Kämpfe wie ein Tier!
Medal of Honor - Article - Kämpfe wie ein Tier!
Medal of Honor
13.10.10 18:51 Test
Das im Vorfeld so hoch gepriesene Shooter-Erlebnis haben wir uns genauer angesehen. Kann sich Medal of Honor als wiederbelebt bezeichnen oder stirbt hier qualvoll ein weiterer Versuch? Der Test zum Ei ...
Es sollte eine Kampfansage an die aktuelle Konkurrenz werden, die sich Electronic Arts mit Medal of Honor vorgenommen hat. Hier sollte nicht nur eine tot geweihte Serie neu wiederbelebt werden, sondern man wollte auch auf den obersten Plätzen einen neuen Shooter etablieren.
Alle Zeichen im Vorfeld sprachen dafür, dass dies auch gelingen könnte, zumal man sich kritischer mit dem angeschlagenem Genre auseinander setzen wollte, als es zum Beispiel der Platzhirsch Call of Duty: Modern Warfare tat.


Nach weniger als sechs Stunden im Einzelspieler bin ich aber etwas schlauer, was mich zu der Prognose veranlasst, dass hier kein neuer Anwärter auf den Thron der Militär-Shooter auf uns zukommt. Sah doch alles so viel versprechend aus, Bärte tragende Elite Tier 1 Kämpfer, die einfach nur Sau cool sind. Ein modernes Afghanistan-Setting, denn gerade dass dürfte heutigen Spielern auf der Seele brennen, den Kampf selbst in die Hand nehmen zu können, gegen die schiere Allmacht der Taliban und ihren blinden Gläubigern. So legte EA viel Wert auf eine entsprechend glaubwürdige Präsentation in den letzten Monaten.

So wurden die Entwickler nicht müde zu erwähnen, dass man sehr eng mit dem Militär zusammen arbeite und darauf achte, dem Spieler einen realistischen Eindruck über Kampfhandlungen im nahen Osten zu vermitteln. Löblicher Ansatz wie man meinen könnte, ob es dem Spiel wirklich gut getan hat, darf bezweifelt werden.


Erste große Hürde die genommen werden musste, waren die beiden unterschiedlichen Engines für den Einzel-und Mehrspieler. So kommt zum einen die Unreal Engine 3 und die schon aus Battlefield: Bad Company 2 bekannte Frostbite Engine zum Einsatz.
EA Los Angeles, das erst 2010 in Danger Close umbenannt worden ist, war also für den Singleplayer Modus zuständig. Die konnten ja schon vor einigen Jahren mit Medal of Honor Erfahrung sammeln und dabei nicht nur positive, wenn ich mich an "Airborne" zurück erinnere.
Zielsetzung war diesmal einen herausragenden Shooter zu entwickeln und gleichzeitig eine Art Monument für gefallene Soldaten zu schaffen, welches Respekt und Anerkennung zollen soll.
So erzählen uns die Entwickler die Geschichte einer Tier 1 Einheit, wobei wir auch als Ranger unterwegs sind, die an unterschiedlichen Schauplätzen mit den verschiedensten Situationen klar kommen müssen. Als Spieler wechseln wir in den zehn Missionen, die in Prolog, Tag 1 und Tag 2 unterteilt sind, mehrmals den Charakter und bekommen so verschiedene Blickwinkel zu Gesicht.
Immer über Funk verbunden, erhalten wir unsere Befehle und wissen so genau, was es zu tun gibt. Auch hilfreich, sollte die Orientierung mal verloren gehen, ob Mother, Voodoo oder Preacher, sie werden nicht müde uns den Weg zu weisen. Alternativ kann auch über die Tab-Taste das nächste Ziel eingesehen werden. In diesem Zusammenhang auch ein wenig Witz mit von der Partie, so musste ich schmunzeln, als ich in einer Sniper-Mission mir zu lange Zeit beim Zielen gelassen hatte, und den Satz vernahm: Kann mal einer Rabbit wecken!


Damit wir auch so richtig das Gefühl bekommen, Teil eines Teams zu sein, gibt es sogenannte Kameradschaftshilfe, wo wir uns gegenseitig über eine Mauer helfen oder ganz klassisch Räuberleiter machen. Alles durch und durch gescriptet, aber ganz nett hin bekommen. Zusätzlich können wir unsere Kameraden nach Munition fragen, sollte die uns ausgegangen sein.
Haben wir im Kampf einen Bergkrieger seine Knarre abgenommen, so müssen wir fortan Nachschub im Felde suchen, denn Tier und Co bemerken dies und verwehren uns zusätzliches Schussmaterial.
Auf dem Schwierigkeitsgrad Mittel gab es aber keinerlei Probleme hinsichtlich zu wenig Munition, denn im Gegensatz zu uns, geht unseren Kumpels nämlich nie die Muni aus, irgendwie etwas unfair.
So sind wir bei den Einsätzen meist zu zweit unterwegs oder auf der Suche nach dem verschollenen Rest der Truppe. Wir selber haben keine Stimme, werden aber immer wieder angesprochen, wenn ein Aufgabenbereich bei uns liegt. So sollen wir Türen eintreten, Licht ausschalten oder bestimmte Stellen markieren, die dann per Luftangriff beschossen werden.
Selbstverständlich haben hier die Entwickler versucht, dies so abwechslungsreich wie nur möglich zu gestalten. Allerdings bleibt es leider nur bei dem Versuch, denn wirklich unterhaltend ist es nur sehr sehr selten. So werden nur Standard-Events nach und nach abgespult. Das hört sich jetzt sicher drastischer an als es im Spiel selber dann ist, denn es funktioniert ja auch.

Wo wir auch schon bei den einzelnen Missionen angelangt sind. So wie eingangs beschrieben, gibt es davon zehn, die genauso wie in herkömmlichen Shootern durch recht nett gemachte Videosequenzen miteinander verbunden werden.
Gelegentlich kam der Eindruck auf, dass hier Danger Close es ein wenig zu gut meinte, denn einige Einleitungen der Missionen wurden zusätzlich noch mit gescripteten Sequenzen versehen, wo wir nur zum Zuschauen verdammt sind.
Was das Thema Abwechslung betrifft, sollte jetzt niemand vom Hocker gehauen werden. Medal of Honor ist quasi die Lightversion eines Modern Warfare und da ist es sogar egal, ob man den ersten oder zweiten Teil nimmt.
Irgendwie schaffen es die Entwickler nicht, richtige Spannung zu erzeugen. Alles geht an einem lustlos vorüber, wobei es nicht einmal langweilt. Es fehlen nur einfach Ereignisse, die uns als Spieler überraschen oder richtig fordern.


Neben den vielen teils belanglosen Aufträgen ist mir aber eine Situation als wirklich gelungen in Erinnerung geblieben, nämlich als mein Team am Fuße eines Berges von einer Million Taliban Kämpfern unter Beschuss genommen wurde. Nach kurzer Zeit ging uns die Munition aus und es hieß, wenn ich schon sterben muss, dann nehme ich so viele Bastarde wie nur möglich mit und immer wieder der Satz, das ist mein letztes Magazin. Hier hatte ich kurz das Gefühl, in echter Not zu sein und vielleicht eine überraschende Wende im Spiel zu erleben.
Nach und nach sprengten sie unsere Deckung in Stücke und fast schien es so, als könnten wir sie tatsächlich nicht aufhalten und würden überrannt werden.
Tja dann doch nicht, weil ganz plötzlich aus dem Nichts einige Helikopter auftauchten, aber nichtsdestotrotz war dies eine gelungene Sequenz, dir mir den Puls in die Höhe schießen ließ. Von solchen Momenten hätte es gerne mehr geben können.


So lag es vielleicht auch nicht nur an den Missionen selber, die mit Sniper-Aufträgen, Helikopter-Einsätzen oder Flächenbombardements bis hin zu Quad Fahrten oder kleinen Schleich-Einlagen im Grunde recht ordentlich waren, sondern vielmehr an die außergewöhnlich auffällige KI der Gebetsteppich-Küsser. Denn die war quasi nicht vorhanden. Nicht das ihnen da sowieso viel zugetraut werden würde, aber he EA, so realistisch muss es ja dann doch nicht sein.
So interessierte es den wenigsten, dass wir sie gerade unter Dauerbeschuss hatten, nein die schauten sich lieber in der Gegend um, als seien sie Ostdeutsche Touristen nach dem Mauerfall.
Selbst einige die sich neben einem befanden, kamen nicht auf die Idee auch mal zurück zu schießen.
Hier hätten die Entwickler ruhig ein wenig die Stellschrauben anziehen können, dann wäre dem ein oder anderen vielleicht doch mal der Puls mehrmals angestiegen. An dieser Stelle kann auch ruhig erwähnt werden, dass während der gesamten Spielzeit immer wieder kleine Bugs aufgefallen sind und einen nicht gerade runden Eindruck hinterließen.

Apropos Puls, damit dieser wirklich permanent auf Schallgeschwindigkeit gehalten wird, haben Danger Close uns einen sogenannten Tier 1 Modus spendiert. Dieser wird online gespielt und besitzt eine Art Rangliste. Hier spielen wir alle Missionen noch einmal nach, nur diesmal unter bestimmten Zeitvorgaben. Zudem agieren die Turban-Träger auch etwas aggressiver und verursachen mehr Schaden. Munition gibt es auch keine mehr vom Kameraden und die Kontrollpunkte wurden deaktiviert, sodass wir den Level von vorne beginnen müssen, sollten wir das Zeitliche segnen.
Der Modus ist durchaus lobenswert, da hier der Spieler motiviert wird, den Einzelspieler abermals zu spielen. Zusätzlich gibt es Markierungen die uns den Fortschritt unsere Freunde anzeigen, wie weit sie schon voran gekommen sind.


Bleiben noch ein paar Worte zum Sound zu verlieren. Hier sollte der Vergleich zwischen Einzel-und Mehrspieler mal am eigenen Ohr überprüft werden. Denn da liegen Welten dazwischen. Das was wir im MP Modus um die Ohren geballert bekommen, ist ein Gewitter mit Sturm, Orkan und Weltuntergang gleichzeitig, dagegen kommt der SP daher wie laues Lüftchen.
Davon abgesehen, dass die deutsche Synchronisation gelungen ist, sind Waffen oder Granaten Sounds einfach nur müde.
Wieso das so gravierende Unterschiede sind, sollten uns die Entwickler bitte mal erklären.

Fazit
Insgesamt kann also von einem durchschnittlichen Standard-Shooter gesprochen werden, der sich nichts traut aber der auch nicht wirklich langweilt. Um jedoch an vorderster Front mitmischen zu wollen, hat Danger Close einfach zu wenig abgeliefert, da wird ein Call of Duty: Black Ops wohl mehr zu bieten haben. Wer nicht bis November warten will und außerdem vorhat, den Mehrspieler zu nutzen, kann beruhigt zugreifen. Medal of Honor ist ein gutes Spiel und mit dem Tier 1 Modus auch für mehr als nur sechs Stunden geeignet.
Für eine höhere Wertung hat es leider nicht gereicht, da die Limited Edition die auch der Verkaufsversion entspricht, die uns zur Verfügung stand, permanent abgestürzt ist und den Rechner sogar zum Neustart zwang. Zudem ließ sich auch kaum ein Tier 1 Match zu Ende spielen, ohne dass das Spiel sich aufgehängt hat. Zählt man jetzt noch die KI und die groben Bugs im Spiel zusammen, ist Punktabzug unausweichlich.

Den Mehrspieler werden wir in einem extra Test genauer begutachten und etwas später nachreichen.
Medal of Honor - Der Einzelspieler Test
Erfahre hier, wie der Titel in unserer Wertung abgeschlossen hat.

KommentareInhalt:Kommentare

SpeCieS13.10.10 20:43
Schön geschriebener Artikel, dennoch kann ich nicht behaupten, dass es immer einfach war die Gegner zu erschießen und auch von Abstürzen war keine Spur. Im "Hard"-Modus macht sowieso jeder Shooter erst wirklich Sinn. Aber die Grundaussage ist richtig, viel zu kurz und leider nicht wirklich etwas Neues. Übrigens fand ich die Soundkullisse im Singleplayer super.
NOVA14.10.10 08:07
Ich lese hir nichts von CoOp schade ich denke den SP online noch mal mit Freunden zocken zu können würde mehr spaß machen.
nilius14.10.10 08:53
Da dies die PC Review ist, gibt es keinen CoOp Modus im Sinne das man zusammen Spielen kann. Dafür ist der Tier 1 Modus gedacht.
Lord|Schirmer16.10.10 15:51
Abgesehen von ein paar Bugs und der zu starken gesteuerten Handlung ist es ein gutes Spiel. Gefallen haben mir auf jedem Fall die Effekte und der Sound. Plötzlich vor einem aufpopende Gegner und Massen aus den Bergen springende Gegner zerstören jedoch die teilweise gut gelungene Spielgefühl!
Laslo_die_Ente17.11.10 17:43
Finde das Ende richtig gut und ergreifend.
Damit rechnet man echt nicht. Die letzte Szene deutet auf einen 2ten Teil hin, kommt mir vor wie in so manchem Kinofilm.


Ansich ist die Kampagne nicht schlecht auch wenn an vielen Stellen mehr Potenzial gewesen wäre.

Aber ich finde es kommt oft sehr gut die Verzweiflung der Soldaten und die Aussichtslosigkeit der Situationen rüber, dass einzige was dieses Gefühl trübt ist das man unendlich Munition hat.
Logo for Medal of Honor
Erstellt von nilius
Zuletzt online: 3 Stunden 14 Minuten
Kategorie:
Test
Veröffentlicht
Aktualisiert
13. 10. 2010 um 18:51
13. 10. 2010 um 18:51
1779
Einzelaufrufe
50
ePoints verdient durch Artikel