Spiel das Spiel der tausend Tode!
Velvet Assassin - Article - Spiel das Spiel der tausend Tode!
Velvet Assassin
26.07.09 17:13 Test
Das der Krieg nicht schön und auch kein Spaziergang ist, dürfte hinlänglich bekannt sein. Velvet Assassin kann diesen aber noch unangenehmer erscheinen lassen. Aber lest selbst, wie viele Qualen ei ...
Violette Summer, eine Frau die einem das Herz raubt. Sie ist sexy, gemein, hinterhältig und absolut tödlich. Zugegeben, vielleicht nicht die Art Frau, die man gerne zu Hause hinter dem Herd hätte, aber wir Männer suchen ja bekanntlich die Gefahr und lassen uns allzu oft auf etwas ein, das wir nicht mal im Ansatz kontrollieren können. Nicht das sich nachher einer beklagt, aber ich rate davon ab, mit Violette, wie ich sie vertraulich nennen darf, etwas festes anfangen zu wollen.

Das ich euch trotz meiner Warnung von ihr erzählen kann, vermag wohl meines außergewöhnlichen Talents obliegen, schwierige Situationen erfolgreich meistern zu können. Ja, ich habe die Missionen zusammen mit Miss Violette überstanden. Doch lest selbst, wie es mir dabei ergangen ist.

Der Einstieg
Zum Testen stand mir eine Version für den PC zur Verfügung, das diese auch eine dafür ist, versicherte mir der einzige Umstand, das diese auch auf meinen PC gestartet ist. Danach war ich mir allerdings gar nicht mehr so sicher. Velevet Assassin soll ein Schleich-Shooter sein. Das geht auch völlig in Ordnung, nur weiß ich aus Erfahrung, das in Shootern, und da gerade wenn ich diese auf einem PC spielen will, beim drücken bestimmte Tasten diese immer das gleiche tun. Aber in Velvet Assassin nicht. Hier haben die Entwickler irgendwie übersehen, das eine Tastatur in Kombination mit einer Mouse, eine verdammt gute Steuerung für Shooter Inhalte abgeben kann. Sorry werte Entwickler, wenn ich mich da einmische, es ist tatsächlich so. Ich muss mit meiner linken Mouse-Taste keine Tür aufmachen oder durch das Schlüsselloch schielen, mit dieser Taste muss ich nur eins, feuern...



Ich will mich im Grunde nicht wiederholen, aber in den letzten Test diverser Spiele fiel mir eins ganz besonders negativ auf. Wenn ein Spiel für den PC veröffentlicht wurde, war es noch lange keins für den selbigen, es war ein verdammtes Konsolenspiel, das komischerweise auch auf meinem PC läuft.
Einige Spiele hätten bestimmt eine bessere Wertung bekommen können, wenn sie auch so für die Plattform entwickelt worden wären, für die sie angepriesen sind. Das sich nun auch Velvet Assassin dort einreihen muss ist schade, denn dies ist für mich zu Beginn der schwerwiegendste Kritikpunkt, den ich anzubringen habe.
Aber dies haben wir nun geklärt, die Steuerung ist mal wieder völlig daneben. Sehen wir uns nun den Rest an.
Das Tutorial ist sehr gut gemacht und führt den verwirrten PC Spieler in die komplexe Steuerung ein. Das er da völlig gegen seine gewohnte Handlungsweise agieren muss, sei jetzt mal zur Kenntnis genommen.
Miss Summer hat den Auftrag hinter den feindlichen Linien bestimmte Punkte zu infiltrieren und einige Objekte zu zerstören. Das ist auch gut so, schließlich soll es den Deutschen ja nicht zu leicht gemacht werden, die Weltherrschaft zu erlangen. Der Plot ist daher kein neuer und auch in Velvet Assassin werden wir keine überraschende Wendung erleben.
Muss ich an dieser Stelle wirklich, das übliche bla bla schreiben, die Story ist die, die Charaktere sind so und der Feind macht das und so weiter...nein ich denke nicht...
Velvet Assassin versucht auch irgendwie etwas zu erzählen, aber genau dabei bleibt es auch. Im Jahre 2009 haben wir schon so einiges erlebt, gerade was den zweiten Weltkrieg anbelangt und da brauchen wir leider keinen weiteren müden Aufguss, zumal ja der Ausgang der Geschichte, quasi in jeder Wiki zum Thema schon steht. Mag sein, dass die reife Jugend heutzutage dem Thema vielleicht noch nicht so intensiv gegenüber stehen konnte, nun auch diese wollen wissen was damals passiert ist, jedoch kann Violette Summer dies nicht mal im Ansatz dem geneigten Konsument näher bringen. Auch wenn die Kill-Sequenzen, die nur vorbestimmt sind, und einzig die ausgewählte Waffe diese beeinflussen kann, wirklich sehr drastisch dargestellt werden, so entsprechen sie doch weniger einer Realität als eher der Gnadenlosigkeit des Krieges.
Was das Ganze aber wieder angenehm werden lässt, ist der Umstand das dass Spiel in englischer Sprache mit Untertitel daherkommt, jedoch die zwielichtigen Soldaten aus "Old Germany", deutsch sprechen. Diese sind durchweg gut motiviert gesprochen und haben gelegentlich auch einen richtigen Witz auf Tasche. Das ist sehr unterhaltsam und ich habe ihnen gerne zugehört.



Hat man nun die ersten Missionen überstanden und sich mit der Steuerung der Killer-Lady vertraut gemacht, akzeptiert das es keine freien Speicherplätze, sondern nur vorgegebene Save-Points gibt. In Kauf genommen das einige Dialoge nicht abgebrochen werden können und das der Tot einen schneller ereilt, als man ein kurzes und prägnantes Schimpfwort in den Raum werfen kann, um anschließend wieder beim letzten Speicherpunkt neu zu beginnen und dann das Spiel samt Computer immer noch nicht jenseits seiner vier Wände entsorgt hat, dann, ja dann ist man wirklich bereit sich auf Velvet Assassin einzulassen. Denn eins kann ich euch jetzt schon sagen, es wird nicht besser.

Der Spielverlauf
Die Missionen, die Fräulein Summer zu bewältigen hat, bieten in grafischer Hinsicht viel Abwechslung, sind wunderschön gemacht und so gut wie Fehlerfrei programmiert. Das es parallel dazu aber leider nur sehr wenig Handlungsfreiheit gibt, trübt das Spielerlebnis gewaltig. Im Grunde mache ich immer das gleiche. Ich schiele durch ein Schlüsselloch, sabotiere Sicherungen, verkleide mich, schiebe Kisten hin und her oder schleiche mich an feindliche Soldaten heran um ihnen den Splint aus ihrer Stabgranate zu ziehen. Sozusagen für ein explosives Erlebnis.
Ich kann meine Opfer in die Ecke zerren, Radioempfänger ausstellen um so Aufmerksamkeit der gelangweilten Wachen zu erzielen oder ich Pfeife mal kurz, was diese ebenfalls in meine Richtung kommen lässt.
Das hört sich alles nach viel an, aber das meiste brauch ich nur bedingt bis überhaupt nicht. Dabei stellt sich die KI auch mal wieder so selten dämlich an, das fast der Eindruck entstehen könnte, als stünde in irgendeinem Geschichtsbuch über deutsche Soldaten aus dem zweiten Weltkrieg, das diese mit einem IQ von über achtzig erst gar nicht zum Kriegsdienst zugelassen worden sind.
Ein Beispiel will ich an dieser Stelle kurz anführen. Schleiche ich mich in einen Raum, nah an die Wache heran und Pfeife, wird diese sofort hellhörig und will wissen was da vor sich geht. Vor Spannung kann ich es kaum aushalten und schleiche mich kurz wieder zur Tür hinaus um anschließend gleich in den Raum zurückzukehren. In den zwei Sekunden meiner Abwesenheit, muss der Wache etwas schreckliches passiert sein, denn sie hat den Vorfall komplett vergessen. Das gleiche kann ich auch machen, wenn ich auf diese harten Männer schieße und nicht treffen sollte, das hier nur mal als Tipp.
Das setzt sich nun von Level zu Level fort, wobei ich um meine Fähigkeiten etwas auszubauen, immer mal wieder kleine Sammelstücke finde, die mir Punkte einbringen, die ich dann in drei mögliche Ausbaustufen, Morphium, Schleichen und Stärke investieren kann.
Zum Beispiel in den durchaus von mir oft genutzten Morphium-Modus. In diesem spritze ich mir schnell eine kleine Dosis jenes schmerzlindernden Mittels und danach wechselt Violette in eine Art Traum-Sequenz, wo sie nicht mehr zwischen Realität und Fantasie unterscheiden kann. In diesem Zustand wird sie für wenige Sekunden unantastbar, aber das ist noch nicht alles, sie wird auch quasi nackt. Ist das nicht klasse, das Zeug? Damit kann ich schnell mal unbequeme Hindernisse ins Jenseits befördern und mich so aus schier unmöglichen Situationen retten.



Auch das Verkleiden muss ich in einigen Missionen über mich ergehen lassen. Denn kommen mir hier die Gegner zu nah, fliegt meine Tarnung auf und darf am letzten Savepoint einen erneuten Versuch starten. Das genau lässt auch wieder den Puls steigen, aber nicht vor Spannung, sondern vor Ärger. Das ich bestimmte Bereiche nur durch Trail&Error erfolgreich meistern kann, ist mehr als nur ärgerlich, was mir aber die Farbe in mein Silicon Valley gebräuntes Gesicht treibt ist die Tatsache, das ich den Quark, den ich zuvor schon durchgemacht habe, gleich nochmal üben darf. Wer hier keine Nerven aus Chrom-Vanadium besitzt, ist zum Scheitern verurteilt. Wobei ich an dieser Stelle noch anmerken will, das ich das Spiel im leichten Modus getestet habe.
Zusätzlich erschwerend kommt hinzu, das Munition und Waffen äußerst selten aufzufinden sind, was wohl auf die deutsche Ordnung zurückzuführen ist. Hier ist Sparsamkeit und Effizienz angesagt, sonst steht man schnell nur noch mit einem Dolch bewaffnet zwischen den Fronten.



Landschaftsmalerei und Blasmusik
Optisch kann mich Velevet Assassin komplett überzeugen. Die Umgebung wirkt glaubhaft und realistisch. Sie besitzt Atmosphäre und hat sehr gut in Szene gesetzte Beleuchtungseffekte. Stellenweise verschwimmt der Hintergrund bei schnellen Bewegungen, dies könnte aber auf Rechnern mit hoher Hardware kompensiert werden.
Gegner-Animation und auch Violette sehen recht passabel aus, und gehen somit völlig in Ordnung.
Auch die einzelnen Missionen unterscheiden sich gut von einander, was Abwechslung bringt. Die Traumsequenzen, die gescriptet eingespielt werden, sind durchweg gut gemacht, obwohl mir der Sinn in diesen jetzt nicht immer schlüssig war. Auch die Einführungen ins jeweils neue Level sind durchaus interessant gestaltet. Als Stilmittel wurde hier eine Art Fotoalbum mit bewegten Bildern herangezogen.
Alles in allem eine gute bis sehr gute Leistung, die hier die Jungs von den Replay Studios präsentiert haben.

Musikalisch kann ich mich überhaupt nicht beschweren. Guter Soundtrack, sehr gute Vertonung und auch stimmungsvoller Transport durch die Missionen. Besonders die gute bisweilen witzige Sprachausgabe der dämlichen Deutschen, hat einen hohen Unterhaltungswert. Was mich allerdings etwas gestört hat, war die karge Geräuschkulisse, dort hätte ich mir an einigen Stellen durchaus mehr gewünscht.

Fazit
Velvet Assassin ist ein sehr gut gemachtes Spiel, das einem bei entsprechender Ambition auch fesseln kann. Das Thema ist gut, die Story, na ja wer brauch die schon wenn es um das übliche WW II Thema geht, ist in Ordnung, die Grafik geht auf die zehn zu, die Spieldauer wäre wahrscheinlich um ein vielfaches kürzer, müsste man nicht immer und immer wieder von neuem beginnen. Hier kann der Spieler noch so vorsichtig sein, der Tot ist vorprogrammiert. Die fehlende Abwechslung in den Missionsinhalten trüben den Spielspaß noch zusätzlich, es gibt einfach zu wenig überraschendes und der Verlauf ist zu linear.
Auch die zahlreichen Fähigkeiten der Sexy-Killerqueen bleiben teils ungenutzt, weil sie schlichtweg unnötig sind. Hier wird wohl jeder seine Vorlieben entdecken und nutzen.
Der hohe Frustfaktor und die damit verbundene Motivationslosigkeit, sich bis zum bitteren Ende durchzukämpfen, degradieren Velvet Assassin eher zu einem Außenseiter Titel. Der breiten Masse dürfte ohnehin das Gameplay sowie dem Spielfluss nicht besonders zugeneigt sein. Hier sind harte Nerven und eine schier unmenschliche Geduld gefordert. Wer diese Eigenschaften nicht sein Eigen nennen kann, sollte die Finger von diesem Spiel lassen.
Das es trotz der vielen negativen Anführungen kein Reinfall geworden ist, verdankt das Spiel seiner hervorragenden Präsentation sowie dem motiviertem Gesamteindruck.
Erfahre hier, wie der Titel in unserer Wertung abgeschlossen hat.

KommentareInhalt:Kommentare

cahoo02.08.09 13:25
sehr geil geschrieben.
so ich werde es mir doch nicht kaufen^^

lieber auf der 360 daddeln
Logo for Velvet Assassin
Erstellt von nilius
Zuletzt online: 6 Stunden 43 Minuten
Kategorie:
Test
Veröffentlicht
Aktualisiert
26. 07. 2009 um 17:13
26. 07. 2009 um 17:13
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