Wer sabotiert hier wen? Das ist die große Frage.
The Saboteur - Article - Wer sabotiert hier wen? Das ist die große Frage.
The Saboteur
10.12.09 16:44 Test
Viel gab es im Vorfeld zum Spiel The Saboteur zu bestaunen aber auch zu spekulieren. Die Erwartungen waren dem entsprechend sehr hoch. Kann der Titel, um den Rennfahrer Sean und seinen Freunden im ePr ...
Mit The Saboteur präsentiert uns das kürzlich geschlossene Entwicklerstudio Pandemic ein großartiges aber auch ein reichlich sabotiertes Spiel. Die uns hier vorliegende PC Version war erst nach einigen Stunden Handarbeit lauffähig und stürzte gelinde ausgedrückt, wie Japanische Kamikaze Flieger in regelmäßigen Abständen ab. Welche Folgen dies hatte, werde ich später erläutern.

Tragische Umstände in den vergangenen Monaten lassen mich, Sean Devlin, in einem Pariser Lusthaus namens Belle den Kummer in Alkohol ertränken. Als ein französischer Untergrundkämpfer an mich heran tritt, will dieser mich davon überzeugen, etwas gegen die deutschen Besatzer zu tun. Ich willige ein, einzig aus Rache getrieben.
Fortan zieht sich ein roter Faden durch die Missionen, die durchaus als Abwechslungsreich tituliert werden können. Zuerst aber habe ich nicht viel mit dem Beseitigen der deutschen Krauts zu tun. Denn die ersten Missionen klären mich über die vergangenen Ereignisse auf. So nehme ich an einem Autorennen teil, dass ich auch unbedingt gewinnen will. Tja, leider fährt auch ein gewisser Dierker mit, einer der deutschen großen Hoffnungen im Rennsport. Dieser vermasselt mir den Sieg auf unfaire Weise, womit die Katastrophe ihren Lauf nimmt.


Gameplay
Ganz in GTA Manier habe ich in Paris und Umgebung absolute Handlungsfreiheit. Ich kann hinfahren wo immer ich will und wo entlang ich immer will. Dabei kann ich dies auf verschiedener Weise tun. Ich zerre die Franzosen einfach aus dem Fahrzeug, oder ich baue mir meine eigene Garage inklusive Mechaniker aus. Das funktioniert auch recht simpel, ein requiriertes Fahrzeug stelle ich einfach in die Garage und schon kann ich dies jederzeit bei meinem Mechaniker anfordern. So lässt sich ein richtiger Fuhrpark anlegen, wo sich auch deutsche Panzer oder Schützenwagen wieder finden können.
Das schöne, die einzelnen Fahrzeuge fühlen sich unterschiedlich an, so können Protzer mit kleinem Glied sich auch eine fette Karosse unter den Hintern platzieren, dieser kann sich aber bei eventuellen Fluchtfahrten, als äußerst träge und hinderlich erweisen.
Das Steuern der Pinten ist zu Beginn etwas heikel, hier muss man üben und vor allen eines tun, die Mouse loslassen, denn dann steuert sich das Viehekel bedeutend einfacher. Nach ein paar Stunden und dem richtigen Wagen, machen diese Fahrten, von denen sehr viele anstehen, auch richtig Spaß. Die frei begeh- oder fahrbare Welt in Saboteur ist wirklich groß. Gerade in den vielen Randbezirken kann hier richtig Gas gegeben werden.
Wer es vorzieht, sich seinen Weg über die Dächer zu bahnen, wird hier ähnliche Handicaps erleben. Denn Sean kann sich in Paris zwar so ziemlich auf jedes Dach von A nach B bewegen, jedoch fällt dabei die Steuerung des Kletterkünstlers eher bescheiden aus. Gerade hier spüre ich die schlechte PC-Umsetzung am deutlichsten. Wieder so ein Titel, der nur lustlos angepasst wurde. Da kommen viele Frustmomente auf, die nicht hätten sein müssen. Zumal die an sich hervorragende Art und Weise, wie Probleme angegangen werden können, wirklich gelungen und spannend sind.
Wer allerdings nach einer halben Stunde heranschleichen, ausschalten und entkommen dann irgendwann ins Leere springt und dies mit einem virtuellen Tod bezahlen muss, stößt so manchen Fluch in Richtung Entwickler-Mekka aus. Denn eine vernünftige Speicherfunktion kann an dieser Stelle gleich schon mal ausgeschlossen werden.


Natürlich kann ich auch als Ein-Mann-Armee gegen den Feind vorgehen. Haben mich die Deutschen erst einmal erwischt, wird dies in der Karte als rot markiert. Jetzt habe ich drei Optionen, erstens ich flüchte in den weißen Bereich der Karte, sodann lassen die Schergen von mir ab und der Alarm wird deaktiviert. Oder zweite Möglichkeit, ich begebe mich in einer der nahe liegenden Verstecke und warte dort bis die Luft wieder rein ist. Oder aber ich lasse es auf einen Konflikt ankommen, und kämpfe mich durch die Massen an deutschen Frontkämpfern. Dabei steigt allerdings die Alarmstufe weiter an. Ich habe es bis Stufe fünf gebracht, wo dann auch die Luftwaffe zum Einsatz kam, das ist besonders spaßig, da es so gut wie kein Entkommen mehr gibt.

Bei der Waffenauswahl habe ich verschiedene zu Auswahl, die je nach Objekt der Mission eingesetzt werden können. Diese bekomme ich dann später, bei meinem persönlichen Händler des Vertrauens. Hier kann ich auch jederzeit Aufmonitionieren oder mir neu freigeschaltete Waffen zulegen. Dabei bezahle ich mit Schmugglerware, die ich während meiner Missionen oder Nebenaufgaben einsacken kann.
Die Anzahl der Waffen ist ordentlich, auch kann ich jeder Zeit die Knarren der ins Reich der Urahnen verfrachteten Gegner benutzen. Was in langen Gefechten besonders hilfreich ist. Die Steuerung hat aber auch nicht viel von shootertypischen Handling auf dem PC zu tun. Sie wirkt träge und ungenau. Besonders auffällig, wenn ich drei Krauts gleichzeitig erledigen muss, und dies so schnell wie möglich, damit es nicht einer schafft, per Trillerpfeife Alarm zu schlagen. Auch hier lässt die Konsole missmutig grüßen.
Wo ich beim Nahkampf angekommen bin. Sean kann seine deutschen Uniformierten auch lautlos auf den Friedhof befördern. Das gelingt mal und mal nicht, dank der super Steuerung, denn die lässt einen gelegentlich ziemlich im Stich.
Auch hinderlich sind die automatisierten Bewegungen, wie an die Mauer lehnen oder sich an irgendetwas festhalten zu müssen, obwohl ich gerade etwas völlig anderes machen wollte. Wieder bin ich geneigt, meinen Unmut an meiner ergonomischen Logitech-Tastatur auszulassen.

So wie mich das Gameplay stellenweise begeistert, so frustet es in gleichem Maße, schade denn hier hätten die Entwickler einfach mal darauf achten müssen, wo die Vorzüge einer Mouse-Tastatur-Steuerung liegt.


Grafik
Die gelungenen Schwarz-Weiß Kontraste, im Sim-City Stil und die farbenfrohen freien Bezirke sehen prächtig aus. Auch die Gestaltung der Umgebung finde ich erstklassig gelungen. Paris sah noch nie so bebaut und begehbar aus, auch wenn sich das eher auf den höheren Etagen abspielt, also den Dächern. Die Stadt mit ihren Einwohnern und den vielen Fahrzeugen wirkt lebendig und glaubwürdig, jeder scheint etwas zu tun zu haben. Auch witzig, dass die KI hier sehr menschlich reagiert, wenn Kollisionen passieren oder sie irgendwelche Laternen umfahren. Außerhalb von Paris, sehen die kleinen Dörfer genauso liebevoll aus und das Leben dort wirkt nicht trist und langweilig. Auf den Straßen sind immer viele Fahrzeugen unterwegs, die ich mir jederzeit unter den Nagel reißen kann.
Schaut man aber genauer hin, sind doch noch viele Clipping Fehler im Spiel enthalten. Brücken haben keine Texturen oder in Wäldern sind einfach kleine Löcher die ins spielerische Nirvana führen. Alles aber nicht so tragisch, da die Welt an sich richtig unterhalten kann.
Auch wenn The Saboteuer kein Crysis ist, in Punkto Grafik kann es auf ganzer Linie überzeugen.

Sound
Der Sound ist typische französisch, einige Titel aber doch aus der heutigen Zeit entnommen, was nicht weiter störend ist, da sie passend eingebunden wurden. Die dramatische Untermalung geht in Ordnung, haut aber keinen wirklich vom Hocker.
Die deutsche Sprachausgabe allerdings, kann hier auf voller Länge überzeugen, denn die Synchronsprecher sind durch die Bank weg professionell und auch gut platziert. Wobei unser Held Sean Devlin schon sehr machohaft daherkommt, mir hat es gefallen, gerade im Bezug auf den weiblichen Part in dem Spiel, den ich permanent versuche klar zu machen.
Auch die Umgebungs-und Waffensounds sind alles in allem sehr gut umgesetzt.


Zu guter Letzt
In The Saboteur gibt es jede Menge Spielinhalt, der weit über 30 Stunden Beschäftigung verspricht. Neben den Hauptmissionen und den kleinen Nebenquests, gibt es noch sogenannte Freie Spiele, wie das Entenschießen zum Beispiel. Dort kann jeder der mag, seinen eigenen Highscore knacken oder einfach nur seine Schießkünste ausbauen. Zudem bietet das Spiel noch eine Masse an Erfolgen und Errungenschaften, wie zum Beispiel, in jedem Gebiet eine gewisse Anzahl an Objekten zu zerstören. Wer glaubt, das er die graue Welt wieder farbig machen kann, in dem er nur genug der deutschen Militäreinrichtungen zerstört, irrt, denn diese können nur durch die Hauptmissionen in High-Definition Color verwandelt werden.

The Saboteur fühlt sich eher wie ein GTA für Arme an, was jetzt nicht heißen soll, dass dies negativ gemeint ist. Die vielen Kleinigkeiten und die offene Welt, laden förmlich zum experimentieren ein, so dass es immer etwas zu tun gibt. Auch die wirklich große Auswahl an Fahrzeugen und verschiedenen Möglichkeiten, Aufgaben zu lösen, sollte für jeden genug Abwechslung bereitstellen. Aber das der Titel seine Schwächen hat und sich somit selbst sabotiert, kann einfach nicht verschwiegen werden.

Das eklatante Speichersystem für die PC Version, wo Missionsfortschritte nicht abgespeichert werden können, gescheiterte Missionsanläufe ständig neu begonnen werden müssen und das verwirrende neu Laden von eigenen Speicherpunkten, sind ein absoluter Minuspunkt. Zudem die "Ich bin eine Konsolen-Steuerung" agierende Farce und die Abstürzte, machen das Spiel um Längen schlechter, als es eigentlich ist. Hätte mich die Geschichte um Sean Devlin und seiner Sexy Skylar, der hübschen Veronique und den nackten Damen im Belle nicht so sehr angetan, das Spiel wäre sang und klanglos im Stapel der Vielen untergegangen. So bin ich immer gewillt, nach vorne zu kommen und mir die Strapazen anzutun, das muss einem auch erst einmal gelingen.

Fazit
Das die Pandemic Studios ihren Hut nehmen mussten, wundert mich irgendwie nicht. Schade ist es nur um den Support für The Saboteur, denn das Spiel besitzt Potenzial. Zudem ist es auch sehr Unterhaltsam und bietet lang anhaltenden Spielspaß. Es gibt jede Menge zu tun und zu befreien. Schwarzmarkt, eigene Garage mit unzähligen Fahrzeugen, nette kleine Minispiele und die frei begehbare Welt, lassen nur wenig Wünsche offen. Allerdings sind die katastrophale Steuerung und die vielen Bugs im Spiel ein wirklicher Grund, das Spiel zu meiden. Wer aber mittlerweile zu den hart gesottenen PC Spielern gehört, die sich damit abgefunden haben, das schlechte Konsolen Importe zum Alltag gehören, wird mit diesem Titel viel Spaß haben. Auch ich gehöre zu diesem Klientel, aber dafür kann ich meinen Unmut ja in Form dieser Review kund tun.
Und wer weiß, wie schon so oft an dieser Stelle von mir selbst zitiert, bringt ja ein Patch Linderung.
Preis-Leistungs Verhältnis gehen auf jeden Fall in Ordnung und wem das nicht reicht, alleine die nackten Damen im Belle entschädigen für vieles, aber leider nicht für alles.
Erfahre hier, wie der Titel in unserer Wertung abgeschlossen hat.

KommentareInhalt:Kommentare

Laslo_die_Ente10.12.09 17:52
Hmm, the Saboteur schneidet ja leider nirgendwo gut ab, hatte mich eigentlich riesig drauf gefreut.

Schade schade,aber werd trotzdem mal rein gucken,zumal das Farbspiel sehr cool is.


Das mit dem frustrierendes Speichersystem hatte ich bei Gamestar z.B. nicht gelesen.


Hasse eigentlich Spiele wo ich nicht frei speichern kann,oder die Speicherpunkte sehr schwachsinnig liegen!

Kein Lanmodus ist auch doof,aber is bei GTA SA ja ähnlich!
Corben10.12.09 18:30
Ich war mir nicht schlüssig ob ich das Game holen sollte oder nicht,doch jetzt bin ich zu einem Fazit gekommen....
werde es mir dann nicht zu legen.
Danke
FlashBull11.12.09 01:25
Sehr schön geschrieben! Warten wir mal ab, ob ein zukünftiger Patch (so er denn kommt) Verbesserung verspricht, ansonsten überlasse ich die Bastelarbeiten lieber dem Developer.
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Erstellt von nilius
Zuletzt online: 1 Sekunde
Kategorie:
Test
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Aktualisiert
10. 12. 2009 um 16:44
10. 12. 2009 um 16:44
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