch so süße Dinger wie Flammenwerfer, Partikelkanone oder die alles zerstörende Leichenfaust 44 sind vorhanden. Das sind nette Sachen, die viel Schaden anrichten können. Das Thule-Artefakt selbst, läßt sich leider weniger ausbauen und verkommt dadurch eher zur kleinen Nebensachen. Dort wurde etwas Potenziel verschenkt, zumal es einer der Hauptbestandteile in Wolfenstein ist.

Gameplay – gelungene Umsetzung
Wolfenstein spielt sich gut, für alle vertrauten Shooter Freunde gibt es da so gut wie nichts zu bemängeln. Allerdings rede ich hier nur vom Singleplayer. Die Waffen lassen sich über die Tasten 5 bis 9 auswählen, die Schleierfunktionen über Tasten 1 bis 4. Springen, klettern und ducken liegen auf den gewohnten Tasten und B.J. steuern geht selbstverständlich per WASD und Maus.
Die ersten Missionen sind einstiegsfreundlich und stellen keine große Hürde da. Nach und nach nimmt die Action und Geschwindigkeit zu, kann aber mit einer Inszenierung a la Call of Duty: Modern Warfare nicht schritthalten. Zudem ist die Gegner KI typisch id, ob nun gewollt oder nicht besser gekonnt, die Deutschen sind und bleiben einfach dämlich. Nicht so, dass es einem peinlich sein müsste, aber viel überraschendes wird man von diesen nicht erwarten können. Auch das ständige Wiederholen derselben Sprüche und Rufe, kann auf Dauer ziemlich nerven. Dies ist einer der größte Kritikpunkte in Wolfenstein überhaupt. Hier hätten kleine Variationen Wunder vollbracht. Durch die Missionen wird man relativ linear gezogen, das ist aber solide veranstaltet und tut dem Spielfluss sehr gut. Dabei vergisst man aber nur allzu schnell, das ein Blick abseits so einiges an Geld, Gold und Dokumente bringen kann. Also nimm dir ruhig etwas Zeit beim Durchlaufen der Bereiche.



Grafikpracht - Wolfenstein
Ja, schön wäre es gewesen, aber die Tech 4 Engine von id Software vollbringt hier keine Luftsprünge. In einer Auflösung von 1920 mal 1080 sieht Wolfenstein gut aus. Punkt. Läuft flüssig und erinnert ein klein wenig an längst vergangene Zeit. Das dürfte Fans des alten Wolfenstein sicher erfreuen, Neuzugänge werden dies aber nur mäßig honorieren, da der Standard im Jahre 2009 doch deutlich höher anzusiedeln ist. Wolfenstein wirkt daher etwas altbacken, es passt aber zur Geschichte. Die Entwickler sind hier auf Nummer sicher gegangen, keine innovativen Neuerungen die einem dem Atem rauben miteinzubringen. Die Integration des Schleiers wiederum empfand ich als sehr gelungen und optisch auch wunderbar umgesetzt. War ich zu Beginn noch sehr skeptisch, gerade als Fan der alten Zeit, konnte mich das Spiel in seinem Verlauf doch recht überzeugen. Irgendwie passt alles gut zusammen.
Erwähnen kann ich noch die Ladezeiten zwischen den Bereich, denn die sind sehr kurz und trüben den Spielfluss in keinster Weise.

Die Explosionen von Granaten zum Beispiel wirken dagegen schon etwas zu plastisch. Die Models in der Umgebung wie Lokomotiven oder Güterzüge weisen teilweise hässliche Kanten auf, zumal kein Antialiasing per Default einstellbar ist. Dies lässt sich nur mit einem kleinen Trick anzeigen. Das Missions-Design geht in Ordnung, in den großen Arealen der unterirdischen Anlangen wirkt es sogar stellenweise recht beeindruckend. Auch ein Schloss ist wieder mit von der Partie, was quasi ja ein must have in der Wolfenstein Reihe ist. Auch Isenstadt, sozusagen der Dreh und Angelpunkt, zu dem du immer wieder zurückkehren wirst, ist durch seine zahlreichen Häuser, die sich sehr oft betreten lassen sowie der kleinen Gassen, schön umgesetzt worden.



Sound – der Feind hört mit
Die musikalische Untermalung sowie die Umsetzung der Sprachausgabe ist ein wichtiger Bestandteil eines Spieles. So auch in Wolfenstein. Da gibt es zunächst auch nicht viel anzumerken. Alle deutschen Sprecher klingen glaubwürdig und transportieren die entsprechenden Gefühle sauber. Was aber deutlich vermisst wird, sind die netten Unterhaltungen aus Teil eins, zwischen den Soldaten. Jetzt gibt es nur noch stupide Warn- und Hilfe Rufe, die sich zudem permanent wiederholen. Gelegentlich wirken sie auch deplaziert und der Situation nicht angemessen.

Die Musik im Hintergrund ist Wolfenstein typisch, jedoch konnte RTCW seiner Zeit mit besseren Themen aufwarten. Die Waffensounds sind dagegen schon etwas gewöhnungsbedürftig, gerade für Spieler die die alten Klänge noch im Ohr haben. Neuen Spielern dagegen wird vielleicht der große Unterschied in der Lautstärke von Explosionsgeräuschen und Waffen auffallen. Hier wird die Community in den kommenden Monaten Abhilfe schaffen, gerade was den Multiplayer anbelangt.

Der Multiplayer
Eigentlich ist der Mehrspielermodus (MP) die große Hoffnung der Fangemeinde schlechthin. Doch diese wird gestraft durch ein mittelmäßiges Konzept, dem es an neuen Ideen und altem bewährten Fehlt. Zwar sieht man es dem MP deutlich an, wo seine Wurzeln liegen, können die jedoch weniger überzeugen, um das Spiel aus der Masse zu heben. Neu ist dagegen, das man nun Geld sammeln muss, um sich ein paar kosmetische Upgrades der Waffen leisten zu können. Diese sind auch erforderlich, will man mit seinen Knarren auch Schaden austeilen. Neulinge werden sich erst einmal wundern, warum sie keinen Treffer landen und andere dagegen selber einen ständig zu Boden schicken. Hier dürfte viel Übung angesagt sein, bis das Aiming stimmt.
Mit acht Karten als Grundausstattung versorgt, kann man einen Multiplayer schon mal anbieten. Jede Karte bietet Bereiche aus dem Singleplayer und bringt kurzweilige Abwechslung. Etwas genauer werden wir den Multiplayer in einer kommenden Review untersuchen.

Fazit
Die Erwartungen waren groß, die Ernüchterung noch größer. Konnte nun Wolfenstein das fortführen, was es einst mit Return to Castle Wolfenstein begonnen hatte? Das wohl ganz sicher nicht, aber es hat es auch nicht schlechter gemacht. Wolfenstein ist solide umgesetzt und kann nach einigen Spielstunden recht unterhaltend sein. Jedoch mehr als ein gewöhnlicher Shooter mit ungewöhnlichem Plott, ist daraus nicht geworden. Fans hatten sich wohl mehr erhofft, auch wenn die Spieldauer mit guten 12 bis 13 Stunden recht beachtlich ist. Wirklich schade ist, dass der so sehr ersehnte Multiplayer, der vielleicht Enemy Territory hätte ablösen können, ein belangloser von vielen ist. Hier haben die Leute von Raven und Endrant Studios einfach auf die jahrelange Erfahrung der Community gepfiffen. Wie viel diese noch retten kann und ob der angekündigte Patch Besserung beschert, wird die Zukunft zeigen.
Ansonsten bleibt zu sagen, Wolfenstein ist ein grundsolider Shooter der überteuert in den Handel kam, mit seiner abgedrehten Story und seinen Bosskämpfen jedoch weitestgehend überzeugen kann. Wolfenstein ist keine echte Perle wie erhofft, aber durch seinen grandiosen Vorgänger wird er so einige Anhänger finden.
Erfahre hier, wie der Titel in unserer Wertung abgeschlossen hat.

KommentareInhalt:Kommentare

Overthon27.08.09 21:23
alles absolut richtig, allein der name rettet was und nur deshalb werden es einige mehr kaufen ...

leider verkaggt, vor allem der MP !
KingDing29.08.09 12:17
Also ich finds schlecht, nach 10 min spielzeit kennt man die Sprüche der gegner auswendig, und die gegner verstecken sich hinter zäunen -.- (durch die man durchschiesen kann), Fazit: Mir gefällts nicht. Punkt .
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Erstellt von nilius
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26. 08. 2009 um 22:38
26. 08. 2009 um 22:38
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