Thief 2.0
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Thief
06.03.14 17:02 Test
10 lange Jahre mussten die Fans auf ein neues Abenteuer mit ihrem Lieblings-Dieb Garrett warten. Jetzt steht mit „Thief“ endlich ein neuer Titel der beliebten Reihe in den Kaufhäusern. Ob sich da ...
Als die Looking Glass Studios im Jahre 1998 „Thief - The Dark Projekt“ veröffentlichten, waren die Reaktionen überwältigend. Man hatte quasi im Alleingang ein neues Genre (Stealth) erfunden, das es inzwischen in den unterschiedlichsten Ausführungen und Szenerien zu einer unglaublichen Beliebtheit gebracht hat. Ob Sam Fischer in Splinter Cell, Solid Snake in den Metal Gear Solid Titeln oder Corvo Attano in Dishonored – alle Figuren verbindet das unbemerkte Heranschleichen und das geschickte Nutzen der Dunkelheit. Allerdings kam kein einziger Titel in Sachen inszenatorischer Raffinesse, Levelstruktur und Originalität seither an die ersten beiden Thief-Titel heran. Ein Umstand, der sich nun durch das Reboot der Reihe von Square Enix endlich hätte ändern können. Doch leider muss konstatiert werden, dass mit dem neuen Spiel nicht so recht an die Qualitäten früherer Serienteile angeknüpft werden kann. Das ist aufgrund zahlreicher überzeugender Grundzutaten des Reboots wirklich schade, da die narrativen und spielerischen Defizite eindeutig von einer Unentschlossenheit der Entwickler herrühren – es scheint, als habe man sich schlicht und einfach nicht entscheiden können, ob man die beinharten Fans früherer Tage oder Neueinsteiger mit dem Spiel bedienen wollte. So bleibt es bei einem stellenweise arg unausgegorenen Stealth/Action/Rollenspiel – Mix, der zwar über weite Strecken höllisch unterhaltsam, aber eben auch unentschlossen geraten ist.


Story
Als Garretts ehemaliger Schützling Erin beim Beobachten einer obskuren Zeremonie in die Tiefe stürzt, kann der Meisterdieb noch nicht ahnen, welch nervenaufreibende Ereignisse anschließend noch folgen werden. Eigentlich sollten sie gemeinsam einen Auftrag des Hehlers Basso ausführen – ein Unterfangen das gehörig schief gegangen ist. Als Garrett später aus einer Bewusstlosigkeit erwacht, versucht er verwirrt Licht ins Dunkle zu bringen und muss von Basso erfahren, dass er ein ganzes Jahr nicht in der Stadt gewesen ist. Tod und Unterdrückung stehen nun an der Tagesordnung, da ein rücksichtsloser Baron mit unerbittlicher Härte herrscht. Basso gibt Garrett einen neuen Auftrag: Ein geheimnisvoller Ring soll gestohlen werden. Noch kann Garrett nicht ahnen, dass dieser Auftrag viel gefährlicher ist, als zunächst angenommen...


Tolle Grafik, super Setting, spielerische Einschränkungen
Obgleich die Unreal Engine nicht völlig auf dem neusten Stand ist, macht die Grafik eine überaus gute Figur. Die namenlose Stadt wird in wunderbar düsteren Bildern zum Leben erweckt und wirkt so, als habe man das viktorianische London mit deutlichen Steampunk-Einflüssen kombiniert und anschließend mit einem ordentlichen Schuss Morbidität verfeinert. Eigentlich stünde einem grandiosen Gesamteindruck also nichts im Wege, doch leider machen einige spielerischen Einschränkungen einen Strich durch die eigentlich todsichere Rechnung. Denn obgleich der Handlungsort zu begeistern weiß und sich als ideale Spielwiese für Hobby-Diebe eignen sollte, erlaubt es einem die Spielmechanik nicht, die Stadt wirklich frei zu erkunden. Das wird dem Spieler zwar auf theoretischer Ebene vorgegaukelt, doch praktisch lassen sich bloß schlauchartige Einzelabschnitte bereisen, die durch störende Ladebildschirme miteinander verbunden sind. Ein echtes Freiheits- und Erkundungsgefühl stellt sich deshalb zu keiner Sekunde ein und die Motivation in eines der zahlreich vorhandenen Häuser einzubrechen hält sich daher auch in Grenzen.



Hier arbeitet der Entwickler leider unnötigerweise selbst gegen den hervorragenden Handlungsort – schade. Dennoch hinterlässt die Spielkulisse im großen und ganzen einen positiven Eindruck, was nicht zuletzt an der schicken Grafik und einem tollen Soundtrack liegt. Lediglich bei der Synchronisation müssen Abstriche gemacht werden, weil die Figuren trotz guter Sprecherleistungen, oft asynchron und viel zu leise miteinander kommunizieren. Ich musste mir stellenweise Untertitel hinzuschalten, um überhaupt zu verstehen, was die Charaktere auf dem Bildschirm von sich geben.

Rasanter Spielfluss, der jedoch dem „Thief“-Gefühl entgegen wirkt
Es macht zugegebenermaßen jede Menge Spaß mit Garretts neuer „Husch-Fähigkeit“ durch finstere Häuserschluchten und Räumlichkeiten zu flitzen, da der Spielfluss deshalb enorm schnell und harmonisch daher kommt. Vergleichbar ist diese neue Fähigkeit mit den Teleportierkünsten der „Dishonored“ Spielfigur und sorgt für ein sehr ähnliches Spielerlebnis. Doch so toll es sich auch anfühlen mag, mit Garrett auf diese Weise Wachen auszutricksen - ein echtes Stealth-Gefühl will sich einfach nicht einstellen. Man ist auf der einen Seite viel zu übermächtig, um es bei den Wachen wirklich mit der Angst zu tun zu bekommen und auf der anderen wurde ein Großteil der Spannung älterer Thief-Titel durch das langsame Heranschleichen erst möglich gemacht.


Langjährige Thief-Fans dürften auch von den flott inszenierten Einbrüchen selbst enttäuscht sein, da nur äußerst selten echter Grips und Rätselfreude von Nöten sind, um die Missionen erfolgreich zu beenden. Schade ist es auch, dass man kaum die Möglichkeit hat, selbst nach einem Weg zu suchen beziehungsweise eine eigene Spielweise zu entwickeln. Denn die Wege sind zumeist sehr streng vorgegeben, weshalb man durchaus von Schlauchlevels sprechen könnte. Auch die präsentierten Action-Fluchtsequenzen wollen nicht so recht ins ursprüngliche Konzept des Spieles passen und wirken daher wie gut gemachte Fremdkörper, die in einem anderen Spiel vermutlich zu den Höhepunkten hätten zählen können. Doch in „Thief“ machen sie einfach wenig Sinn. Ebenso fragwürdig ist das Fähigkeiten- und Fokus-System geraten, das wohl von „Deus Ex“ inspiriert wurde, aber in einem „Thief-Spiel“ in einer solch halbgaren Ausführung eigentlich nicht das Geringste zu suchen hat. Die Unentschlossenheit der Entwickler ist aufgrund dieser konzeptionellen Fehler deutlich zu spüren und zieht das eigentlich grundsolide Spiel unnötig nach unten.


Wer sollte „Thief“ spielen?
Es bleibt also die Frage, für welche Zielgruppe das neue „Thief“ eigentlich entwickelt wurde und es lässt sich kaum eine zufrieden stellende Antwort darauf finden. Allerdings kann ich das Spiel jedem Gamer empfehlen, der Lust auf ein überaus kurzweiliges Stealth-Abenteuer mit sanftem Actioneinschlag hat und das Spiel nicht zwanghaft mit seinen Vorgängern vergleichen muss. Open World – Fans kann ich hingegen nur abraten, da sich das von so vielen Spielern geliebte Freiheitsgefühl aufgrund der oben angesprochenen Kritikpunkte nie so recht einstellen will. Freunde einer guten Geschichte kommen ebenfalls auf ihre Kosten, da Inszenierung, Charaktere und Szenario einen rundum gelungenen Eindruck hinterlassen – auch wenn ab und an zu offensichtlich Klischees bedient werden. Alles in allem handelt es sich bei „Thief“ also um ein gelungenes Spiel, das losgelöst von seinen Vorgängern durchaus zu überzeugen weiß. Als Reboot einer berühmten und von vielen Fans geliebten Spielreihe enttäuscht „Thief“ jedoch.
Erfahre hier, wie der Titel in unserer Wertung abgeschlossen hat.

KommentareInhalt:Kommentare

nilius30.12.18 19:30
In der PC Version ist wieder keine freie Save Funktion vorhanden, war gleich zu Beginn extrem frustrierend.
Logo for Thief
Erstellt von George Stobbart
Zuletzt online: 6 Jahre 7 Monate
Kategorie:
Test
Veröffentlicht
Aktualisiert
06. 03. 2014 um 17:02
06. 03. 2014 um 17:02
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