USA vs Russland - mehr als nur ein Konflikt
Call of Duty: Modern Warfare 2 - Article - USA vs Russland - mehr als nur ein Konflikt
Call of Duty: Modern Warfare 2
14.11.09 21:58 Test
Infinity Ward präsentiert uns ihr neustes Meisterwerk. Hat es auch den Titel verdient, oder enttäuscht Modern Warfare 2 mehr als es begeistert? Wir geben euch einen objektiven Überblick über den N ...
Mehr als vierzig Stunden im Einzelspieler sowie im Mehrspieler von Call of Duty: Modern Warfare 2 liegen hinter uns. Infinity Ward neustes Werk war in den vergangenen Monaten Thema Nummer eins und beherrschte die Schlagzeilen wie kein anderes Spiel. Dabei mussten Fans der Reihe auch viele negative in diesem Zusammenhang, in Kauf nehmen. Gerade zum Höhepunkt der Medien-Offensive, schwang Activision mit Frontman Robert Bowling, die eiserne Keule in Richtung Fangemeinde.
Die Tatsache, dass erst kurz vor dem Release von Modern Warfare 2 die Bombe platzte, das keine Dedicated Server für den PC Bereich vorgesehen sind, und somit der eigentliche Grund für diese, sich den Titel zuzulegen, genommen wurde, denn die Mehrheit interessierte sich nur für den Mehrspieler Modus, sorgte für Unverständnis und Enttäuschung, wie man es so noch nie in der Spielegemeinschaft erlebt hatte.
Weltweite Protestbewegungen und Petitionen wurden ins Leben gerufen, um Infinity Ward unmissverständlich klar zu machen, das die PC Community und die darin befindlichen Modder und Mapper, sich nicht derart übergehen lassen wollen.
Alles zum Trotz, denn dies stieß auf taube Ohren bei den Entwicklern, diese hatten längst den Neuen Weg von Call of Duty beschlossen.

Wie sieht nun dieser Weg aus?

Beginnen wir mit dem Einzelspieler. Dieser startet in einem Armee Camp, wo wir Frischlingen eine kleine Unterweisung in Sachen, Feuerverhalten verpassen. Danach geht es in den gewohnten Einstiegsparkour, der schon aus Teil Eins gewissermaßen bekannt ist. Ist dieser absolviert, fragt das Spiel nach Schwierigkeitsgrad und - das ist neu - nach der Option bestimmte Inhalte der Missionen überspringen zu können, oder eben nicht. Denn hingegen zur internationalen Version, besitzt die deutsche eine kleine Einschränkung, was ein bestimmtes Level betrifft. Die Rede ist von der sogenannten Flughafenmission "Kein Russisch". In dieser begleiten wir nämlich den Bösewicht Makarov bei einer Massenerschießung von Zivilisten. Wer also meint, das er dies moralisch nicht vertreten kann, kann hier auf Nein klicken, wird dabei aber keine inhaltlichen Information verpassen.

Eine Fortsetzung verlangt immer nach Superlativen, mehr von allem quasi. In einer Kategorie trifft das auch auf jeden Fall zu. Noch heroischer, patriotischer und selbst verliebter kam wohl kaum ein Spiel dieses Genres auf den Markt. Was wir sicher aus unzähligen Heimatfilmen aus Hollywood schon so oft gehört haben, wurde hier nahezu bis zum Brechreiz zelebriert. "Wir sind die mächtigste Militärmacht in der Geschichte der Menschheit " und so weiter und so fort. Hier entsteht der Eindruck, das die Amerikaner irgendwie in einer Parallelwelt zu leben scheinen, zu der wir einfach keinen Zugang bekommen.


Diesmal befinden wir uns in einem USA vs Russland Konflikt. Aber keine Angst, dies ist nicht ganz so platt, wie es auf den ersten Blickt scheint, also fast.
Ab der ersten Mission, wovon es insgesamt achtzehn gibt, verteilt auf drei Akten, zeigt Infinty Ward, das sie es verstehen Unterhaltung zum Maßstab zu machen. In den nächsten fünf bis sieben Stunden erleben wir das gleiche Feuerwerk und Meisterwerk wie schon in Modern Warfare. Im Grunde hat sich nicht viel verändert, die einzelnen Missionen sind linear und schlauchartig aufgebaut. Viel Spielraum zum Erkunden gibt es nicht. Im stetigen Fluss werden wir durch die Story geführt, stets darauf bedacht, nie Langeweile aufkommen zu lassen. Die typischen Call of Duty Wendungen, die einen verdutzt drein blicken lassen sind genauso wieder mit von der Partie, wie lupenreines Shootergeballer der Extra-Klasse. Das die Modern Warfare Reihe in einer anderen Liga spielt, kann keiner anzweifeln, hier trifft perfektes Leveldesign auf geniale Unterhaltung, ohne wenn und aber.
Die einzelnen Missionen sind diesmal weniger Abwechlungsreich in ihrer Abfolge. Zum Ausgleich gibt es aber dafür Einlagen wie Schneemobile, Kletterpartien, Bootsfahrten und einen Abstecher ins All. Dies ist alles so leicht und unkompliziert eingebaut, das keine Frustmomente aufkommen sollten. Dramaturgisch sehr gut werden wir von einer Szene zur nächsten geleitet, sehen Rückblenden und Vorschauen auf Ereignisse, deren Zusammenhang sich erst im weiteren Verlauf ergeben.

Im Konflikt mit dem russischen Terroristen Makarov, der fünf Jahre nach dem Ende des ersten Teils angesetzt ist, schlüpfen wir in mehrere Charaktere, die wieder an verschiedenen Orten der Welt zum Einsatz kommen.
Alles wie gehabt will man meinen, doch ganz so ist es diesmal nicht, denn hier tun sich auch die ersten Schwächen des Nachfolgers auf, was zum Teil an den hohen Erwartungen liegen dürfte, die die Entwickler in den vergangen Monaten geschürt haben. Die geniale Führung durch die einzelnen Missionen, die unterschiedlichen Schauplätze, konnten im ersten Teil noch für offene Münder sorgen. Wer nun selbiges erwartet, wird zwangsweise enttäuscht werden. Denn Modern Warfare 2 kann das Niveau nur halten, nicht toppen. Für Einzelspieler bietet sich einfach an, zuerst Teil Eins zu spielen, um dann nahtlos in den zweiten übergehen zu können, auch wenn zu Beginn von MW2 auf die Ereignisse von vor fünf Jahren eingegangen wird. So wird man keine Beziehung zu den kultigen Figuren des Originals herstellen können, die wieder mit an Board sind.

Viel braucht über die Story nicht geschrieben werden, diese ist ähnlich oberflächlich, wie das amerikanische "Wir sind die Größten" Gehabe. Was in diesem Kontext wirklich schade ist, denn der Titel besitzt durchaus Potenzial für kleine Helden-Geschichten, wie wir sie aus Stirb Langsam zum Beispiel kennen.
Leider baut sich bei all den wechseln der Charaktere keine wirkliche Beziehung auf, mit der man sich identifizieren kann. Entschädigt werden wir aber dafür, mit den wirklich netten Wendungen die sich bis zum Ende des Spieles ergeben. Apropos Ende, das lassen wir jetzt mal unerwähnt, darüber sollte sich jeder seine eigene Meinung bilden. Wären wir davon umgehauen worden, hätte sich das hier bestimmt in einem Satz wiedergefunden.

Ansonsten bleibt nur noch zu sagen, der Einzelspieler gehört nach wie vor zu den Besten seines Genres. In keinem anderen Spiel wird moderner Krieg so massenkompatibel umgesetzt und inszeniert, wie in Modern Warfare 2. Einzig die kurze Spieldauer und die vermisste Steigerung, schmälert das Spielvergnügen für Veteranen der Reihe.

Verlieren wir noch ein paar Wörter zum Gameplay und zur Grafik des Spiels. Wie schon im ersten Teil, sind die Bewegungen und die Animationen der NPC´s nahezu perfekt in Szene gesetzt. Hier konnte Infinity Ward sicher noch ein paar Punkte plus machen. Wirklich überraschendes gibt es aber nicht zu sehen, was auch schwer auf diesem Niveau ist, keine Frage.
Fast jedes Objekt lässt sich in seine Bestandteile zerlegen, was spektakulär ausschaut. So lassen sich zum Beispiel Autoreifen plätten oder Reisekoffer zerlegen. Umher stehende Kartons lassen sich in tausend Einzelteile zerfetzen.
Die Waffenauswahl ist wieder riesig und fügt sich perfekt ins Spielgeschehen ein. Besonders die lenkbaren Zielraketen, die neu integriert wurden, machen richtig Laune. Diese kommen dann auch gleich mehrfach zum Einsatz, genauso wie die Sniper-Sequenzen. Allerdings erreichen sie nicht mehr die Klasse und die Spannung wie in Teil Eins.

Die Menüführung wurde neu gestaltet. Dieser ist eine deutlichen Konsolenlastigkeit anzumerken und wirkt im Gegensatz zum Rest des Spiels, als hätte man hier den Hausmeister nach Feierabend dran werkeln lassen. Sie ist praktikabel und leicht zu bedienen, doch sehen wir uns die Ladebildschirme zwischen den Missionen an, liegen da zwei grafische Welten weit auseinander. Im Spiel selber ist dann davon nichts mehr zu spüren, hier haben die Entwickler wieder ihre ganze Stärke ausgespielt. Jede Karte ist bis ins kleinste Details durchgestylt. Bis auf wenige Ausnahmen, zum Beispiel in Häusern die wir nicht betreten können, wurde schlicht auch keine Inneneinrichtung platziert. Vielleicht sind die Bewohner ja auch Hals über Kopf ausgezogen, angesichts der drohenden Kriegshandlungen. Wer weiß.
Trotzdem gehört der Titel zur Oberklasse seines Genres, und das merkt man diesem auch in jeder Sekunde an.


Der Multiplayer - das Ende vom Anfang
Das Call of Duty 4 zum meistgespielten Online Shooter avanciert ist, neben einem Counter Strike, mag niemanden verwundern, denn dort stimmte einfach alles. Um so größer war die Hoffnung, das auch in der Fortsetzung dort weiter gemacht wurde, wie einst begonnen. Leider haben sich hier die Macher zu einem gravierenden Schritt durch gerungen, der so gar nicht auf positive Resonanz stieß in der PC Gemeinde. Es hätte alles so perfekt sein können, denn der Mehrspieler-Modus kann auf ganzer Linie überzeugen. Mit seinen zahlreichen Herausforderungen, Titeln, Emblemen und Rufzeichen, sorgt dieser für reichlich Anregung und Motivation. Auch die Levelgrenze wurde deutlich angehoben, was alles wunderbare Mittel sind, die für einen anhaltenden Spielspaß sorgen werden. Doch dann baut Infinity Ward ihr hauseigenes IWnet plus neuem Matchmaking-System ein. Was bedeutet dies genau? Ganz einfach, ein Spiel lebt nach dem Erscheinen entweder von Erweiterungen seitens der Entwickler, oder eben von der Community die sich um Neuerungen bemüht. Da erstere weniger daran interessiert sind, schon aus Kostengründen, weiterhin viel Arbeit zu investieren, waren es meist die Modder und Mapper, die ein Spiel am Leben gehalten haben.

Dies wird nun mit dem neuen System nicht mehr möglich sein, denn die Dedicated Server, also Server die Clans oder Teams selber hosten können, in dem sie sich irgendwo einen eigenen Root oder Gameserver mieten, sind Geschichte. Von nun an müssen Spieler damit vorlieb nehmen, was sie über das IWnet von Infinity Ward vorgesetzt bekommen. Das gleiche gilt auch für die Matches, die gespielt werden wollen.
Das Prinzip ist für reine Public Spieler, also Spieler die sich in keiner Clangemeinschaft zusammen finden, perfekt. Mehrspieler starten, Match-Modus wählen und los zocken.
Was sich in der Theorie einfach anhört, hat aber in der Praxis deutliche Schwächen, die wir beim Testen schon nach wenigen Stunden ärgerlicher Weise zu spüren bekamen.
So hatten wir mit ständigen Disconnects und Host-Migrationen zu kämpfen. Die Rundenzeiten sind einfach viel zu kurz, Wartezeiten zu lang, so dass ein flüssiges spielen irgendwie nicht aufkommen will. Dann der permanente Wechsel von Mitspielern. Hier geht man in der Masse unter und verkommt zur Belanglosigkeit.
Clans die nun gerne zusammen auf einem Server spielen wollen, können dank Steam auch im Spiel miteinander kommunizieren. Das System ist sicher noch nicht perfekt ausgereift, funktioniert aber nach einer gewissen Einarbeitungszeit schon recht gut. Wer zudem noch mit eigenem Clan Tag auftreten will, legt diese bequem in seinem Steam Profil an. Allerdings kann für alle Spiele die einen Steam-Account benötigen, immer nur ein Profilname angelegt werden.


Ob all diese Restriktionen auf Dauer ein "wir Gefühl" erzeugen können, bleibt abzuwarten. Fakt ist, hier muss die PC Gemeinde gewaltig umdenken, sollte sich das neue Matchmaking System als Standard durchsetzen. Und wer die Szene in vergangener Zeit beobachtet hat, ahnt da schon schlimmes.
Wie sollen wir nun also einen Mehrspieler bewerten, der in seiner Gesamtheit wieder einmal zum Non Plus Ultra zählt, aber ebenso kontrovers daherkommt, wie kein anderer.

Fazit
Call of Duty: Modern Warfare 2 bietet einen gelungenen Einzelspieler sowie ein grandiosen Mehrspieler. Die relativ kurze Spielzeit von fünf bis sieben Stunden im Singleplayer versuchen die Entwickler mit verschiedenen Modi wett zu machen, was auch durchaus legitim ist. Das hier nur ein schnell zusammengeschusterter Singeleplayer vorliegt, kann man diesen also nicht vorwerfen, denn wie schon im ersten Teil bekommen wir hier erstklassiges Entertainment geboten. Das Infinity Ward sich nicht wirklich steigern konnte, mag man ihnen auch nicht direkt ankreiden wollen, das Niveau wurde auf jeden Fall gehalten.
Der Mehrspieler mag auf den ersten Blick eine herbe Enttäuschung sein, doch letztendlich bleibt es jedem selbst überlassen, sich Bevormunden und drangsalieren zu lassen. Wer mit all dem umgehen kann, bekommt einen der besten Online-Shooter unserer Zeit geboten. Für den normalen Public Spieler, der nur mal eben schnell ein paar Runden Ablenkung sucht, ist das neue Matchmaking-System plus IWNet und plus Steam Pflicht eine perfekte Sache. Kein Kummer mehr mit Updates und der gleichen. Sicher wird dieser auch eher bereit sein, seinen Geldbeutel zu lockern, wenn es um zusätzliche Inhalte geht.
Für den ambitionierten Hobby-Zocker allerdings sind die Neuerungen keine Verbesserung, ganz im Gegenteil. Das Versprechen seitens der Entwickler, das einige gewinnen und andere nichts verlieren werden, ging mal wieder in die Hose, wie so vieles in den letzten Monaten, was Politik und der Umgang mit der Fangemeinde der Serie anbelangt. Selten wurde der Konsument so konsequent hinters Licht geführt wie mit dem Erscheinen von Modern Warfare 2.
Erfahre hier, wie der Titel in unserer Wertung abgeschlossen hat.

KommentareInhalt:Kommentare

Seb6614.11.09 22:39
Sehr sehr schöner und langer Bericht. War sicherlich nicht einfach diesen zu verfassen.
Lord|Schirmer14.11.09 23:11
Respekt! Good work!
Overthon15.11.09 00:16
fast schon zu objektiv muss man sagen, aber geiler test, absolut !
alle aussagen darin unterschreibe ich so !
Laslo_die_Ente15.11.09 12:30
Sehr guter Bericht, kann ich so zu 100% unterschreiben.

Note:1!
NOVA15.11.09 15:13
Kann ich nur zustimmen vorallem dem letzten satz.

(Langzeitmotivation sehe ich für die Zukunft aber trotzdem nicht.)
Fatal1921011.12.09 01:40
Richtig Nova.......
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Erstellt von nilius
Zuletzt online: 6 Stunden 43 Minuten
Kategorie:
Test
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Aktualisiert
14. 11. 2009 um 21:58
14. 11. 2009 um 21:58
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